Brandt x Havertz - Geburtstag

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Julians PoV

Der 2. Mai ... Seitdem ich Erwachsen war,  zählte ich nicht mehr die Tage oder wie oft ich noch schlafen musste, bis es endlich soweit war. Die Aufregung hielt mich nicht mehr wach. Es war beinahe ein Tag wieder jeder andere auch. Zumindest war es lange Zeit so gewesen. 

Dann trat Kai in mein Leben und ein Teil der Vorfreude kehrte zurück, wenn auch nicht mehr so extrem wie als Kind. Ich begann zu rätseln, was er mir schenken würde und konnte leider nicht abstreiten, dass ich mich ab Mitte April immer etwas genauer in seiner Wohnung umgesehen hatte in der Hoffnung einen Hinweis zu entdecken. 

Im letzten Jahr wurde ich viel zu früh von meinem Freund geweckt, worüber ich jedoch nur einen winzigen Moment sauer sein konnte. Ohne Grund hätte Kai mich niemals am Ausschlafen gehindert, da er es dafür selbst viel zu sehr liebte. Ich sollte mit meinem Verdacht Recht behalten, denn wenige Minuten später saß ich auf Kais Beifahrersitz und ließ zu, dass er mit mir aus der Stadt rausfuhr. Die Gegend wurde ländlicher bis wir schließlich ein kleines Ferienhaus mit See erreicht, wo wir drei Tage einfach nur die Zweisamkeit genossen. 

In diesem Jahr war die Aufregung wieder verschwunden. Es war schon Tage zuvor klar gewesen, dass ich am Morgen allein im Bett aufwachen würde, dass Kai nicht grinsend vor mir stehen würde,  dass es keinen Kurzurlaub zu zweit gäbe und ich auch keinen einzigen Kuss bekommen würde.  

Die Tatsache, dass ich am Morgen dann nicht einmal eine Nachricht von Kai aufm Handy hatte, sorgte dafür, dass sich meine Laune noch weiter verschlechterte. Wir hatten nicht über meinen Geburtstag gesprochen, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er ihn vergessen hatte. Seit wir uns kannten, war mein Freund immer einer der Ersten gewesen, die mir gratuliert hatten. Seitdem wir ein Paar waren sowieso, weil er drauf bestand. Er blieb bis Mitternacht wach, um mir als Erster gratulieren zu können oder schaltete mein Handy über Nacht aus, um am Morgen der Erste zu sein. Dieses Jahr war er nicht der Erste. Unzählige Personen waren bereits vor ihm dran gewesen. 

Ich versuchte mir einzureden, dass er noch nicht geschrieben hatte, weil er beim Training war. Gleichzeitig dachte ich mir jedoch, dass es jawohl nicht zu viel verlangt war, sich eine Minute zu nehmen, um seinem festen Freund an dessen Geburtstag eine kurze Nachricht zu schicken. Dafür, dass er nicht bei mir in Dortmund sein konnte, hatte ich noch Verständnis, was nicht hieß, dass es mir gefiel, aber die komplett ausbleibende Kontaktaufnahme nahm ich dem Jüngeren übel. 

Für Kai konnte ich nur hoffen, dass er eine sehr gute Ausrede für sein Verhalten hatte. 

Pünktlich erreichte ich das Trainingsgelände des BVB. Auf direkten Weg steuerte ich die Umkleide an, wo ich auf einen Großteil meines Teams traf. 

  "Du bist zu früh", beschwerte sich Marco Reus, der gerade dabei war sich umzuziehen. 

  "Ähm ... tut mir leid", erwiderte ich irritiert, da ich in der Vergangenheit noch nie angemeckert wurde, weil ich pünktlich war. Ohne sich zu ende anzuziehen, griff Marco nach etwas, das hinter seiner Sporttasche auf der Bank lag. Er hantierte dort kurz herum, bevor er grinsend einen Muffin mit einer Kerze zum Vorschein brachte. 

  "Alles Gute zum Geburtstag, Jule."

  "Marco hat extra Muffinförmchen mit Fußbällen besorgt", erzählte mir Mats Hummels lachend, wobei er mich in eine feste Umarmung zog. "Herzlichen Glückwunsch." Nachdem Marco mich dazu gebracht hatte, die Kerze auszupusten, gratulierten mir auch die anderen anwesenden Spieler. Sie brachten mich zwar zum Lächeln, doch würde ich nicht behaupten, dass ich glücklich war. Ein Teil meiner Gedanken war noch immer damit beschäftigt, eine Erklärung für Kais Verhalten zu finden. 

