Kapitel 114 - Fabian und Andrea (*1*)

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Fabian hielt seine Süße im Arm, sie hatten gerade eine ausführliche Liebesrunde hinter sich. Es war Samstag, sie übernachteten im Hotel, Lea war bei Andreas Eltern.
„Duhu, Andi?" Fabian schien der Augenblick günstig, etwas anzusprechen, was ihm auf der Seele lag.

„O je! Was kommt jetzt, wenn du mich Andi nennst?" fragte sie lachend.
„Also, folgendes: Ich bin ja etwas knapp mit meinen Trainingsflügen!"
Aha! Das Thema! dachte sie.

Im Gegensatz zu Sina hasste sie das Helikopterfliegen, krallte sich beim Start an den Haltegriff und ließ erst nach der Landung wieder los. Fabian wollte sich aber nicht immer von ihr und Lea trennen und alleine losziehen. Sie hatten schon manche Diskussionen darüber geführt, liebevoll und ohne Vorwürfe seinerseits, aber eben auch ohne Ergebnis.

Sie beschloss, ihn erst einmal ausreden zu lassen.
„Tom, Sina und die Kinder sind ja im August auf der Kanter-Alm, Tom feiert Geburtstag dort, hat uns natürlich eingeladen. Da habe ich mir gedacht, wir drei könnten uns doch einen kleinen Heli holen und hinfliegen!"

Andrea musste das Ganze sacken lassen. Sie ging hart mit sich ins Gericht. So oft hatte sie schon nein gesagt, wäre es denn so schlimm, wenn sie ihm einmal diesen Wunsch erfüllen würde?
„Also gut! Ich springe über meinen Schatten! Für Lea wäre es ja auch ein Abenteuer!"

Fabian nahm sie glücklich in die Arme, knutschte sie kräftig ab.
Am nächsten Tag gab er Tom Bescheid, bestellte den Heli vor. Am Tag vor dem geplanten Flug bekam Lea Fieber, nichts Schlimmes, aber ans Fliegen mit dem Kind war nicht zu denken.
Sie saßen in der Küche, überlegten, diskutierten verschiedene Varianten.

Andrea sprang zum zweiten Mal über ihren Schatten. Fabian hatte sich so sehr gefreut!
„Dann fliegen wir eben ohne sie, lassen sie bei meinen Eltern. Mit dem Hubschrauber wären wir ja auch schnell wieder zu Hause, wenn es schlimmer werden sollte."

Die Dreijährige war zwar enttäuscht, aber ein paar Tage bei Oma und Opa waren auch gut!
„Wir holen das nach, mein Schatz! Papa fliegt ganz bald mit euch wo anders hin, okay?" versprach Fabian. Seine Tochter war ein ganz liebes, verständiges Mädchen. Sie küsste die Eltern zum Abschied, ließ sich abküssen, bis sie kicherte.

Fabian und Andrea fuhren nach Straubing und flogen los. Andrea riss sich zusammen, begann zum ersten Mal, einen Flug zu genießen. Schnell waren die Berge erreicht, schnell sahen sie Garmisch unter sich.

Fabian war schon ein paar Mal mit Tom auf der Alm gewesen, vor allem in der Vor-Sina-Zeit. Er zog den Heli ein wenig hoch, sie hatten schon einen Blick auf das Gebäude. Dann sank er wieder. Sie flogen über den Sportplatz, er sah irgendetwas hochsteigen, konzentrierte sich, konnte aber nicht erkennen, was es war.

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Kevin hatte sich davongeschlichen. Er hatte nach langem Betteln seinen Vater zur Erfüllung seines größten Wunsches gebracht. Vor einer Woche hatte er endlich eine Drohne bekommen.

Eine richtig große, nicht so ein kleines Spielzeug-Ding! Er war fast jeden Tag mit Papa unterwegs gewesen, um das tolle Ding steigen zu lassen, konnte schon richtig gut damit umgehen. Aber der Vater hatte ihm eingeschärft, dass er sie niemals alleine fliegen lassen dürfte!

Dann war Fritz, der Nachbarsjunge gekommen, wollte, dass er mit ihm auf den Sportplatz gehen sollte, damit er das Ding ausprobieren konnte. Er hatte gesagt, er sei ein Baby, ein Schisser, als er abgelehnt hatte! Und Fritz war der Mannschaftsführer beim Fußball, also hatte er sich überreden lassen.
Sie hatten gerade die ersten Runden mit der Drohne gedreht, als der Hubschrauber auftauchte.

„Den jagen wir jetzt!" beschloss Fritz und jagte die Drohne hoch.
„Nicht!" schrie Kevin. „Vielleicht ist das Tom!" Er wollte Fritz das Steuergerät entreißen, es fiel zu Boden. Die Drohne stürzte unkontrolliert auf den Heli, geriet in die Rotoren.

Fabian sah das komische Ding nicht mehr, sank ein bisschen tiefer, spürte einen kräftigen Schlag auf dem Dach, hörte ein schreckliches Geräusch, als die Rotoren zersplitterte, fühlte den freien Fall des Helis, den Aufprall. „Lea!" war das letzte, was er in seinem so jungen Leben dachte.

Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt