Kapitel 90 - Oktober - Der Verein (*1*)

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Am Wochenende nach Semesterbeginn fand die Vorstandswahl für den Verein Kids Health in einem Lokal in der Nähe von Toms ehemaligem Gymnasium statt. Er, Sina, Patrick und Marie nahmen auf dem kleinen Podium Platz.

Die Veranstaltung war sehr gut besucht, viel Regensburger Prominenz, viele Tom bekannte Gesichter aus den Gründungstagen.

Marc eröffnete die Versammlung, übergab das Wort gleich an Tom.
Der schien sich sichtlich wohl zu fühlen, er strahlte eine unheimliche Selbstsicherheit aus, sah umwerfender aus denn je. Sina platzte fast vor Stolz. Das hier war sein Werk, das Werk eines damals Sechzehnjährigen!

„Liebe Freunde!" begann Tom seine Rede. „Ich freue mich unglaublich, heimgekommen zu sein zu etwas, das mir vor vielen Jahren sehr am Herzen lag. Ich habe diesen Verein mit 16 gegründet, weil ich nicht zulassen wollte, dass diese verdammten Drogen so viele hoffnungsvolle junge Menschen zerstören! Leider habe ich wegen zweier Frauen die Arbeit mehr oder weniger aufgegeben!"

„Wegen zweier?" machte einer einen Einwurf, den er wohl lustig fand.
Tom sah ihn ernst an. „Ja, die eine war die Frau, die ich verrückterweise geheiratet habe, die andere die Frau, die mir das Leben so lange schwer gemacht hat, bis ich Kontaktsperre erwirken musste. Alle anderen, auf die du anspielst, hätten mich nicht von meinem Engagement abhalten können!" stellte er klar.

Der Lästerer zog den Kopf ein.
„Also, zurück zum Text! Nachdem ich erfahren habe, dass Paula, meine Vorgängerin und Stalkerin, den Verein verlassen hat, habe ich mich entschlossen, die Zügel wieder in meine Hände zu nehmen. Ich freue mich, das Kids Health so groß geworden ist und danke allen, die an diesem Erfolg beteiligt waren, auch Paula in Abwesenheit. Ich bin dem Schicksal sehr dankbar, dass es mir eine Frau zugedacht hat, die schon mit 15 gegen Drogen in der Stadt gekämpft hat: Meine entzückende Sina und ihr weniger entzückender Zwillingsbruder Patrick haben in der frühen Drogenszene sehr leichtsinnig, aber auch sehr erfolgreich interveniert!"

Sina strahlte ihn an, er strahlte zurück, die Liebe war ihnen beiden anzusehen! Tom musste sie rasch küssen.
„Die vierte im Bunde wäre im Falle einer Wahl die reizende Marie, Patricks Frau!" Patrick küsste seine Maus hingebungsvoll.

Lauter Applaus ertönte, viele klopften auf die Tische.
„Danke!" Tom bat um Ruhe. „Wir haben zusammen mit Marc, den ich bitten würde, als 5. Vorstand mit zu machen, schon einige Konzepte besprochen, meine Süße hat ein paar sehr gute Vorschläge und Ideen."

Der Schatzmeister bat um das Wort. „Ich möchte nur anmerken, dass die beiden," er deutete auf Tom und Sina, „die nicht unerhebliche Summe von 55.000 Euro gespendet haben, viel Geld für ein so junges Paar, wie ich finde!" Wieder ertönte lauter Applaus.

Tom übernahm wieder. „Das sollte aber kein Bestechungsgeld sein, damit ihr uns wählt!" Gelächter brandete auf.

„Vielleicht sollten wir das erklären, damit niemand glaubt, wir hätten eine Bank überfallen!" Viele lachten, Tom sah Sina fragend an, übergab ihr das Mikrofon.
„Stell dich gleich ein bisschen vor!" bat er sie lächelnd.

Und die Sina Christen, die jahrelang ihren Mund hatte halten sollen und es fast immer auch getan hatte, stand auf, war im Begriff, vor hundert Menschen zu sprechen, als hätte sie in ihrem Leben nichts anderes getan.

Tom hielt ihre Hand, zum einen, um ihr Mut zu machen, zum anderen, weil er sie einfach gerne an der Hand halten wollte.
Sie holte noch einmal tief Luft.

„Also, ich bin Sina Christen, 25 Jahre alt, Förderlehrerin, derzeit in einem eher unfreiwilligen Sabbatjahr, weil ich meinem Chef nicht christlich genug bin. Wir erwarten Zwillinge, wollen aber nicht heiraten, weil wir beide eher missglückte Versuche hinter uns haben und einfach nicht die zweite Ehefrau oder der zweite Ehemann füreinander sein wollen. Und diese Einstellung fand er eben unchristlich!"

Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt