Wunschsatz: "Lass mich doch einfach in Ruhe!"
Julian PoV
Timo Werner war bei allen in der Nationalmannschaft beliebt. Er kam mit seiner liebenswerten, lustigen und auch etwas tollpatschigen Art gut an. Selbst wenn er mal nen blöden Spruch brachte, konnte ihm Niemand böse sein. Jede mochte ihn.
Jeder außer mir.
Ich war einfach nur genervt von dem Kerl. In meinen Augen war er kindisch, nervig und viel zu anhänglich. Eigentlich konnte er nicht einmal etwas für meine Abneigung ihm gegenüber und vermutlich würde ich ihn auch, so wie alle anderen, mögen, wenn er nicht zu Kais Schatten geworden wäre. Seit dem die Beiden zusammen bei Chelsea spielten, schien es sie nur noch im Doppelpack zu geben.
Es war damals in Leverkusen bei Kai und mir nicht anders gewesen und vermutlich war das der entscheidende Punkt. Unsere Beziehung hatte mit einer Freundschaft begonnen, wie Kai sie nun mit Timo hatte.
Während ich meinen Freund nur alle paar Wochen in meiner Nähe haben konnte, hatte Timo ihn Rund um die Uhr bei sich. Selbst außerdem des Vereinslebens verbrachten die Beiden einen Großteil ihrer Zeit gemeinsam. Kai gegenüber hatte ich immer behauptet, dass es in Ordnung sei, was natürlich nicht der Fall war.
Ich hatte gehofft, dass es während des Trainingslagers der Nationalmannschaft anders sein würde, doch ich hatte mich geirrt. Nachts hatte ich Kai zwar für mich, doch kurz vorm Frühstück nahm Timo ihn wieder in Anspruch. Wobei ich vermutlich nicht ganz unschuldig an der Situation war.
Die ersten Stunden nach der Anreise hatten Kai und ich zusammen gebracht. Timo war zwar zwischenzeitlich auch dabei gewesen, aber zumindest hatten sie nichts ohne mich unternommen. Aus Neugier hatte ich am zweiten Tag meine komplette Freizeit mit Marco verplant. Kai hatte sich deswegen nicht beklagt, mir meinen Freiraum gelassen und etwas mit Timo unternommen. Dadurch hatten die Beiden jedoch wieder begonnen, außer in der Nacht, nicht von der Seite des Anderen zu weichen.
Ich war also selbst Schuld, dass ich von Timo genervt war.
Seufzend wandte ich meinen Blick von Timo und Kai ab, die eine Runde Tischtennis spielten. Als ich meinen Blick über das Außengelände wandern ließ, sah ich, wie sich einige Köpfe ruckartig in die entgegengesetzte Richtung drehten. Skeptisch musterte ich die acht Bayern-Spieler.
Einige Sekunden später, schaute Jamal vorsichtig in meine Richtung. Kaum trafen sich unsere Blicke, sah er jedoch sofort wieder weg. Er, Serge, Leroy, Niklas, Joshua, Leon, Thomas und Manuel tuschelten leise miteinander, bevor Josh mit Serge und Leon im Schlepptau zu Kai und Timo lief. Die anderen Fünf verließen schon fast fluchtartig das Außengelände.
"Timo, wir brauchen noch Jemanden für ne Runde Basketball. Bist du dabei?", erkundigte sich Leon.
"Kai und ich sind gerade mitten ... "Beim Reden hatte Timo sich den Tischtennisball weiter mit Kai hin und her gespielt. Plötzlich schlug Serge mit der Hand nach dem Ball, der dadurch im Blumenbeet landete. Timo brach seinen Satz ab und blickte verständnislos Richtung Beet, um dann Serge anzuschauen. "Was sollte das?"
"Sorry, meine Hand ist ausgerutscht", meinte Serge Schulter zuckend.
"Jetzt wo der Ball sowieso verschollen ist, kann du ja mit uns Basketball spielen", kam es von Josh.
"Das war doch Absicht", warf Timo ihnen vor.
"Quatsch, sowas würde Serge niemals mit Absicht machen", erwiderte Leon, der einfach kurzerhand einen Arm um Timos Schulter legte und ihn mit sich zog. Josh und Serge folgten den Beiden.
Ich schaute ihnen nach bis sie um die Hausecke verschwunden waren, während ich versuchte zu verstehen, was die Aktion der Bayern-Spieler sollte. Kai legte seinen Tischtennisschläger auf der Platte, wodurch er meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er schaute ebenfalls in die Richtung in der die Anderen verschwunden waren, wandte sich nun aber mir zu.
"Hast du Lust auf ne Runde Tischtennis?", erkundigte er sich. "Also vorausgesetzte wir finden den Ball wieder."
"Ich verzichte", lehnte ich ab. Eigentlich sollte ich mich freuen, dass ich Zeit ohne Timo mit Kai verbringen könnte, doch vermutlich war ich einfach zu stur und wollte nicht die zweite Wahl sein. Kai nickte. Einige Sekunden schaute er schweigend auf die Tischtennisplatte, bevor er auf mich zu kam. Ich stand jedoch auf, um Richtung Eingangstür zu gehen.
"Jule", sprach der Jüngere mich an, was ich einfach ignorierte. Hinter mir ertönte einige schnelle Schritte, dann wurde ich sanft am Handgelenk festgehalten.
"Lass mich doch einfach in Ruhe!", fuhr ich Kai an, obwohl es eigentlich gar kein Grund dafür gab. Er tat endlich das, worauf ich die ganze Zeit gewartet hatte. Er interessierte sich für mich. Vielleicht war es dafür aber bereits zu spät und ich einfach schon zu verletzt von seinem Verhalten.
"Was ist los? Ist irgendwas passiert? Hab ich irgendwas gemacht?" Als Antwort schnaubte ich verächtlich. "Erklär es mir bitte."
"Dein Ernst, Kai? Du verbringst jede freie Sekunde mit Werner, obwohl du ihn beinahe jeden Tag in London sehen kannst, während wir uns nur alle paar Wochen sehen können und dann fragst du ernsthaft, ob irgendwas passiert ist?"
"Aber du wolltest doch lieber Zeit mit Marco verbringen. Ich habe nur so viel Zeit mit Timo verbracht, weil du ständig irgendwas mit Marco unternommen hast."
"Ich wollte mit dir Zeit verbringen."
"Dann sag mir das doch statt ständig neue Pläne mit Marco zu machen. Jedes Mal, wenn ich gefragt habe, was du den Tag über machst, warst du schon mit Marco verabredet. Warum sollte ich dir etwas vorschlagen, was wir machen könnten, wenn ich weiß, dass du keine Zeit und vielleicht auch gar keine Lust dazu hast? Du hast kein Recht, sauer auf Timo zu sein, der lediglich dafür gesorgt hat, dass ich nicht allein bin. Hätte ich lieber den ganzen Tag in unserem Zimmer sitzen sollen, um drauf zu warten, dass du mal einen Moment Zeit für mich hast?" Während Kais Vortrag hatte ich den Blick Richtung Boden gesenkt.
"Tut mir leid", murmelte ich.
"Was soll der ganze Mist hier?", verlangte mein Freund zu erfahren. "Wir haben die ersten Stunden zusammen verbracht, dann wendest du dich von mir ab, ohne das ich weiß wieso, um dann sauer auf mich zu sein, weil ich Zeit mit Timo verbringe, die ich eigentlich lieber mit dir verbracht hätte, du aber nicht mit mir."
"Das war dumm von mir", gab ich zu.
"Ja, war es, das weiß ich schon, aber ich verstehe nicht, warum du es getan hast."
"Weil du und Timo in London gefühlt Rund um die Uhr aufeinander hockte. Ich denke, ich wollte einfach wissen, ob es dich interessiert, dass ich dabei bin oder es dir reicht, Timo bei dir zu haben." Seufzend lehnte Kai seine Stirn gegen meine und umschloss mein Gesicht mit seinen Händen.
"Jule, du bist mein Freund. Natürlich reicht es mir nicht, wenn Timo bei mir ist, wenn ich stattdessen dich haben könnte. Ich wollte nicht der nervige Freund sein, deswegen habe ich nichts dagegen gesagt, dass du die ganze Zeit bei Marco warst."
"Es tut mir leid."
"Können wir uns darauf einigen, dass wir keine komischen Spielchen versuchen, sondern einfach offen miteinander sprechen, damit wir nicht noch einmal die sowieso schon zu wenige gemeinsame Zeit verschwenden?"
"Keine komischen Spielchen?", hakte ich schmunzelnd nach.
"Du bist ein Idiot, Brandt, das war nicht zweideutig gemeint. Kannst du auch an etwas anderes als Sex denken?", lachte Kai, wobei er mich enger an sich drückte.
"Ja, an dich."
"Da ich zwangsläufig zu deinen Sex-Gedanken gehöre, zumindest hoffe ich, dass da kein anderer Typ eine Rolle spielt, weiß ich nicht, ob ich das als etwas anderes als Sex gelten lassen kann."
"Dann können wir uns ja beide denken, worauf dieses Gespräch hinauslaufen wird." Noch immer grinsend überbrückte Kai die letzten Zentimeter zwischen uns.
"Ich liebe dich, Jule", flüsterte er noch, dann küsste er mich.
Tatsächlich sollte ich Recht behalten, denn nur wenige Minuten später fanden wir uns nackt in unserem Bett wieder.
DU LIEST GERADE
Fußball OS-Sammlung (boyxboy)
FanfictionEine Fußball OS-Sammlung (boy x boy) mit Kimmich x Goretzka (Kimetzka), Havertz x Brandt (Bravertz), Reus x Götze (Götzeus) und L. Hernández x Pavard