Während er in London sonst was trieb, begann ich mich umzuziehen, um wenig später den Trainingsplatz zu betreten. Nach einigen Aufwärmübungen gingen wir über ins richtige Training.

 Felix Passlack, mit dem ich in den letzten 20 Minuten einige Übungen gemeinsam gemacht hatte, wünschte sich vermutlich schon längst einen anderen Partner. Einen Partner, der mehr bei der Sache war und nicht seinen Gedanken nachhing statt sich aufs Training zu konzentrieren. 

Plötzlich bekam ich von hinten einen Ball gegen den Rücken, weswegen ich mich umdrehte. Marco lächelte mich entschuldigend an. Ich ließ den Vorfall unkommentiert, da sowas beim Training ganz normal war, und drehte mich zurück zu Felix. Hielt jedoch für einen Moment Inne, um mich erneut in Marcos Richtung zu drehen. Mein Fokus hatte zuvor auf Marco gelegen, doch irgendwas hatte ich im Unterbewusstsein wahrgenommen, was das Bild störte. Deutlich aufmerksamer ließ ich meinen Blick übers Feld gleiten und stoppte bei der Person, die Marco gegenüber stand, da die Beiden die Übungen scheinbar zusammenmachten. Die Person hatte mir den Rücken zugewandt, weswegen mir die abweichende Kleidung vermutlich überhaupt aufgefallen war. Wir trugen alle unsere Trainingsklamotten. Ich blickte in diesem Moment jedoch auf ein Spieltrikot, das zudem auch noch mit meiner Nummer, sowie mit meinem Namen versehen war. Mein Blick glitt höher. Ich starrte die braunen Locken an ohne mich zu bewegen. Kai, schoss es mir direkt durch den Kopf, doch mein Körper war wie gelähmt. Es fühlte sich unwirklich an, dass mein Freund, der eigentlich gerade in London Training hatte, vor mir stand. 

Erst als der Größere sich in meine Richtung umdrehte, nachdem Marco etwas zu ihm gesagt hatte, erwachte mein Körper wieder zu leben. Ohne noch eine weitere Sekunde zu verlieren stürmte ich auf meinen Freund zu, der bereits grinsend die Arme ausbreitete. Ich warf mich hinein und schlang meine Arme fest um seinen Körper. Das Gesicht drückte ich an seine Brust, wo ich seinen vertrauten Duft einatmete. Viel zu lange hatte ich Kai schon nicht mehr berühren können, weil uns immer irgendwas dazwischen gekommen war. 

  "Alles Liebe zum Geburtstag, Love", flüsterte Kai mir ins Ohr, wo er einen kleinen Kuss platzierte. Ich hob den Kopf ein kleines Stück, um ihn ansehen zu können. Gerne hätte ich etwas erwidert, doch seine Lippen lenkten mich von meinen Worten ab. Sehnsüchtig starrte ich sie an. Warum mussten wir bloß gerade mitten aufm Spielfeld stehen und umgeben von meinen ganzen Teamkollegen sein? Fast einen Monat hatte ich auf diese perfekten Lippen verzichten müssen, weil die Entfernung mich dran gehindert hatte sie zu berühren. Doch nun waren sie direkt vor mir und es war eine Qual, Kai nicht einfach direkt zu küssen. 

  "Jetzt macht schon", beschwerte sich Marco ein paar Schritte von uns entfernt. 

  "Marco weiß Bescheid. Er ist von allein drauf gekommen", erklärte Kai mir. 

  "Bei deinem Gejammer darüber, dass du deinen Geburtstag ohne Kai verbringen musst, war das auch nicht all zu schwer", ergänzte Marco. 

  "Ich ...", setzte ich an, wurde jedoch direkt von meinem Teamkollegen unterbrochen. 

  "Weniger reden, mehr küssen."

  "Man sollte auf seinen Kapitän hören, aber wenn es dir lieber ist, können wir ..." Ich brachte Kai zum Schweigen indem ich ihn im Nacken packte, zu mir zog und meine Lippen auf seine presste. Sollte die Mannschaft doch denken, was sie wollte, ich hielt es keine Sekunde länger ohne einen Kuss meines Freundes aus. 

Das erste Mal an diesem Tag war ich wirklich glücklich und zufrieden. Ich brauchte an meinem Geburtstag keine große Feier oder unzählige Geschenke ... Ich wollte einfach nur Kai bei mir haben. 

Fußball OS-Sammlung (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt