Kapitel 107 - Ab Juni (*3*)

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Am nächsten Tag meldete sich der Redakteur um acht Uhr morgens. Tom nahm das Gespräche an.
„Herr Bergmann, guten Tag! Ich habe gestern mit Ihrer Frau gesprochen!"
„Ja, sie hat es mir erzählt!"
„Natürlich! Davon bin ich ausgegangen!" scherzte der Redakteur. „Ich sollte heute noch mal nachfragen, ob Sie bereit sind zu kommen."

Tom versuchte sich zu erinnern, ob sie jetzt das Gespräch zu Ende geführt hatten. Er konnte sich eigentlich nur erinnern, wie süß sie heute Nacht war, als er sie geliebt hatte.
„Doch, ja! Ja, sie hat gesagt, sie macht es!" Er hörte sich ein wenig trottelig an. „Sorry, wir hatten eine kurze Nacht! Die Kinder waren etwas unruhig!" Ja, ja, die Kinder! Die Kinder Tom und Sina, die etwas sehr unruhig waren heute Nacht! „Sina schläft auch noch."

„Also, dann machen wir jetzt den Termin fix." Der Redakteur hörte das Grinsen in Toms Stimme sehr wohl. Ihm war schon zugetragen worden, dass die beiden ein herzerfrischendes Liebespaar waren. So etwas kam immer gut an.

„Sendetermin wäre heute in einer Woche. Das heißt, wir würden Sie am 16. Juli abholen, so gegen Mittag, am 17. wäre dann die Livesendung, am 18. bringen wir sie wieder nach Hause." Tom notierte die Termine.

„Okay! Und über welche Themen möchten Sie mit meiner Frau sprechen?"
Der Redakteur beschloss, die Karten auf den Tisch zu legen. „Also, es wird eine Reihe von Sendungen zum Thema: Zivilcourage von jungen Menschen. Die mit Ihrer Frau wäre die erste."
„Eine Sendung nur mit ihr? Keine anderen Gästen?"
„Nein!"
„Oh! Da ist sie aber jetzt von anderen Voraussetzungen ausgegangen, glaube ich!" wandte Tom ein.

„Ja, aber wir wollen schon genug Zeit haben, um die Vielschichtigkeit der Person Sina Bergmann auszuloten!"
„Aber Sie werden nicht irgendwelche Stories aus ihrer Vergangenheit ausgraben? Da könnte ich nämlich sehr böse werden, wenn jemand versucht, ihr weh zu tun!" warnte Tom.

„Herr Bergmann! Wir sind ein öffentlich rechtlicher Sender! Wir haben kein Interesse daran, Ihre Frau in irgendeiner Art und Weise vorzuführen! Wir finden Ihr Engagement gegen Drogen einfach supergut. Wir wissen, dass sie fünf Vorstände sind, aber Sie beide sind nun mal die telegensten, und von Ihnen beiden ist Ihre Frau die telegenere!"

Tom lachte. „Da kann ich nicht mal widersprechen!"
Der Redakteur atmete auf. „Also, wir werden natürlich auch versuchen, etwas über den Menschen Sina Bergmann zu erfahren. Aber, wenn sie nicht antworten will, braucht sie das nur zu sagen! Aus!"

„Okay! Dann machen wir das so! Ich muss meinem Mädchen dann nur noch verklickern, dass sie die einzige in der Sendung sein wird, aber das müsste ich schaffen."
Sie verabschiedeten sich und legten auf, gerade als Sina ihren Kopf zu Türe hereinstreckte.

Tom berichtete ihr von dem Gespräch. Sie erstarrte. „60 Minuten nur ich? O Gott! Das wusste ich nicht! Was soll ich denn eine Stunde lang reden?"
Er grinste sie an. „Ich glaube nicht, dass dir das sehr schwer fallen wird!" wagte er mutig zu sagen.

Sie knuffte ihn ordentlich auf den Arm, war aber zu müde für längere Diskussionen.
„Bist du knapp von der Zeit her?" fragte sie. Sie konnte sich einfach nicht merken, wann er welche Vorlesungen hatte, welche Seminare wichtig waren und welche er auch mal sausen lassen konnte.
„Eigentlich schon! Warum?"

„Nein, nichts! Flitz los!"
Er küsste sie zum Abschied, raste zum Bus. Sie machte sich einen Kaffee, dann meldeten sich auch schon die süßen Kleinen. Sie war eigentlich fix und alle nach dieser Nacht mit ihrem verdammt heißen Dr. Bergmann, aber sie hätte nicht tauschen wollen: Womöglich ausgeschlafen sein und einen schnarchenden Langweiler im Bett!

Ihr ganzer Körper kribbelte, als sie ins Kinderzimmer tanzte, ihre Babys abküsste, ihr Lächeln trank wie Ambrosia. „Ihr habt vielleicht ein Glück mit eurem Papa!" rief sie ihnen zu, nahm Annika aus dem Bett, tanzte mit ihr durch die Wohnung, bis die Kleine gluckste. Seltsamerweise war die Tochter durchaus gewillt, sich von der Mama abknutschen zu lassen, wenn der Papa nicht da war.

„Du weißt auch, Prioritäten zu setzen, Töchterchen! Aber ich verstehe dich sehr gut!" Sie setzte die Kleine in die Wippe, kontrollierte den Gurt und tanzte zu ihrem Sohn.
„Na, mein hübscher Junge! Hast du mich so lieb wie ich dich?" Er krähte vor Vergnügen.
„Das wollte ich nur hören!"

Sie hielt ihn auf dem Arm, während sie die Fläschchen in den Wärmer stellte, fütterte beide, tanzte mit beiden auf dem Arm zu ein paar Lovesongs. Noch waren sie nicht zu schwer dafür.
Sie drehte sich im Kreis. „Ich liebe euch so sehr! Und ich liebe euren Vater so sehr! Und ich liebe das Leben so sehr!" Sie schleppte die beiden auf die Dachterrasse, legte sie auf die Decke, setzte sich dazu und spielte mit ihnen, bis ihnen die Augen zufielen.
Sie legte sich ins Bett mit ihnen, schlief noch eine Runde, träumte von Toms Zärtlichkeiten der letzten Nacht.


Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt