Kapitel 61 - Sonntag, 28.8. (*2*)

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Sie wanderten bis zu der bewussten Bank, setzten sich eine Weile. Eine Wandergruppe kam vorbei. Alle drei erwiderten freundlich die Grüße.

„War das nicht der Tom Bergmann?" fragte ein Mann
„Ich glaub schon! So Hübsche gibt es nicht viele!" antwortete seine Tochter.
„Und wer war jetzt seine Freundin?" wollte die Mutter wissen.

„Keine Ahnung! Wahrscheinlich beide! Er soll ja kein Kind von Traurigkeit sein!" sagte der Vater lachend und vielleicht auch ein kleines bisschen neidisch.
„Na, ich würde ihn auch nicht von der Bettkante schubsen!" gestand die Tochter.

„Doris! Spinnst du? So was sagt man doch nicht!" schimpfte die Mutter.
Der Bergkessel und der Südwind sorgten für einen solchen Echoeffekt, dass die drei jedes Wort verstanden.
Tom ließ den Kopf in den Nacken fallen und verdrehte die Augen gegen den Himmel, die beiden Mädels lachten Tränen.

„Diese Bank eröffnet ja interessante Einblicke in dein Vorleben!" zog Marie ihn auf.
„Betonung liegt auf Vor!" stellte Tom fest.
Die drei Wanderer hatten umgedreht, hatten von weitem einen freien Blick zu ihnen. „Kommt! Jetzt zerstören wir meinen Ruf endgültig! Er zog die Mädchen auf seine Beine, eine links, eine rechts.

Er küsste Sina leidenschaftlich, Marie freundschaftlich auf die Wange. Dann wieder Sina, dann Marie auf die andere Wange. Das spielten sie, bis die Gruppe nahe genug war. „Siehst du, ich habe es ja gesagt, beide!"

In diesem Moment sah Marie, dass Patrick kam, sie rutschte schnell von Toms Bein und lief ihm entgegen. Er fing sie auf und küsste sie zärtlich. Die Eltern und die Tochter sahen aufmerksam zu. Als das etwa 19jährige Mädchen an der Bank vorbei kam, fragte Tom: „Na, wie wär's? Ein Platz ist gerade frei geworden!"

Sie schien tatsächlich zu stocken, lief ein wenig rot an und ging hocherhobenen Hauptes weiter. Als sie um die Ecke gebogen war, prusteten Tom, Sina und Marie los!
„Die... die... hat tatsächlich überlegt!" japste Marie.
„Und wenn die Eltern nicht dabei gewesen wären, hätte sie das Angebot sicher angenommen!"

Sina wischte sich die Tränen aus den Augen.
Marie weihte Patrick in ihr etwas perfides Spielchen ein.
„Na, ihr seid ganz schön abgebrüht!" meinte der grinsend. Die Gesellschaft von Sina und Tom tat seinem Mariechen sehr gut. So viel gelacht hatte sie schon lange nicht mehr wie in den beiden Tagen.

„Der hübsche Kerl kann noch fieser sein!" Sina erzählte die Geschichte von Bea in Straubing. Patrick und Marie hielten sich die Seiten vor Lachen.
„Und die ist echt eine halbe Stunde unter der Dusche gestanden, weil du es gerne nass magst?"
„Ja, aber die ist dumm wie Bohnenstroh!" Auch Tom musste lächeln bei der Erinnerung.
Sie gingen zurück, die Jungs voraus, die Mädchen hinterher.

„Und du hast keine Probleme mit seiner Vergangenheit?" fragte Marie. Sie hatte schon aus vielen Andeutungen herausgehört, dass er den Damen nicht abgeneigt gewesen war.
„Nicht die geringsten, wirklich nicht! Das ist vorbei, das fühle ich!"
„Jetzt muss ich dir eine Frage stellen! Du darfst mich aber nicht auslachen!" bat Marie und sah sie ernst an.

„Meinst du, dass Patrick irgendwann Mal Nachholbedarf haben wird, weil, weil er hatte doch nicht viele Frauen vor mir?!"
„Nein, Marie! Das glaube ich nicht! Schau, Tom ist ja fünf Jahre älter, und es gab ja keinen Grund für ihn, als Mönch zu leben! Das ist ein ganz anderer Fall als bei euch! Wenn ich jetzt merken würde, dass es, wie soll ich sagen, Abnutzungserscheinungen in eurer Beziehung geben würde, wenn er dich nicht mehr so verliebt ansehen würde, oder du ihn, hätte ich vielleicht eine andere Meinung. Wenn er nicht mehr so süß sprechen würde mit dir, auch! Aber, er liebt dich wie am Tag nach dem Ball damals, das spüre ich, als Zwillingsschwester spüre ich das ganz genau!"

Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt