Kapitel 65 - Montag, 29.8. (*4*)

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Sina und Tom ahnten nichts von den Dramen, die sich zu Hause abspielten. Als sie landeten, kamen Josie und Daniel, Inga und Charlie gerade den Wanderweg zurück, die Pärchen hielten sich unschuldig an der Hand.

Tom grinste. „Ob die auf unserer Bank waren?"
„Mit Sicherheit! Diese Bank hat es in sich!"
Die Jungs verabschiedeten sich, die Mädels begleiteten sie noch ein Stück den Weg hinunter, Tom und Sina beobachteten ein paar sehnsüchtige Küsse, ein paar Umarmungen, noch ein paar Küsse, ein paar ins Ohr geflüsterte Worte.

Am Abend erzählte Sina endlich wieder einmal eine Geschichte. Draußen war es schon zu kühl, Anna sperrte den kleinen Saal auf. Die Erwachsenen freuten sich fast so wie die Kinder, hatten ihren Nachwuchs auf dem Schoß, lauschten gebannt den Drama, das sich um den kleinen Engel drehte.

Tom stand ganz hinten an einer Säule, konnte die Augen nicht von ihr wenden. Sah wieder Bilder aus der Zukunft, wie er seine Kinder auf dem Schoß halten würde, wie sie alle diesem Püppchen zuhören würden.

Tränen liefen über seine Wangen, er ließ sie laufen. Es war ziemlich dunkel in dem Raum, niemand beachtete ihn.
Anna kam leise an seine Seite, nahm ihn in den Arm. Er legte den Kopf auf ihre Schulter, versuchte durch die Tränen hindurch zu grinsen, ein wenig verlegen.

Sie lächelte ihn nur stumm an. Danke Gott! dachte sie. Danke, dass du ihn so belohnst für das, was er den Menschen Gutes getan hat!
Sina beendete ihre Geschichte, alle erhoben sich, verließen ruhig den Saal, immer noch gebannt von der schönen Frau, ihrem Talent, ihrer Erzählung.

Sie ging zu Tom, die Wangen gerötet, die schönen Lippen lächelten noch wie in Trance, die Wahnsinnsaugen strahlten. Nie war sie ihm schöner erschienen!

Die Erwachsenen trafen sich noch in der Gaststube, die Stimmung wurde schnell sehr fröhlich. Inga und Josie servierten Getränke, waren aber sehr still, sahen sich immer wieder an, grinsten in stillem Übereinkommen.

Sina nahm sie zur Seite. „Na? Wolke sieben?" fragte sie leise. Die beiden strahlten sie an. „Mindestens!" meinte Inga.
„Genießt es!" bat Sina. „Ob es für immer ist oder nicht, ist nicht wichtig! Der Augenblick ist herrlich!"

„Versprochen!" erklärte Josie. Sina nahm die beiden in den Arm. Mit sechzehn verliebt zu sein, um diese Erfahrung hatten sie ihre Schwester, ihre Eltern und Max gebracht. Aber dafür hatte sie mit 25 die Liebe ihres Lebens gefunden!

Sie schmiegte sich an Tom, der sie zärtlich streichelte, sie mit Blicken verschlang.
„Kann es sein, dass eine schwangere Sina noch schöner ist?" flüsterte er in ihr Ohr.
„Das wird sich bald ändern! Wenn ich mich in ein menschliches Walross verwandle!" sagte sie lachend.

„Ich liebe Walrosse!" scherzte er und drückte sie an sich.
„Na, da warten wir mal ab!" Sina hatte Fotos von ihrer Mutter gesehen, als sie mit ihr und Patrick schwanger war.

Dann beteiligte sie sich an den allgemeinen Unterhaltungen. Sina brachte wieder alle zum Lachen mit ihrer Schlagfertigkeit, der Abend verging im Flug. Und mitten in einem Satz trafen sich ihre Blicke, verhakten sich ineinander, sie hörten auf zu atmen, streichelten sich über das Gesicht.

Die andern Urlauber wussten schon, was jetzt gleich kommen würde, grinsten sich an.
Tom zog Sina hoch, sie tapsten die Stufen hoch. Er wollte sich zurückhalten, hatte wieder einmal Angst, zu viel zu wollen, womöglich tat es auch den Babys nicht gut! Er konnte sich das zwar nicht wirklich vorstellen, doch sie mussten einen Arzt danach fragen.

Zwischen ein paar zärtlichen und heißen Küssen brach es dann auch aus ihm heraus: „Wir müssen morgen zu einem Arzt! Ich muss wissen, was wir dürfen und was nicht in nächster Zeit!"
Sina lächelte ihn an. „Ja, mein Hübscher, das machen wir!" Sie streichelte seine Wangen. „Ich glaube, dir steht schwanger sein auch recht gut!" Er sah aber auch unglaublich aus mit seinen leuchtenden Augen!

Sie tanzten engumschlungen, wollten den Augenblick hinauszögern, sich anheizen, noch mehr, noch weiter, obwohl sie glaubten, zu sterben vor Verlangen nacheinander. Sie streichelten jeden Quadratzentimeter Haut, den sie erreichen konnten, küssten sich schwindlig, befreiten sich langsam von den störenden Kleidungsstücken, liebkosten die Haut, die dadurch zur Verfügung stand, stöhnten, seufzten, atmeten ab und zu, küssten sich, wie nur sie sich küssen konnten, fielen ins Bett, umklammerten sich sehnsüchtig.

Tom holte ein Kondom aus der Schublade.
„Brauchst du das noch?" flüsterte Sina in sein Ohr, ihr Atem kitzelte ihn angenehm.
Er hielt inne, überlegte, versuchte zumindest, einen Gedanken zu formulieren.
„Ah? Was? Oh!" kamen seine Worte unzusammenhängend. Er setzte sich auf, sah sie an. „Ich weiß...., ich weiß nicht, ob.... ob du..... ob du es ohne magst?"
„Und du?" fragte sie mit belegter Stimme.

Er lächelte ein kleines bisschen verlegen. Aber er wusste, er konnte mit ihr über alles sprechen.
„Ich weiß es nicht! Ich hab's noch nie ohne gemacht!" gestand er heiser.
„Dann probieren wir es doch einfach mal, oder?" schlug sie vor, sah ihn ohne die geringste Spur von Verlegenheit an.

Er konnte nicht anders, er musste diese süße Krabbe erst einmal küssen, küssen, küssen!
„Okay!" stieß er atemlos hervor. „Probieren wir es!" Dann drang er in sie ein, dachte den Verstand zu verlieren, fühlte sie zum ersten Mal Haut an Haut, ohne Barriere.
Am Höhepunkt rief er ihren Namen, flüsterte ihr heiße Liebesworte ins Ohr.

Als sie ermattet vor Befriedigung nebeneinander lagen, als das Blut ins Sprachzentrum zurückkam, musste er es wissen. „Ist das jetzt unangenehm für dich? Ehrlich, Sina!"
Sie überlegte keine Sekunde. „Nein! Sicher nicht! Nicht im Geringsten! Eigentlich das Gegenteil von unangenehm! Eigentlich super!" Sie küsste ihn, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. „Und wie war es für dich? Ehrlich, Tom!"

Er schmunzelte sie an. „Na ja! Schon gut! Schon besser als mit! Schon ziemlich viel besser! Eigentlich großartig, eigentlich phänomenal besser!" Er küsste sie auf die Nasenspitze.
„Na dann! Dann ist der Fall ja klar!" stellte sie lapidar fest.
Tom bekam einen Lachkrampf. Seine coole Kleine!

Als er sich wieder beruhigt hatte, sagte er ernst zu ihr: „Aber, Sina! Niemals bei einem Blow job oder wenn du mich streichelst ohne, ja? Das möchte ich wirklich nicht!"

„Okay, mon General!" Sie grinste ihn frech an. „Im Bett bist du der Boss!"
Tom lachte wieder Tränen. „Schon lange nicht mehr, Süße!" japste er, als er wieder Luft bekam. Sie alberten noch ein ganze Weile, rollten lachend durchs Bett, verloren sich ineinander, genossen sich unglaublich, umarmten sich, umarmten die Welt.


Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt