Brandt x Havertz - mpreg (Teil 3)

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Kais PoV

Ich liebte Julian, ich freute mich darüber, dass er seit einigen Wochen bei mir in London wohnte und ich konnte es kaum erwarten, unser Baby kennenzulernen, aber es gab Tage an denen mich mein Freund an den Rand der Verzweiflung trieb. Ich hatte schon einige schwangere Personen kennengelernt, doch entweder hatten diese sich besser im Griff gehabt oder die Schwangerschaftshormone hatten nicht so eine extreme Wirkung wie bei Julian. Der Blonde war seit dem fünften Schwangerschaftsmonat extrem sensibel geworden und hatte zudem ziemliche Stimmungsschwankungen, was keine gute Mischung darstellte. Es war inzwischen soweit, dass ich mir jedes Wort, welches ich sagte, zweimal überlegte, ehe ich es aussprach. Meine dadurch zum Teil verzögerten Antworten trugen jedoch auch nicht zur Verbesserung der Situation bei. Ich hoffte noch immer, dass es irgendwann besser werden würde. 

Der Kreis der Eingeweihten begrenzte sich noch immer auf die beiden Mannschaftsärzte, Julian, mich und Joshua Kimmich. Lediglich Leon Goretzka war dazu gekommen, da dieser durch Josh davon erfahren hatte. Die beiden Bayern-Spieler waren uns wirklich eine Hilfe, da sie bereits ihre eigenen Erfahrungen gesammelt hatten. Gerade Josh war in den letzten Wochen zu einer engen Bezugsperson von Julian geworden. Da der Mittelfeldspieler derzeit ebenfalls wegen einer Schwangerschaft pausiert, hatte er auch ausreichend Zeit, um mit Julian zu telefonieren. Zumindest war mein Freund der Meinung. Ich hatte aufgegeben ihm zu erzählen, dass Joshua vielleicht auch anderes und vermutlich auch besseres zu tun hatte, als sich Jules Probleme anzuhören. Da ich keinen weiteren Streit wegen dieses Themas riskieren wollte, musste Josh die täglichen Anrufe halt über sich ergehen lassen. 

Das Thema, wann wir es unseren Familien, Freunden und Mannschaftskollegen erzählen wollten, schwiegen wir genau so tot, wie die Planung unserer Zukunft. Für die Zeit direkt nach der Geburt stand fest, dass Jule und das Baby noch in London bleiben würden. Doch war ich mir sicher, dass Julian noch nicht bereit war, seine Karriere zu beenden. Mir ging es nicht anders. Ein gemeinsamer Alltag war aber unmöglich, wenn ich in London und er in Dortmund spielte. Einer von uns würde wechseln müssen. Doch wer wann wohin wechseln könnte, war eine Diskussion, die wir aufschoben. Vor allem war es eine Diskussion, die ich mit Julian in seinem aktuellen Zustand auf gar keinen Fall führen wollte. Es würde nur mit Geschrei, Tränen oder beides gleichzeitig enden. 

  "Kai?", ertönte Julians Stimme von irgendwo aus der Wohnung. Ich hatte es mir erst kurz zuvor mit meinem Handy auf dem Sofa bequem gemacht, nachdem ich vom Training nach Hause gekommen war. Ehe ich antworten konnte, tauchte mein Freund auch schon im Türrahmen auf. "Ich habe Hunger", jammerte er, während er auf mich zu kam. Der Ältere setzte sich neben mich, legte seinen Kopf auf meine Schulter und schaute mit Hundeblick zu mir auf. 

  "Hey", begrüßte ich ihn erstmal, wobei ich mich vorlehnte und einen kurzen Kuss auf seinen Lippen platzierte. "Wie geht's euch?" Lächelnd legte ich eine Hand auf Jules Babybauch. 

  "Hörst du mir nicht zu? Ich habe Hunger ... wir haben Hunger."

  "Ich geh gleich einkaufen. Was möchtest du denn essen?"

  "Warum warst du nicht direkt nach dem Training einkaufen? Dann hätten wir jetzt schon essen können."

  "Weil ich erstmal schauen wollte, was wir noch da haben."

  "Vom Sofa aus?"

  "Ich habe mich doch nur fünf Minuten mal hingesetzt."

  "Fünf Minuten in denen ich hungern musste." 

  "Wenn du mir sagst, was du essen möchtest, kann ich gleich los gehen." 

  "Es interessiert dich doch eh nicht, ob ich Hunger habe, sonst wärst du schon längst einkaufen gewesen oder hättest gar nicht zugelassen, dass der Kühlschrank so leer ist." Beim Reden stand Julian wieder auf, was mit dem schon ziemlich großen Babybauch gar nicht so einfach zu sein schien. Seufzend ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen, woraufhin sich Julians Blick jedoch sofort weiter verfinsterte. "Tut mir leid, dass ich existiere und dich nerve." Tränen schimmerten in seinen Augen, weswegen ich sofort aufstand, um meinen Freund in den Arm zu nehmen. Jule wich mir jedoch aus. "Lass mich doch einfach in Ruhe. Dann gehe ich halt mit Jemand anderen etwas essen, damit ich dich nicht noch weiter belaste." 

  "Jule", sprach ich ihn ruhig an, wobei ich nach seiner Hand griff. Diese entzog mir der BVB-Spieler jedoch direkt wieder und lief in Richtung Schlafzimmer, in welches er verschwand. Hinter sich knallte Julian die Tür zu. Verzweifelt fuhr ich mir mit einer Hand durch die Haare, während ich auf die verschlossene Tür schaute. Ich überbrückte die letzten Schritte bis zur Tür, um zögerlich anzuklopfen. 

  "Hau ab!", kam es aus dem Inneren des Schlafzimmers. Statt zu gehen versuchte ich die Tür zu öffnen, welche jedoch abgeschlossen war. Seufzend lehnte ich meine Stirn gegen das Holz. 

  "Mach bitte auf, Jule", bat ich, erhielt jedoch keine Antwort. "Es tut mir leid, dass ich nicht sofort nach dem Training einkaufen gegangen bin. Das war ein Fehler. Wie wäre es, wenn ich jetzt eben gehen und uns aufm Rückweg noch was vom Italiener mitbringe? Dann müssen wir auch nichts mehr kochen, sondern können direkt essen." In den letzten Wochen hatte ich mich für unzählige Dinge entschuldigt, die mir eigentlich nicht leid taten. Auch dieses Mal sah ich die Tatsache, dass ich erst nach Hause gefahren war, um nach Jule zu schauen und um eine Einkaufsliste zu erstellen, nicht als Fehler an. Es war jedoch deutlich leichter mich einfach zu entschuldigen, als Julian von meiner Meinung zu überzeugen. Nach unzähligen Streiten hatte ich aus meinen Fehlern gelernt. "Kannst du zumindest kurz antworten, damit ich weiß, dass es dir gut geht?" 

  "Geh", forderte er. 

  "Okay, ich geh Essen besorgen. Wenn irgendwas ist, ruf mich bitte an ... oder sonst zumindest Josh. Ich liebe dich, Jule, bis gleich." Schweren Herzens gab ich nach und ließ Julian vorerst in Ruhe. Ich war mir sicher, dass er spätestens, wenn ich mit dem Essen zurück war, das Schlafzimmer wieder verlassen würde und auch wieder mit sich reden ließ. 

Ich zog mir also meine Schuhe an, schnappte mir meine Sachen und verließ die Wohnung. 

Aufm Weg zum Supermarkt bestellte ich Essen beim Italiener, welches ich nach dem Einkauf aufm Rückweg abholte. Schließlich war ich circa vierzig Minuten weg gewesen. Normalerweise hätte die Zeit gereicht, damit Julian sich zumindest einigermaßen beruhigt hatte. 

Als ich jedoch die Wohnung betrat und seinen Namen rief, erhielt ich keine Antwort. Ich stellte den Einkauf, sowie unser Essen in der Küche ab, ehe ich Richtung Schlafzimmer lief, wo ich anklopfte. 

  "Jule, das Essen ist da. Magst du mit in die Küche kommen?" Es blieb still. Ich klopfte erneut, doch erhielt noch immer keine Reaktion, weswegen ich versuchte die Tür zu öffnen. Tatsächlich hatte mein Freund die Tür zwischenzeitlich aufgeschlossen. Als ich den Raum betrat, musste ich allerdings feststellen, dass Julian sich dort gar nicht mehr aufhielt. Ich rief noch einmal seinen Namen, während ich die restlichen Räume der Wohnung absuchte. Es fehlte jede Spur von ihm. Meine Anrufe wurden nicht angenommen, stattdessen sprang jedes Mal direkt die Mailbox an. Da auch meine WhatsApp-Nachrichten nicht ankamen, vermutete ich, dass er sein Handy ausgeschaltet hatte. 

Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare. 

Egal wie heftig wir uns in den letzten Wochen gestritten hatten oder wie viele Tränen Jule vergossen hatte, er war nie einfach gegangen und schon gar nicht ohne erreichbar zu sein. Er musste doch wissen, dass ich mir Sorgen machen würde. 

Immer wieder versuchte ich ihn zu erreichen, doch ohne Erfolg.

Schließlich musste ich mir eingestehen, dass ich wohl warten müsste bis Jule von sich aus wieder Kontakt zu mir haben wollte. 

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