Kapitel 64 - Montag, 29.8. (*3*)

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Als Patrick bei seinen Eltern anrief, um die freudige Botschaft zu überbringen, war gerade Susanne zu Besuch. Ihre Mutter freute sich sehr, berichtete ihrem Mann von dem Enkelkinderboom, der strahlte wie seine Frau.

Susanne war entsetzt! Das fehlte jetzt auch noch! „Ist Sina verrückt? Sie kennt ihn erst vier Wochen! Und Patrick? Wovon will der denn eine Familie ernähren? Von Papas Geld?"
„Susanne, es reicht!" wies ihre Mutter sie zurecht. Sie hatte es satt, wie ihre Große ständig über die Zwillinge herzog.

„Sina ist 25, erwachsen, alt und vernünftig genug, um zu wissen, was sie tut! Und Patrick verkauft seine Bilder sehr gut! Ich gebe dir mal einen Zeitungsbericht über eine seiner Ausstellungen!"
Susanne platzte fast vor Wut. Sie war eigentlich gekommen, um sich trösten zu lassen! Ihr Leben lag in Trümmern!

Gestern Abend hatte sie plötzlich Lust auf Sex gehabt. Irgendwie hatte Stefan seit längerem die Finger von ihr gelassen, was ihr grundsätzlich auch recht war. Sie hatte ihn gesucht und auch gefunden! Er saß in seinem Arbeitszimmer vor dem Computerbildschirm, vor sich ein Bild von...... Sina in einem knappen Bikini, das wohl noch aus der Zeit vor Max stammte!

Weiß der Teufel, woher er das hatte! Wahrscheinlich digitalisiert von irgendeinem Dia. Er wollte es schnell wegklicken, bekam aber seine Hand nicht schnell genug aus der Hose.
Sie war wortlos aus dem Zimmer gegangen, hatte zwei Koffer geholt und sie ihm vor die Füße geworfen.

„Zwei Stunden, dann bist du weg!" knallte sie ihm hin.
Stefan sah sie an, war jetzt nicht einmal verletzt oder böse, war eigentlich erleichtert, dass es vorbei war.

Dass er die frigide Frau, die ätzende Tochter seines Chefs endlich wieder los wurde.
Er packte schnell das Nötigste, ein Koffer würde für die nächsten Tage im Hotel genügen.

In der Zwischenzeit schminkte sich Susanne, zog sich sehr aufreizend an, verließ das Haus. Sie würde tanzen gehen, sie hatte immer viele Chancen gehabt, sie würde sich einen schönen Mann ins Bett holen, so wie früher. Sie brauchte diesen Looser nicht! Seinen Job bei ihrem Vater konnte er auch vergessen.

Sie rief sich ein Taxi, ließ sich bis vor die Türe fahren. Sie betrat den Club, in dem sie früher Stammgast gewesen war, erwartungsvoll. In der Zeit vor Stefan war sie hier die Königin gewesen, die Männer lagen ihr zu Füßen, sie konnte unter den Bestaussehnsten wählen.

Zumindest war es in ihrer verklärten Erinnerung so gewesen. In Wahrheit hatten die Jungs alle gewusst, dass Susanne Christen schnell zu haben war. Wer also eine für die Nacht brauchte, hatte bei ihr ein leichtes Spiel!

Sie ging die Stufen hinunter, strotzend vor Selbstbewusstsein, erwartete fast Applaus dafür, dass sie zurück war auf dem Parkett. Sie lächelte in alle Richtungen, Männer sahen sie an, wendeten den Blick ab, beachteten sie nicht.
„Mein Gott! Diese Mädchen! Kinder noch!" dachte sie, als sie sich umsah. Unreif, unfertig, uninteressant für Männer!

Sie ging zur Bar, bestellte sich einen Drink, lehnte sich aufreizend an den Tresen. Um sie herum wurde getanzt, gelacht, geflirtet. Sie versuchte, dem Typen neben ihr mit tiefen Blicken Signale zu senden. Das hatte doch immer gewirkt! Er drehte sich weg, holte sich ein halbes Kind, tanzte im vollen Clinch mit ihr.

Da entdeckte sie ein bekanntes Gesicht. Ben! Sie hatten einmal eine heiße Nacht miteinander verbracht.
Sie schlenderte zu ihm, legte ihren Arm um seine Taille.
„Hallo, Ben! Das ist aber schön, dich mal wieder zu sehen!" flötete sie dicht an seinem Ohr.

Ben machte sich frei, sah sie unwillig an. „Na, die Freude ist eher einseitig!" haute er ihr hin und ging auf die andere Seite des Raumes.
O Gott! Wie süß! dachte sie. Er ziert sich ein wenig, ist noch beleidigt, weil sie damals nichts Festes mit ihm wollte!

Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt