Kapitel 93 - Bis Mitte November (*2*)

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Auf dem Nachhauseweg war Tom ungewöhnlich still. Er sah sie immer nur von der Seite an.
„Was ist?" fragte Sina schließlich.
„Ich versuche nur, irgendwie zu fassen, dass du echt bist!" sagte er leise.
„Oh, ich bin sehr echt!" gab sie lachend zurück. „Zu Hause wirst du merken, wie echt ich bin!"

Er schmunzelte. „Ist das ein Versprechen?" Er hatte den Abend relativ entspannt verbracht. Kein Ziehen in den Lenden, keine drückende Jeans, was sich nun schlagartig änderte.
„Ja, oder eine Drohung, je nachdem, wie du es siehst!" Sie war ziemlich aufgedreht.
„Puh! Ja, eine Drohung! Du drohst mir also damit, dass du dich auf mich stürzen wirst, sobald ich die Türe aufgesperrt habe?"

„Oder auch schon vorher!"
„Und was machst du dann mit mir?" Das Spiel gefiel ihm.
„Einiges! Ich muss heute eine Menge an Energie los werden, um runterzukommen!"
„Ich will aber nicht, dass du runterkommst! Ich will dich hochbringen!" Seine Stimme hatte sich wieder einmal verflüchtigt. Vor seine Augen tauchten verschiedene Möglichkeiten auf, wie er das anstellen wollte.

„Hu!" Sie presste die Beine zusammen, um die Erregung etwas in Griff zu bekommen.
Seine Hand fuhr unter ihren Rock, glitt zwischen Slip und Haut. „Soll ich schon mal ein wenig anfangen?" Er fuhr auf den Parkplatz eines Supermarktes, suchte eine dunkle Ecke. Seine Hände begannen, sein Mund vollendete das lustvolle Spiel.
„Hast du..." wollte sie fragen, als sie wieder zu sich kam.
Er hielt ihr das Kondom hin, das er schon aus dem Handschuhfach gekramt hatte. „Allzeit bereit!" keuchte er.

Sie zog es ihm über, schloss sehnsüchtig ihre Lippen um ihn. Er ließ den Sitz zurück, um ihr mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Sie ließ sich Zeit, genoss es wie immer, dass sie ihm diese Lust verschaffen konnte. Er stöhnte unkontrolliert, sie neckte ihn, bis er ihren Kopf fest nach unten drückte. „Du sollst mir einen blasen, nicht mich umbringen!" forderte er atemlos. Und sie vollendete, was sie angefangen hatte.

Danach lagen und saßen sie lachend und überglücklich im Auto.
„Wieder eine Premiere! Was haben wir jetzt noch nicht?" Es war ja klar, dass so etwas kommen musste, dachte Tom und wischte sich die Tränen aus den Augen.
„Wir müssen mal eine Liste schreiben!" gab er zurück. „Sex im Kino, im Aufzug! Fällt dir noch was ein?"
„Mir? Weil ich auch Bescheid weiß über die verschiedenen Sex-Orte!" wehrte sie ab.

„Ach, meinst du, ich vielleicht?"
„Nicht? Sind das für dich auch Premieren?" fragte sie sicherheitshalber nach.
„Das kannst du aber glauben, Mädchen! Aber ich werde zum Premieren-Fan!" Er küsste sie leidenschaftlich, hart, fordernd, war schon wieder auf hundert.

Dann legte er krachend den Gang ein. „Autsch!" stieß er hervor und fuhr mit kreischenden Reifen los. „Jetzt brauche ich ein Bett!"
„Immer diese halbstarken Verkehrsrowdys!" schimpfte sie fröhlich.
„Halbstark? Ich werde es dir schon zeigen, dass ich nicht halbstark bin! Dass ich vollstark bin! Dass ich sogar sehr vollstark bin, freches Biest!"

Als sie endlich im Hof ankamen, konnten sie vor Lachen kaum noch atmen. Noch nie in seinem Leben hatte er eine lustigere Frau gekannt, und weil es ihn immer so sehr anturnte, wenn sie so war, und er sowieso schon so brannte, starb er fast, bis sie oben waren. Er schaffte es gerade noch, sie an die geschlossene Türe zu pressen, ihren Slip mit Strumpfhose herunterzuziehen, seine Hose aufzuknöpfen. Er musste sie jetzt haben, hier an dieser Türe, im Stehen, weiter schafft er es nicht! Aber sie war bereit für ihn, brauchte auch nicht mehr lange, um mit ihm abzuheben.

Danach saßen sie auf dem Fußboden im Flur schütteten sich wieder einmal aus vor Lachen.
„Wir sind verrückt, Sina! Wir sind komplett verrückt!"
„Schön!" sagte sie nur kichernd.
„Aber ich muss mich doch endlich einmal besser in Griff bekommen!" Er meinte das jetzt ernst. „Was machst du denn bloß mit mir? Irgendwas an dir turnt mich ständig an. Mal dein Lächeln, mal, wenn du so lustig bist, mal ein Blick, mal ein Wort, mal der Blick auf dein Dekolleté, auf deine Beine, deine Lippen, irgendwas ist es immer!"

„Du bist schon ein armer Tom!" zog sie ihn auf.
„Ja!" Er grinste sie schelmisch an. „Ich hoffe, du bedauerst mich ausreichend!"
„Ja, ganz arg!" versprach sie.
Er legte sich hin, den Kopf in ihrem Schoß. „Jetzt schaffen wir es nicht einmal mehr ins Wohnzimmer!"

Sie streichelte seine hübschen Gesichtszüge. Er schloss die Augen, genoss die zärtlichen Berührungen. Er genoss einfach alles an ihr, mit ihr, von ihr. Er genoss sie! Die perfekte Frau! Schön, intelligent, lustig, mutig, redegewandt, extrovertiert, ein Mädchen zum Pferdestehlen, zum Angeben, zum Verwöhnen, zum verwöhnt werden, zum Lachen, zum Weinen. Es gab nichts an ihr, das nicht perfekt war, nicht die kleinste Kleinigkeit, außer einem: Dass sie noch nicht im Bett lag!

„Komm, wir duschen schnell! Du hinten, ich vorne!" schlug er lächelnd vor.
„Sicherheitsabstand?"
„Natürlich! Dann treffen wir uns im Bett!"
„Oh! Wir haben ein Date! Supi!" Sie flitzte los.
Kopfschüttelnd sah er ihr nach. Heute hatte sie eine 15jährige in Grund und Boden geredet, bis sie freiwillig ihre Drogen bei ihr abgegeben hatte, jetzt tanzte sie selbst wie ein Kind durch die Wohnung, nachher würde sie eine hinreißende Geliebte für ihn sein! Sie war der Wahnsinn! Das hatte er nicht vorhersehen können, als er an dieser Säule stand, sie nicht aus den Augen lassen konnte.

Dass sie süß lächelte und wunderschön war, okay, aber nicht, welche Wunder in dieser kleinen Krabbe steckten. Er betrat das Schlafzimmer, hörte noch den Fön laufen. Kurz darauf steckte sie den Kopf durch die Türe.

„Ah! Der Herr ist schon da! So gehört sich das!" Schon wieder musste er lachen.
„Komm her, Süße!" bat er leise. Sie trug nur eine der Wäschegarnituren, die er für sie gekauft hatte, die in sündigem Knallrot. Irgendwann einmal würde er so viel Beherrschung aufbringen, dass er sich an ihr sattsehen konnte, dass er eine Stunde lang ihre Brüste, eine Stunde lang ihre Beine, eine Stunde lang ihren Po bewundern konnte. Dann würde er sie lieben und anschließend mit seinem Programm von vorne beginnen.

Aber jetzt im Moment war er noch nicht so weit. Jetzt brauchte er Zärtlichkeit. Jetzt brauchte er Liebe. Jetzt brauchte er sie.

Aufstöhnend begann er diesen perfekten Körper zu streicheln, zu küssen. Sie wand sich nicht unter ihm, sie genoss jede Minute. Dann machten sich ihre Hände und Lippen auf die Reise über seine Haut, leicht wie flatternde Schmetterlinge, wie Federstriche. Er hatte keine Ahnung gehabt, vor ihr, wie gut diese Zärtlichkeiten tun konnten, dem Körper und der Seele.
Nie zuvor hatte er einer Frau gestattet, ihn so zu berühren.

Premiere, dachte er lächelnd, eigentlich ist alles mit ihr eine Premiere!
Als er langsam in sie eindrang, ausgefüllt von Liebe, randvoll von Liebe, als er ihre Enge fühlte, ihre Feuchtigkeit, ihre Hitze, wusste er, dass er keinen Himmel mehr brauchte. Denn nichts konnte schöner sein als das hier!


Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt