Kapitel 91 - Oktober - Der Verein (*2*)

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Er ging zu ihr. „Wir müssen jetzt dringend nach Hause! Diese enge Jeans verursacht mir Kastrationsängste!" flüsterte er in ihr Ohr, wobei sein Zunge schnell ein paar erogene Punkte besuchte.

Sina prustete erst los, presste sich dann an ihn. „Du Teufel!" stöhnte sie leise, zahlte ihm die kleine Zärtlichkeit zurück.

„O ja! Ich brauche jetzt teuflisch guten Sex! Und wenn du nicht ganz schnell mitkommst, nehme ich dich im Auto, ich schwöre es!"

Sina konnte nur noch unscharf denken. „Wir sind zu Fuß da!"
Tom stutzte. Er hatte eine Reihe von Fantasien gehabt, von ihnen beiden auf dem Rücksitz!
„Dann klaue ich Patricks!" Er grinste sie frech an.
„Du willst wohl wieder ins Gefängnis?" zog sie ihn auf.

„Hm! Schmutzigen Gefängnissex machen!"
„Denkst du nur an das Eine?" Sie kicherte ein wenig dümmlich. Aber die Hitze machte ihr zu schaffen!
„Logisch! Warum? Du nicht, heiße Biene?"

Irgendwie schafften sie es sich zu verabschieden, ohne sich aneinander zu reiben, nach Hause zu kommen ohne Kreislaufzusammenbruch. Tom hatte das Gefühl, die Straßen der Stadt hatten sich ins Unendliche ausgedehnt!

Sie schafften es sogar noch ins Schlafzimmer. Als sie nackt vor ihm lag, zwang Tom sich zur Beherrschung. Nein, er würde nicht über diese schöne Frau herfallen! Er würde sie würdigen, würde sie in den Himmel führen! Er würde ihr Zärtlichkeit im Übermaß schenken, wie sie es verdient hatte.

Und beide genossen die Ruhe der Liebe, gaben sich alles, bekamen auch alles dafür.
Noch nie hatte Tom die Erfüllung der Lust so erlebt, noch nie war er so hoch oben mit ihr gewesen, noch nie war er so erregt gewesen, noch nie so befriedigt worden! Noch nie hatte er so viel gefühlt!

Vollkommen glücklich hielt er sie im Arm, atmete langsam ruhiger, bekam das glückliche Lächeln nicht von den Lippen, das Strahlen nicht aus den Augen. Sina sah ihn an, nie war er hübscher gewesen, nie mehr der Ihre als heute Nacht.

So hatte ihn mit Sicherheit noch nie eine andere Frau gesehen, ob groß oder klein, mit langen Haaren oder kurzen! Sie kuschelte sich an ihn, genoss diese Gewissheit, genoss diese Nähe, genoss es, in seinen Armen einschlafen zu dürfen.

Tom brauchte noch lange, bis er auch hinüberdämmerte. Der Abend zog an seinen Augen vorüber.

Sina und der Fotograf kamen ihm in den Sinn.
Er hatte ruhig reagiert, hatte keine Angst verspürt, hatte wie in der Zeit vor den Träumen einfach zugesehen, wie ein anderer Mann sie mit Augen verschlang.
Ich scheine auf dem Weg der Besserung zu sein, dachte er lächelnd.

Was wohl gewesen wäre, wenn sie damals Max nicht getroffen hätte auf diesem Abschlussball? Wäre sie dann mit August zusammen?
Wäre sie heute glücklich mit ihm, wäre sie für ihn nicht frei gewesen?
Aber sie hätte ja damals mit ihm zusammen sein können, war es aber nicht!

Weil sie zu jung gewesen war?
Weil er ihr nicht gefallen hatte?
Er war heute ein ausgesprochen attraktiver Mann, nicht sehr groß, vielleicht 1,75m, aber sie war ja auch nur 1,65m.

Warum krallten sich seine Gedanken jetzt an diesem Fotografen so fest?
Er beantwortete sich die Frage auch gleich selbst.
Das war der einzige Mann aus ihrer Vergangenheit, den er kannte.
Max war tot, von anderen Flirts wusste er nichts.

Mein Gott, wie musste sie sich manchmal fühlen, wenn ihr dauernd seine Frauengeschichten um die Ohren flogen? Er hatte oft mitgewitzelt, hatte alles als großen Spaß gesehen, vielleicht sogar ein wenig als Angeberei!

Heute, bei diesem ernsten Termin, hatte sie sich zum ersten Mal gewehrt, hatte den Frotzler in seine Schranken gewiesen.
Er würde in Zukunft reagieren wie sie, würde sich alle Anspielungen auf seine Vergangenheit verbitten, nicht dass sich das als Running-Gag durch sein restliches Leben zog und vor allem durch ihres.
Mit diesem Versprechen an sie im Kopf schlief er schließlich ein.

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Patrick und Marie hatten sich sehr wohl gefühlt an diesem Abend.
Sie hatten es nicht so mit den Worten wie Sina oder Tom, waren nicht so extrovertiert wie die beiden.

Patrick war sehr stolz auf seine kleine, große Schwester. Vollkommen cool hatte sie vor den fremden Menschen gesprochen, war schön wie nie zuvor.
Hatte alle in ihren Bann gezogen. Manchmal bin ich froh, ihr Bruder zu sein, dachte er lächelnd, da bleibt mir eine Menge an Herzschmerz erspart!

Er hatte Augusts Blicke bemerkt, gesehen, dass der Fotograf noch immer nicht über Sina hinweg war.
Er war total verknallt gewesen, damals!
Hatte ihn bekniet, angefleht, ihm ihre Adresse zu geben, ihre Telefonnummer.
Aber da war Sina gerade mit Max zusammen, er wusste ja nicht, wie negativ sich diese Beziehung entwickeln würde.
Und anfangs war er froh, dass sie einen Freund hatte, der nichts mit der Szene zu tun hatte!

Patrick hatte auch Isabell erkannt, die ihm aber aus dem Weg ging. Sie war damals schwer verliebt in ihn gewesen, wusste nicht, dass er erst 15 war. Sie war ein hübsches Ding gewesen, 17 Jahre alt, auf dem Weg in den Abgrund.

Auch sie hatten sie weggebracht von dem Mist.
Er hätte gerne mit ihr gesprochen, hätte gehört, wie es ihr so ging, respektierte aber auch, dass sie nicht an der Vergangenheit rühren wollte.
Er wusste nur, dass sie im Stadtrat war, hatte öfter über sie gelesen.

Der dritte, der von ihren damaligen Klienten hier war, war Ingo, reiches Söhnchen eines erfolgreichen Geschäftsmannes, der aus lauter Langeweile abgerutscht war.
Ihn hatte Sina mit Argumenten schachmatt gesetzt.

Oft hatte sich Patrick gewundert, woher eine 15jährige so viel Argumente holte, und dass ihr Mund nicht fusselig wurde.
Ingo hatte sich mit Sicherheit aus dem Umfeld zurückgezogen, um der kleinen Quasselstrippe zu entkommen.

Dass er heute im Verein war, freute Patrick. Er schien mehr aus seinem Leben machen zu wollen, als das Geld seines Vaters auszugeben.
Als Sina weg war, wagte Ingo es, Patrick anzusprechen. „Sie quasselt noch immer so gekonnt wie früher!" scherzte er und schlug Patrick auf die Schulter.

Der lächelte. „Zum Glück darf sie wieder quasseln!" Er berichtete dem anderen die Kurzfassung von Sinas letzten Jahren.
Der war ziemlich erstaunt. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich sie damals intensiver angebaggert!"

Er hatte sie im Geist von Arm zu Arm fliegen sehen, ein schönes Mädchen, dem die Männer und die Welt zu Füßen liegen würde, zu gut für ihn, der nichts geleistet hatte als Sohn seines Vaters zu sein.

„Aber bei Tom ist sie gut aufgehoben!" versicherte er Patrick. „Er ist ein guter Typ! Und das mit den Frauen, das man ihm immer aufs Butterbrot schmiert, war auch nicht so, wie es sich anhört. Es ist viel Neid dabei. Die Mädels sind halt schon immer auf ihn abgefahren, viele von uns waren dann zweite Wahl, was zu diesen Kommentaren geführt hat: Tom Bergmann und die Frauen!"

Marie hing die ganze Zeit an Patricks Arm, da war sie am glücklichsten. Sie bewunderte ihre Schwägerin, wollte aber nicht so im Mittelpunkt stehen. Sie beobachtete gerne, machte sich ihre Gedanken, redete mit Patrick darüber, das genügte ihr.
Sie beantwortete Fragen klug und gewandt, sprach aber niemanden von sich aus an.


Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt