Hernández x Pavard / Kimmich x Goretzka - Entführung (Teil 12)

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Benjamins PoV

Ich schloss die Tür zu Lucas Haus auf und trat in den Flur. Im Haus herrschte komplette Stille. Es stand kein Lucas im Eingangsbereich, welcher mich angrinste oder begann mir irgendwas zu erzählen, bevor ich überhaupt die Haustür hinter mir geschlossen hatte. 

Meine Schuhe ließ ich einfach mitten im Flur stehen und ließ meine Jacke daneben zu Boden fallen. Die Unordnung würde von Lucas unkommentiert bleiben. 

Kurz überlegte ich, ob ich in die Küche gehen sollte, um eine Kleinigkeit zu kochen. Doch entschied ich mich dagegen, da es ja doch Niemand essen würde. Am Abend würde ich es zu den Anderen Gerichten in den Kühlschrank stellen mit dem Wissen, dass es auch am nächsten Tag unberührt bleiben würde. 

Ich ging hoch ins Schlafzimmer und legte mich aufs Bett. Langsam streckte ich meinen Arm aus, um vorsichtig über die blasse Haut meines Gegenübers zu streichen. Ich ließ meine Hand an Lucas Wange verweilen, als dieser seine Augen einen Spaltbreit öffnete. Er hatte vermutlich schon längst gewusst, dass ich im Haus war, da ich mir keine Mühe gegeben hatte, leise zu sein.  Ich lächelte ihn einige Sekunden an, ehe ich mich vorlehnte und einen Kuss auf seiner Stirn platzierte. Als ich mich wieder zurücklehnte, hatte Lucas die Augen bereits wieder geschlossen. 

  "Möchtest du etwas essen?", fragte ich leise, obwohl ich bereits wusste, dass ich keine Antwort erhalten würde. Wie bereits erwartet, schwieg Lucas. 

Da ich im Krankenhaus nicht durchgängig bei ihm sein durfte, wusste ich nicht, ob er während seines Aufenthalts etwas gegessen hatte. Doch mir war bereits dort aufgefallen, dass er kaum gesprochen hatte. Der vom Krankenhaus zur Verfügung gestellte Psychologe hatte versucht zu helfen, doch er hatte nicht einmal die Aufmerksamkeit von Lucas für sich gewinnen können. 

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus war es schlimmer geworden. Lucas hatte seit fünf Tagen sein Bett nicht verlassen und kein einziges Wort mit mir gesprochen. Mit ganz viel Geduld und Überredungskunst hatte ich ihn zumindest dazu bekommen hin und wieder ein paar Schlucke Wasser zu trinken oder etwas Toastbrot zu essen. Die meiste Zeit lag er einfach unter der dicken Bettdecke und tat gar nichts. Ich wusste nicht mehr weiter. 

Der Psychologe ausn Krankenhaus hatte zwar angeboten vorbei zu schauen, hatte jedoch auch deutlich gemacht, dass ich mir keine Hoffnung auf ein erfolgreiches Gesprächen machen brauchte. Solange Lucas sich weigerte mit ihm zu sprechen und scheinbar nicht einmal zuhörte, hatten weitere Gespräche keinen Sinn. Er riet mir, Lucas in eine Psychiatrie einweisen zu lassen, doch wollte ich diesen Schritt eigentlich nicht gehen. Ich wollte ihn nicht einfach abschieben und allein mit völlig fremden Menschen lassen. Zusätzlich kam dazu, dass ich nicht wusste, ob ich selbst es aushalten würde, wenn Lucas nicht mehr in meiner Nähe wäre. 

Zu gerne hätte ich meine Arme fest um Lucas geschlungen und ihn nie wieder los gelassen. Doch aufgrund der ganzen Prellungen, die ihm die Entführer laut der Ärzten voraussichtlich durch Tritte und Schläge zugefügt haben, hatte ich Angst ihm weh zu tun. Ich gab mich damit zu Frieden neben ihm zu liegen und unsere Finger miteinander zu verschränken. 

  "Wir stehen das gemeinsam durch. Ich bin bei dir", flüsterte ich, wobei ich sanft Lucas Hand drückte. 


Leons PoV

Ich wurde mitten in der Nacht wach. Sofort glitt mein Blick zur anderen Betthälfte, die jedoch leer war. Ohne zu zögern verließ ich das warme Bett und begab mich auf die Suche nach meinem Freund. Seit vier Tagen war Joshua endlich wieder Zuhause, doch gelang es ihm nicht durchzuschlafen. 

Auf der Terrasse wurde ich fündig. Josh saß auf der dort stehenden Hollywood-Schaukel, die ich vor einigen Monaten unbedingt haben wollte. Wir hatten Tage lang über den Kauf der Schaukel diskutiert, da Joshua es für eine unnötige Anschaffung gehalten hatte, die nur Platz auf der Terrasse wegnehmen würde. Schließlich hatte er nachgegeben. Zunächst saß ich auch fast täglich dort, einfach nur um zu beweisen, dass Josh sich geirrt hatte. Nach zwei Monaten sah ich jedoch selbst ein, dass ich derjenige war, der falsch gelegen hatte. Tatsächlich nahm die Hollywood-Schaukel einfach nur Platz weg und wurde eigentlich gar nicht von mir benutzt. Ich wünschte mir die Zeit zurück in der die Schaukel unser größtes Problem gewesen war. 

Nach unserer Trennung und der Entführung klang es beinahe lächerlich, dass wir soviel Zeit verschwendet hatten, um über den Kauf einer Schaukel zu diskutieren. 

Vom Sofa nahm ich mir eine Wolldecke, ehe ich durch die Terrassentür nach draußen trat. Josh hatte den Kopf gegen den Balken des Gestells gelehnt und schaute nun in meine Richtung ohne den Kopf zu heben. Er wirkte müde, wie auch schon in den letzten Tagen. Der Schlafmangel nagte an ihm, doch so wirklich etwas dagegen tun konnte er nicht. Die Ärzte hatten ihm lediglich leichtes Schlafmittel mitgegeben, welches gar keine Wirkung zeigte. Für ein Mittel mit stärkerer Dosierung bräuchte Joshua eine Bescheinigung vom Psychologen mit welchem er jedoch gar nicht sprechen wollte. 

Ich setzte mich zu meinen Freund auf die Hollywood-Schaukel, während ich ihm die Decke um die Schultern legte. Müde lächelte er mich an, ehe er seinen Kopf vom Balken nahm und stattdessen auf meiner Schulter ablegte. Ich legte einen Arm um seine Schulter, zog ihn enger an meine Seite und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf. 

  "Du hättest dir zumindest Schuhe anziehen können. Es ist kalt", merkte ich an.

  "Beim nächsten Mal", erwiderte Josh lediglich. 

  "Und das soll ich dir glauben?" Schmunzelnd strich ich ihm durch die Haare. 

  "Ich kann es ja erstmal behaupten." Ich zog Joshua auf meinen Schoss. Nachdem ich sichergestellt hatte, dass er vernünftig in der Wolldecke eingewickelt war, schlang ich meine Arme fest um ihn und drückte ihn sanft an mich. Mit den Füßen setzte ich die Schaukel in leichte Schaukelbewegungen. 

  "Versuch noch etwas zu schlafen."

  "Bei dem Geschaukel wird mir eher schlecht als das ich einschlafen könnte", murmelte mein Freund, welcher sich mit geschlossenen Augen enger an mich gekuschelt hatte. 

  "Das behauptest du nur, weil du nicht zugeben willst, dass die Hollywood-Schaukel doch gar nicht so eine dumme Idee war."

  "Wir wissen beide, dass du sie nur in den ersten zwei Wochen genutzt hast, um zu verhindern, dass ich sagen kann, dass ich Recht hatte. Seitdem steht die hier unbenutzt herum."

  "Also so wie ich das sehe, wird sie gerade genutzt." Josh drehte seinen Kopf, welchen er an meiner Schulter gelehnt hatte, um zu mir hochzuschauen. 

  "Mir ist kalt." Ich kannte meinen Freund gut genug, um zu erkennen, dass er mich gerade anlog. 

  "Du willst bloß vom Thema ablenken", widersprach ich, ehe ich jedoch die Schaukel stoppte und mit Josh aufm Arm aufstand. 

  "Möglich", gab der Kleinere schmunzelnd zu, während ich ihn zurück ins Schlafzimmer trug, wo ich ihn sanft ablegte. Joshua schlüpfte unter die Bettdecke. Ich legte mich währenddessen zu ihm und schlang meine Arme fest um seinen Körper. 

Es würde vermutlich darauf hinauslaufen, dass ich in wenigen Minuten unfreiwillig wieder eingeschlafen wäre und Josh wach in meinen Armen liegen würde, um schließlich irgendwann das Schlafzimmer wieder zu verlassen. 

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