Kapitel 76 - Donnerstag, 15.9. (*3*)

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Während dieser Zeit saßen Tom, Sina und Patrick im Dienstzimmer. Zuerst schwiegen sie, dann redeten sie alle gleichzeitig aufeinander ein, trösteten sich, sprachen sich Mut zu, fielen wieder in grüblerisches Schweigen.

„Mein Gott! Wo ist eigentlich Marie?" Patrick erschrak fürchterlich und rannte nach unten. Seine Frau saß vollkommen ruhig auf der Besucherbank. Er nahm sie in den Arm. „Mäuschen! Entschuldige! Ich habe dich glatt vergessen!"

Sie lächelte ihn süß an. „Macht doch nichts, Patrick! Ihr habt wahrlich andere Sorgen!"
Und wieder wusste Patrick genau, warum er sie so sehr liebte: Wegen diesem Lächeln, wegen Sätzen wie diesen!

Er legte den Arm um sie und ging mit ihr nach oben.
Tom saß auf dem Stuhl, auf dem er die schlimmste Nachricht seines Lebens hatte hören müssen, auf seinem Schoß Sina, die alles leichter ertragen ließ.

Andreas und Christoph kamen zurück, sahen ihn geknickt an. „Du musste heute Nacht hierbleiben! Die Untersuchungsrichterin hat sich nicht überzeugen lassen! Sie will morgen selber mit dir sprechen! Tut uns leid!" berichtete Andreas.

„Wenigstens hat der Boss dir das Untersuchungsgefängnis erspart!" fügte Christoph hinzu.
Tom lachte bitter auf. „Muss ich jetzt in die Zelle?" Er schüttelte den Kopf.
„Nein! Wir haben Dienstschluss! Jetzt bestellen wir erst ein paar Pizzen, für deine drei Anwälte und uns. Karl hat Schließdienst, der bringt dich halt dann hin, wenn du müde wirst!"

„Ich bleibe auch!" verkündete Sina.
Andreas grinste sie an. „Das haben wir fast vermutet! Wir haben schon eine zweite Pritsche reinstellen lassen!"

„Schade! Dann kann ich gar keinen Terror machen!" Ihr wäre jetzt schon ein bisschen nach Randale zumute gewesen. Die Polizisten lachten. Die Kleine war nicht nur verdammt hübsch, sie war auch echt gut drauf!

Patrick und Marie kamen zurück. „Wollen die beiden auch bei uns übernachten?" fragte Christoph gottergeben. Alle lachten, es war eigentlich eine fröhliche Runde von Menschen, die sich kannten und wussten, dass an den ganzen Vorwürfen nichts dran war.
Tom war froh, dass er ein wenig abgelenkt wurde, auch, dass Sina bei ihm bleiben konnte.

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Die drei Unwiderstehlichen standen vor dem Revier zusammen.
„Da haben wir ganz schön Mist gebaut! Warum mussten wir gar so übertreiben?" schimpfte Nick.
„Das ist doch gar nicht sicher, dass wir schuld sind!" wandte Ben ein.
„Glaubst du, dass das Zufall ist? Dass ihr jetzt so ein Mist einfällt?" Oli war Nicks Meinung.
„Und was sollen wir jetzt machen? Einen Lastwagen voller Männer bei ihr abladen?" schlug Ben vor.

„Nein, du gehst zu ihr! Machst sie an! Umschwärmst sie! Erzählst ihr irgendwas von lange vermisst und so!" Für Nick war das der einzige Ausweg.
„Ich?" Ben war mehr als entsetzt. „Ihr seid verrückt! Wisst ihr denn nicht mehr, was ich ihr um die Ohren gehaut habe?"

„Schreib ihr einen Brief, in dem du ihr alles erklärst! Ruf sie an, säusle sie voll!" Oli war froh, dass er nicht an Bens Stelle war. „Oder schimpf auf Sina! Erfinde irgendetwas, das wirkt bestimmt!"
„Sie muss diese Anzeige zurücknehmen! Alles andere lässt etwas hängen an Tom!" Nick wollte Ben unbedingt überzeugen.

„Puh! Ihr seid verrückt! Wie soll das denn ablaufen? Ich geh mit ihr ins Bett, und danach bitte ich sie, die Anzeige zurückzunehmen, oder wie? Die riecht doch den Braten zehn Meter gegen den Wind!" Ben wehrte sich vehement.

Nick und Oli dachten nach. Ben hatte recht, so lief das nicht!
„Dann müssen wir eben einen Fremden auf sie ansetzen! Irgendjemand muss ihre Verbitterung lösen, muss ihr geben, was sie gesucht hatte. Vielleicht wird sie dann zugänglicher, bläst den ganzen Scheiß ab!" schlug Nick vor.

Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt