Es lohnt sich zu kämpfen

Kapitel 10 - Donnerstag, 4.8. (*2*)

Sabine hatte Sinas Haus im Blick. Das fremde Auto stand seit dem Morgen vor der Türe, die Schlafzimmervorhänge waren den ganzen Tag zugezogen! Sie ging rein zufällig an den Fenstern zum Wohnzimmer vorbei, niemand zu sehen, genauso wenig wie im Garten!

Aha! Lange gewartet hatten die beiden dann doch nicht. Sie hoffte nur, dass der Neue Sina nicht verletzte, dass er ihr gut tat! Es musste ja nicht gleich wieder für immer sein, aber es sollte der Freundin nicht weh tun! Sie würde ihn mal unter die Lupe nehmen müssen!

Sie läutete bei Sina, als das Auto weggefahren war. Komisch, dass der Typ immer am Tag da war, und am Abend wegfuhr! Wahrscheinlich zu seinem Frauchen nach Hause!
Sina ging mit Sabine auf die Terrasse. Sie brauchte jetzt dringend eine Zigarette.
„Na, du strahlst ja ordentlich!"
„Ich bin ja auch so glücklich!"

Dann musste Sabine ihre Bedenken anmelden.
„Warum fährt er eigentlich immer abends weg?"
Sina wusste, worauf die Freundin anspielte, und wollte sie ein wenig aufziehen „Er muss nach Hause zu seiner Frau und den fünf Kindern!"
Sabines Gesicht schlief ein.

„Nein! Keine Angst! Er ist Rettungssanitäter und hat in dieser Woche Nachtdienst!"
Sabine war erleichtert. „Na, da hast du ja Glück gehabt, dass er an diesem Montag frei hatte, als du in der Disco warst!"
Und schlagartig blieb Sina der Atem weg, als ihr klar wurde, welch großes Glück sie gehabt hatte!

Dass er an diesem Tag da war, an diesem einem Tag, als die Freundinnen beschlossen hatten, in diesen Club zu gehen! Nie wieder wäre sie da hingegangen!

Was wäre gewesen, wenn er an diesem Tag Dienst gehabt hätte, wenn er keine Lust gehabt hätte wegzugehen? Wenn er einfach nicht da gewesen wäre?
Wäre sie dann mit einem der drei Unwiderstehlichen gegangen? Wäre sie mit Nick in den Hof gegangen, hungrig nach Zärtlichkeiten, wie sie war?

Das Schicksal hatte es verdammt gut mit ihr gemeint!
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Die Nacht war relativ ruhig für Tom und sein Team. Sie waren etwas schweigsamer als an den anderen Tagen. Sonjas Tod war ihnen allen an die Nieren gegangen. Aber sie hatten gelernt, durch Überlagerung mit all dem Schlimmen, das sie täglich erleben mussten, fertig zu werden. Immer wenn sich grausame Bilder in den Vordergrund ihres Denkens schoben, mussten sie mit schönen Erinnerungen überlagert werden, um sie im Lauf der Zeit verblassen zu lassen.

Tom dachte an sein Mädchen, die Liebe mit ihr, zu ihr, ihren Humor, ihren Körper, ihren Esprit, ihre zärtlichen Hände, ihre Augen, ihre Lippen – es gab eine ganze Menge, an das er denken konnte.

Er holte sein Handy heraus, sah die Bilder an, die er von ihr gemacht hatte. Im Flur ihres Hauses, vom Licht umstrahlt, kam ihre Schönheit schon besser raus.
Fabian und Bastian beobachtete ihn, wie sein Blick zärtlich wurde, liebevoll.
„Na, dich scheint es aber dieses Mal echt erwischt zu haben!" zog ihn Fabian auf. „Vielleicht stellst du einen Rekord auf dieses Mal? Sieben Tage, acht, neun?"

„Affe!" gab Tom zurück. „Ich denke da eher an ein Leben lang!"
„Nein!" Bastian schaltete sich mit ein. „Tom und eine Frau ein Leben lang!"
„Hey, Grünschnabel! Willst du auch schon mit den Großen mitreden?" Tom lachte ihren Jüngsten an.

Die Stimmung wurde gelöst, heiter.
Dr. Mertens gesellte sich zu ihnen, sah das Foto auf Toms Handy. „Hübsch! Oder mit Fotoshop bearbeitet?" stellte er die gleiche Frage wie Fabian neulich.

Tom grinste stolz. „Nein, alles echt!" Das Handy machte die Runde, die nächsten Fotos wurden angeklickt. Fabian sah den verklärten Ausdruck in Toms Gesicht. „Erzähl ein bisschen von ihr!" bat er. Die Ablenkung tat ihnen allen gut.