Kapitel 45 - Mittwoch, 24.8. (*1*)

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Erfrischt und erholt wachten sie auf, sogar noch zu einer Zeit, zu der es Frühstück gab. Der Kinderlärm im Frühstücksraum verstummte sofort, als sie das Zimmer betraten. Die Erwachsenen lächelten Sina zu. Die Kleine hatte es echt drauf!
Tom drückte sie wieder einmal stolz an sich. Dann bedienten sie sich an dem reichhaltigen Büffet.

„Ich muss dich wieder einmal wiegen!" flüsterte ihr Tom zu.
„Das habe ich heute auch alleine geschafft!" zog sie ihn auf.
„Schade! Hab ich keinen Grund, dich auszuziehen! Und?"
„46! Und das am Morgen! Das ist gut!"
„Okay! Ich bin zufrieden mit dir!" sagte er lachend.
Er sah sie an.

Die Tage schienen ihr gut zu tun, ihre Haut war immer etwas getönt, aber jetzt hatte sie noch mehr Farbe bekommen, was sie fast noch schöner machte.
Die Augen strahlten den ganzen Tag, die Lippen hingen im Dauerlächeln fest. Sie schien immer mehr die Geschehnisse der letzten Wochen zu vergessen, trotz des Erlebnisses in der Nacht auf dem Berg. Aber das war ja nichts gewesen, was ihre Seele verletzen konnte, sie hatte ja gewusst, dass er da war für sie.

Da kam ihm eine Idee. Er ging zu Anna, führte dann ein Telefonat, zog sie nach draußen.
„Du Mäuschen, warum sollen wir eigentlich am Samstag zurück? Wir könnten noch eine Woche bleiben, das Zimmer ist frei, mit dem Heli ginge auch alles klar!"

„Aber so viel Wäsche habe ich jetzt nicht dabei!" gab sie zu bedenken.
„Anna wäscht am Samstag für uns mit!"
„Sie will unsere Wäsche waschen?"
„Ja, für mich hat sie das schon öfter gemacht!" berichtete er.

„Aber die Periode!" wandte sie ein.
„Du hast doch gesagt, dir geht es dann nicht schlecht!" Er verstand ihre Bedenken nicht.
„Aber.....!" Sie zögerte, und er verstand.
„Denk diesen Satz bitte nicht zu Ende!" Er sah sie ernst an. „Ich glaube nicht, dass du mich beleidigen willst! Oder glaubst du, dass ich in Zukunft alle vier Wochen auf die Pirsch gehe, weil du deine Periode hast? So triebgesteuert bin ich nicht, Sina!"

„Nein, so habe ich das ja auch nicht gemeint!" beruhigte sie ihn. „Es ist halt alles noch neu für mich! Es ist das erste Mal! Und an einen Mann wie dich bin ich erst recht nicht gewöhnt!"

Tom, du Idiot! Musst sie nicht so anfahren! Was weißt denn du, was sie früher immer zu hören bekommen hat! dachte er.

Er nahm sie in den Arm „Tut mir Leid, dass ich so scharf war!" Er küsste sie zart.
„Aber ich möchte nicht, dass du so denkst von mir! Als ob es mir nur ums Bett ginge!"

„Also, bitte, Tom! Solche Gedanken habe ich nicht im Entferntesten!"
„Brauchst du Tampons?" fragte er und hoffte sein Verhalten ein bisschen gut machen zu können.
„Ja, schon!" Hatte er das jetzt wirklich gefragt? dachte sie.
Mein Gott, was war das immer für ein Theater mit Max, wenn sie ihre Periode hatte! Sie hatte sich jedes Mal gefühlt, als wäre es ein persönliches Vergehen von ihr.

„Gut! Ich brauche auch Nachschub!" Die Stimmung war wieder locker. „Ich hatte nicht mit einer zweiten Woche und auch nicht mit so einem Großverbrauch gerechnet!"
Außerdem musste er noch etwas besorgen, das würde er ihr aber erst in Garmisch sagen.
„Also, dann fliegen wir mal los!"
Sina lachte. „Das kann auch nicht jeder! Mit dem Heli Tampons und Kondome kaufen!"
„Deshalb hast du ja mich ausgesucht!" Er zog sie in seine Arme.

„Klar! Nur deshalb! Ich habe dich wochenlang gegoogelt, ob du auch wirklich ein cooler Typ bist!"
„Und, bin ich einer?" Seine Stimme hatte sich schon wieder verabschiedet. Eigentlich schade, dass sie schon fertig angezogen waren.

„Aber so was von!" Auch sie fühlte das Knistern zwischen ihnen schon wieder.
„Und du magst coole Typen?"
„Nö! Aber ich liebe einen davon!" gestand sie ein.
„Richtige Antwort – hundert Punkte!"
„Und was gibt es für hundert Punkte?" flüsterte sie.
„Hundert Küsse?"

„Wann?" Sie wollte schon auf Nummer sicher gehen.
Puh! Mädchen, Mädchen! Eigentlich habe ich ja geglaubt, heute schaffe ich es mal! Aber wenn du mir solche Fragen stellst!
„Gleich!" brachte er nur noch heraus und zog sie die Treppe hinauf. Es war ja egal, sie waren ja früh dran an diesem Tag!

Als sie später wieder in ihre Klamotten stiegen, meinte Sina trocken: „Anziehen, ausziehen, anziehen! Irgendwie ist das schon unökonomisch!"
Tom bekam wieder einmal einen Lachanfall. Diese verrückte kleine Krabbe mit ihren Sprüchen!
„Ich hoffe, unser Leben bleibt unökonomisch!" stieß er zwischen zwei Lachern hervor.
„Ich glaube, da kannst du drauf wetten!" stellte sie zufrieden fest.

Unten trafen sie auf Anna. „Seit ihr nicht gerade schon weg?" fragte die verwundert.
„Ah! Ja! Wir hatten etwas vergessen!" So sehr hatte Sina bei dieser Antwort gar nicht einmal geschwindelt.
Die Wirtin grinste sie an. Die glänzenden Augen der beiden ließen darauf schließen, was sie vergessen hatten.
„Also, jetzt haben wir alles, oder Mäuschen?" fragte Tom sicherheitshalber.
„Wartet mal! Wenn ihr wollt, kann ich euch schnell einen Picknickkorb herrichten!" schlug Anna vor.

„Wow!" freute sich Sina. „Das wäre der Hit!"
Anna freute sich über die Begeisterung der Kleinen, die sie schon so sehr in ihr Herz geschlossen hatte, weil sie ihren Tom so glücklich machte. Ihr Nachtgebet hatte noch einen Anhang bekommen. „Und beschütze auch Sina und die Liebe der beiden!"

Eine Viertelstunde später tauchte die Wirtin wieder auf, gab Tom einen gut bestückten Thermorucksack.
„So, dann auf in den Himmel, Engelchen!"

Vom Stützpunkt aus brachte sie ein Kollege in die Stadt. Vor einem Drogeriemarkt hielt Tom kurz inne, sah Sina grinsend an, wusste nicht recht, wie er ihr seine Bedenken erklären sollte.
Doch wie so oft erriet sie seine Gedanken und sprach sie auch ohne Zögern aus.

„Ich glaube, heute gehen wir getrennt einkaufen! Du bist hier bekannt wie ein bunter Hund, und Garmisch ist jetzt auch nicht wirklich eine Großstadt!"
Er grinste sie an, ging als erster hinein. Kurz darauf folgte sie. Er nahm schnell eine Packung, ging zur Kasse.

So ganz sicher war er nicht, dass der kleine Kobold nicht doch etwas ausheckte.
Womit er auch nicht ganz Unrecht hatte. Sie ließ ihn Richtung Türe gehen, zahlte schnell, steckte die Packung ein und pfiff ihm laut und bewundernd hinterher.

Die Kassiererin sah sie streng an. „Na, das ist doch ein echtes Sahnestückchen!" sagte sie zu ihrer Entschuldigung.

„Das ist Tom Bergmann, der Hubschrauberpilot, der unserem Bürgermeister und seinem Sohn das Leben gerettet hat." erklärte die Ältere.
Tom war an der Türe stehen geblieben, tat so, als ob er die Waren begutachtete, die da in einem Korb lagen. Das wollte er jetzt schon wissen, wie dieses Gespräch weiterging!

„Ist ja echt ein knackiger Kerl! Ist der von hier?"
„Nein, der kommt aus Regensburg!" gab die Frau widerwillig Auskunft.

„Und was muss man da machen, dass einen so ein toller Typ rettet?" Sina schien wirklich interessiert an der Beantwortung ihrer Frage.

Tom erstickte fast, biss sich auf die Fingerknöchel, um nicht laut loszulachen.
Die Verkäuferin wurde zunehmend gereizt. „Damit sollten Sie keine Scherze machen!"
„Okay!" räumte Sina ein. „Seine Telefonnummer haben Sie nicht zufällig?"
„Nein!" Die Frau war jetzt mehr als kurzangebunden.
„Na, dann spreche ich ihn einfach mal an! Mehr als nein sagen kann er ja nicht!"

Mehrere Kunden verfolgten die Unterhaltung. Diese Touristinnen!
Sina ging zu Tom. „Hey, Tom Bergmann! Hast du heute schon etwas vor? Ich hätte nichts dagegen, mich von dir retten zu lassen!"

Er sah sie prüfend an, unterdrückte das Lachen, das ihm fast die Tränen in die Augen trieb, spielte das Spiel mit.
„Na, ja! Nicht schlecht die Kleine!" sagte er. „Also, komm mit!"

Den weiblichen Kunden fielen die Kinnladen herunter. Aha, so musste man die Typen anmachen!
Die männlichen dachten: Diesen Typen wird es aber schon leicht gemacht, heiße Bräute aufzureißen.

Tom legte den Arm um sie, führte sie hinaus. Sie gingen um die nächste Straßenecke, lachten sich erst einmal aus.
„Du bist ein durchtriebenes Biest!" Er knutschte sie erst einmal ab. „Jetzt habe ich für immer und ewig meinen Ruf weg!" Er knutschte noch ein bisschen weiter. „Also, so eine begabte Schauspielerin! Da muss man ja wirklich vorsichtig sein mit dieser heißen Biene!" Er knutschte bis hart an die Beherrschungsgrenze.


Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt