Kapitel 35 - Freitag, 19.8.

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Am Freitag hatte Sina eine spontane Idee. Sie wollte eine Party geben! Für ihre Nachbarn, die Freundinnen und Toms Arbeitskollegen. Vielleicht hatte Tom ja die Nummer der drei Unwiderstehlichen. Sie telefonierte den halben Vormittag, seltsamerweise hatten alle Zeit. Die Kollegen erreichte sie über Dr. Gruber, der irgendwie ein Lächeln in der Stimme hatte, als sie von ihrem Plan erzählte, und als er im Namen aller zusagte.

Na, der schien sich ja wirklich zu freuen, dachte sie.
Als Tom nach Hause kam, überfiel sie ihn gleich mit ihrem Plan. Er sah sie ungläubig an, begann zu lachen, ließ sich an der Wand nach unten rutschen, lachte, bis er keine Luft mehr bekam!
„Du... du.... du bist eine dumme Nuss!" japste er atemlos.
Sie sah ihn fassungslos an. War er jetzt übergeschnappt? Warum nannte er sie eine dumme Nuss? Aber warum lachte er dabei so?

Langsam beruhigte er sich, startete einen Erklärungsversuch, bekam einen neuen Lachkrampf, rappelte sich hoch, nahm sie in den Arm. „Sorry!" keuchte er. „Aber du bist wirklich fies! Ich habe am Mittwoch alle eingeladen, die du heute nochmals eingeladen hast! Ich habe Sabine angerufen, die hat es mit den Nachbarn fix gemacht, Ingrids Nummer war noch gespeichert, die hat deine Freundinnen angerufen. Ich habe allen gesagt, dass es eine Überraschung für dich sein soll, drum haben sie nichts verraten!"

Sina schüttelte den Kopf, begann zu kichern, zu lachen, bis die Tränen kamen. Das konnte es doch nicht geben!
„O Gott! Tom! Jetzt habe ich dir die Überraschung kaputt gemacht!" Sie hielten sich beide den Bauch.
„Na, das kann ja was werden mit uns, wenn wir dauernd dasselbe denken! Wir könnten uns eigentlich ein Gehirn sparen!"

Er setzte sie auf seine Hüften, drehte sich mit ihr im Kreis. „Ja, das kann was werden mit uns beiden! Etwas wunder-, wunder-, wunderschönes!" Er knutschte sie ab, dass sie wieder atemlos wurde.
Plötzlich stockte er. „Aber du hast nicht zufällig den Partyservice angerufen? Dass wir jetzt alles doppelt bekommen?" fragte er argwöhnisch.
„Nein!" meinte sie todernst. „Ich dachte, wir kochen was!"

In Tom baute sich erneut ein Lachkrampf auf. „Mmh! Spagetti Bolognese aus der Tube!"
„Genau! Das wäre billiger!" zog sie ihn auf.
„Keine Sorge, mein Fräulein! Ich bekomme Unmengen von Urlaubstagen ausbezahlt!" konterte er.
„Das holt sich eh bloß die Steuer!"
„Nein, Süße, tut es nicht! In Pflegeberufen ist das Urlaubsentgeld seit einem Jahr steuer- und abgabenfrei!"

„Und wen, bitteschön, pflegst du?"
„Dich! Und zwar ganz ausführlich! Lippenpflege! Hautpflege! Ganzkörperpflege!" erklärte er mit belegter Stimme und trug sie in Richtung Bett.
„Na dann!" Sie ergab sich in ihr Schicksal, eine pflegebedürftige Person zu sein. Und etwas später musste sie sich eingestehen, dass sie dieses Schicksal durchaus tragen konnte! Mit seiner Hilfe natürlich!

Am späten Nachmittag läutete es an der Haustüre.
Tom erwachte aus einem leichten Schlummer. „Das wird der Partyservice sein!"
Er schlüpfte schnell in seine Klamotten.
Acht junge Leute schleppten Biergarnituren nach oben, schnauften entsetzt, als sie merkten, dass es noch ein Stockwerk weiter auf die Dachterrasse ging.
„Das kostet aber Aufschlag!" meinte der Chef lachend. „Fünf Stockwerke! Das hatten wir auch noch nicht!"

Tom drückte jedem einen Schein in die Hand, da klappte der Aufstieg gleich leichter!
„Also, um sieben kommen dann Essen und Getränke!" sagte der Chef, als alles oben war. „Und was feiert ihr?" fragte er Sina, die inzwischen dazugekommen war. „Verlobung?"
„Nein, wir feiern einfach das Leben!" antwortete sie. „Das Leben, das Glück, die Liebe!"

Tom legte den Arm um sie, küsste ihr Haar. Sein süßes Bienchen! Sie hatte wieder einmal die Antwort aller Antworten gefunden.
„Na, wenn das kein Grund ist!" Der Chef lächelte Sina an. Mit der süßen Maus hätte er auch gerne mal gefeiert, was auch immer!

„So, die erste Kerbe hätten wir dann für heute!" zog Tom sie auf, als sie wieder alleine waren.
Sie lächelte ihn an. Dieses Mal hatte sie doch tatsächlich die eindeutig zweideutigen Blicke des Mannes bemerkt!

Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt