Im Zimmer nahm Sina Tom in die Arme.
„Ich habe mir so viele schöne Worte als Glückwünsche zu deinem Geburtstag ausgedacht! Aber jetzt kann ich dir nur wünschen, dass der Schmerz weniger wird!" Sie küsste ihn sanft auf seine weichen Lippen.
Er hielt sie lange fest.Dann gingen sie zum Bettchen ihrer Kinder.
Als er seine hübsche Tochter und seinen hübschen Sohn sah, wusste er, das Leben würde weiter gehen.
Annika öffnete die Augen, seine Augen, lächelte ihn an, sagte: „Pama!" Felix öffnete die Augen, die Augen seiner Mutter, lächelte sie an, sagte: „Mapa!"Sina und Tom lachten leise. Alle Versuche, den beiden Mama und Papa beizubringen, waren gescheitert.
Sie blieb stur bei Pama, er bei Mapa!Tom wunderte sich, dass der Schmerz schon ein wenig kleiner geworden war.
Die Liebe seiner Kinder und seine Liebe zu ihnen hatten ihn schrumpfen lassen.Als sie im Bett lagen, fielen ihm wieder seine entsetzlichen Worte ein. „Kannst du mir wirklich verzeihen, was ich heute zu dir gesagt habe?" fragte er leise, seine Augen baten um ein ja.
„Aber natürlich, Tom! Was wäre ich denn für eine Frau, wenn ich das nicht könnte!" antwortete sie. Er küsste sie liebevoll, sie streichelte sein Gesicht, streichelte ihn in den Schlaf.Am nächsten Tag, als sie wieder zu Hause waren, fuhren sie zu Andreas Eltern. Die fielen ihnen um den Hals, bedankten sich herzlich, dass sie gekommen waren. Der kleinen Lea hatten sie noch nichts gesagt, sie hatten es nicht übers Herz gebracht, sie hatten irgendwie gehofft, das würde Sina, an der Lea so sehr hing, in ihrer feinfühligen Art machen.
Doch zuerst brachte der Vater einen Umschlag, beschriftet mit: Tom und Sina.
„Den sollen wir euch geben, falls ihnen etwas geschieht, hat Andrea gesagt!" erklärte er, wischte sich eine Träne aus den Augen. Die Enkeltochter sollte den Großvater nicht heulen sehen.Die Eltern gingen mit dem Kind hinaus. „Wir lassen euch kurz allein!" erklärte die Mutter.
Sie öffnete das Kuvert, faltete den Bogen auseinander.
Sie lasen zu zweit, was ihre besten Freunde ihnen zu sagen hatten.
Liebe Sina, lieber Tom!
Wenn ihr diese Zeilen lest, sind wir nicht mehr am Leben, und unsere Tochter muss ohne uns aufwachsen. Meine Mutter hat multiple Sklerose, zu Fabians Eltern haben wir seit Jahren keinen Kontakt, wie ihr wisst. Wir haben lange zusammen überlegt, ob wir euch um diesen großen Gefallen bitten dürfen, sehen aber keinen anderen Weg für unser Herzblatt.
Ihr beide seid für uns der Bruder und die Schwester, die wir nie hatten, also Bruder und Schwester im Herzen. Wir möchten euch Lea anvertrauen und euch von Herzen bitten, sie in eurer Familie als Teil von ihr aufzunehmen. Wer, wenn nicht ihr, könnte sie den Verlust ihrer Eltern verkraften lassen! Ihr, die ihr so viel Liebe in euch tragt für alle Menschen, schenkt einen Teil davon unserer Tochter!
Wir hoffen in diesem Moment, dass ihr diesen Brief nie lesen müsst, dass wir ihn in 70 Jahren lachend zerreißen können.
Wenn das Schicksal anders entscheiden sollte, wünschen wir euch allen das Glück der ganzen Welt.
Andrea und FabianSie weinten, heulten, flennten, bis sie keine Tränen mehr hatten.
Datiert war der Brief mit Weihnachten letztes Jahr, wohl nach der gemeinsamen Feier, als Lea den ganzen Abend an Sina gehangen war, an dem Tag, als die Kleine beschlossen hatte, eine Mama und eine Sinamama zu haben.Sie hatten es ein wenig auf die Eifersucht auf die Zwillinge geschoben, aber Lea war zu den Kleinen herzallerliebst, von Eifersucht war keine Spur zu bemerken.
Beigelegt war ein letzter Wille, der die Vermögensverhältnisse betraf und eine Vollmacht ausgestellt auf Sina und Tom, damit sie im Sinne der Kleinen entscheiden konnten.Andreas Eltern kamen zurück, lasen die Worte ihrer Tochter und ihres Schwiegersohnes. Sie nahmen es eher gefasst, hatten so etwas wohl vorhergesehen, hatten vielleicht auch keine Tränen mehr.
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Es lohnt sich zu kämpfen
RomanceTom, gutaussehender Heli-Pilot und Rettungssanitäter, sucht eine Frau für die Nacht vor den langen Nachtdiensten. Sina, Lehrerin, die sich gerade von ihrem Mann getrennt hat, wird von ihren Freundinnen in eine Disco geschleppt. Zwischen Tom und Sin...