Brief 333

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Salut,

Du fragst dich wohl nicht, was alles passiert ist, du schläfst, wirst irgendwann einmal aufwachen, auf deine Bildschirme schauen, sehen, dass ich dir geschrieben habe. Viel geschrieben habe. So viel ist passiert seit deiner letzten Nachricht. Werner ist wieder zu Hause, er lebt noch, was will ich mehr?

Ich weine jede Nacht, zittere im Schlaf, schwitze, erwache immer wieder. Werner ist jede Nacht aufgewacht, muss auf die Toilette - ich höre ihn würgen. Ich steh auch auf, gehe in die Küche, mache Pfefferminztee, warte an der Spüle, nippe an meinem Wasser. Werner kommt hinzu, nimmt sich eine Tasse Tee, trinkt diese, holt sich dann ein Zimmerwarmes Cola. Jede Nacht, Routine. Dann spickt er sich ein paar Tabletten - die Medikamente machen ihn Krank, die Tabletten heilen ihn. Ich hoffe es. Nicht mehr lange. Ich vertraue auf unsere Medizin. Ich bete.

Werner geht dann meistens ins Bett, ich stehe noch in der Küche, trinke auch einen Schluck Cola, muss dann wieder die Zähne putzen. Ich denke viel nach, ich denke nichts, nur ein Loch, leere, ein Zittern.

Wie lange soll das noch so gehen?

Ich werde Krank, ich fühle mich nicht mehr so gut, vielleicht ist es ja auch nur die Schwangerschaft - ich weiss es nicht.

Gute Nacht,

deine Maya


Briefe vom MarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt