Kapitel 15 - Freitag, 5.8. (*5*)

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Um elf hatte das Team ein paar ruhige Augenblicke.
Sina! schoss es Tom durch den Kopf.
Sina in meiner, Quatsch, in unserer Wohnung!
Was sie wohl machte?
Er wollte bei ihr sein, mit ihr reden, sie ansehen, sie berühren, ihr Haar streicheln!
Die Sehnsucht nahm ihm den Atem.
Er sah sie auf der Terrasse, in der Küche, im Wohnzimmer.
Im Schlafzimmer wollte er sie sich lieber nicht vorstellen, sonst würde für den Rest des Dienstes sogar die weite orangefarbene Einsatzhose drücken.
Ob er noch mal anrufen konnte?
Sie würde glauben, er sei verrückt!

Aber er war ja auch verrückt! Vollkommen verrückt nach ihr!
Nach ihren Augen, nach ihrer Schönheit, nach ihrem Lachen, nach ihrer Stimme, nach ihrem Humor, nach ihrer Schlagfertigkeit und und und !
Fabian beobachtete ihn, wie er schon wieder die eigene Nummer ins Handy eintippte und auf den Flur ging. „Lass ihr doch mal eine Stunde Ruhe!" flachste er.
Tom grinste ihn bloß an.

Als das Telefon tatsächlich kurz darauf läutete, sprang Sina in Rekordgeschwindigkeit zum Tresen.
„Christen bei Bergmann" meldete sie sich atemlos.
„Süße, entschuldige, wenn ich dich nerve......!"
Sie unterbrach ihn, schien geweint zu haben. „Ich bin so froh, Tom, dass du anrufst! Ich habe es so gehofft! Ich bin total fertig!" Und ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, sprudelte sie fast wortwörtlich das Gespräch mit ihrer Schwester heraus.

Tom war fassungslos über das, was er hörte. Er sollte jetzt zu Hause sein, sie im Arm halten, sie trösten, wie sie ihn getröstet hatte. Aber er konnte nicht!
„Sina, ich weiß jetzt nicht, was ich sagen soll! Ich bin entsetzt, dass so etwas möglich ist! Dass deine Schwester dir so etwas antun konnte!" Seine Stimme war heiser vor unterdrückten Tränen.

„Wir reden morgen darüber, ja? Es tut mir weh, dass ich nicht bei dir sein kann!"
„Tom, ich bin froh, dass ich es mir von der Seele reden konnte! Ich wollte dich nicht aufregen! Aber ich musste jetzt mit dir darüber sprechen!"
„Mäuschen, ich bin froh, dass ich angerufen habe! Wahrscheinlich habe ich gefühlt, dass es dir nicht gut geht!" Er war sicher, dass es so war!
„Danke! Jetzt geht es mir schon viel besser! Mach's gut bis morgen!"

Tom kam mit Tränen in den Augen zu seinem Team zurück. Fabian sah, dass etwas nicht in Ordnung war mit seinem Teamleiter und Freund. Er legte den Arm um seine Schultern und zog ihn in die Ecke.
„Was ist passiert?"
Da musste auch Tom den Schmerz auf seiner Seele loswerden und erzählte dem Kumpel Sinas Geschichte.
„Aber du machst alles wieder gut, nicht wahr?" sagte Fabian und wusste, die Zeit der Fopperei war zu Ende. Nie wieder würde er Späße auf Kosten von Tom und seiner Liebe machen, denn diese Liebe war von Dauer.

Sina war so leicht ums Herz, als hätte es das Telefonat mit ihrer Schwester nie gegeben. Sie hatte Tom davon erzählen können, und damit war fast alles wieder gut! Er hatte ohne viele Worte ihren Schmerz verstanden und aufgelöst! Sie schenkte sich noch ein Glas Wein ein, machte sich ein Brot und ging wieder nach oben. Die Stimmen unten in der Stadt waren leiser geworden, ab und zu drang ein helles Frauenlachen zu ihr, Sina war glücklich!

Es gab Tom!
Sie war 25 und es gab Tom!
Sie hatte viele Jahre verloren, aber es gab Tom!
Viele Mädchen waren unglücklich verliebt, gar nicht verliebt in ihrer Jugend, und viele trafen nie in ihrem Leben einen Tom!
Mussten mit einem Max oder einem Stefan ihr Leben verbringen.
Aber sie hatte Tom!
Der Montagabend, als sie ihre Freundinnen für verrückt erklärt hatte , hatte Tom in ihr Leben gebracht.

Tom, den Hübschen, Tom , den Liebenswerten, Tom, den Intelligenten, Tom, den Lustigen, Tom, den Zärtlichen, Tom, den Leidenschaftlichen, Tom, den perfekten Liebhaber, Tom, den Wahnsinnsmann!
Oft hatte sie schöne Männer angesehen, immer gedacht, so ein Mann würde sich nie für sie interessieren, war neidisch gewesen auf die großen, schlanken, langhaarigen Modeltypen, die diese Männer im Arm hatten.

Hatte sich getröstet, dass gutaussehende Männer niemals nett sein konnten, liebevoll, humorvoll, intelligent!
Und heute? Heute hatte sie einen wunderbaren Mann in ihrem Leben, mit großen , grünen Augen, einem hübschen Gesicht, weichen wunderschönen Lippen, einer kleinen Nase, sie hasste große Nasen, weichen Wangen, wundervollen, mittellangen, seidigen, dunklen Haaren!

Sie konnte sich nicht sattsehen an seinem Gesicht und seinem Körper! O Gott, sein Körper!
Er raubte ihr alle Sinne! Ewig lange Beine, schmale Hüften, breite Schultern, muskulöse Arme! Kein Gramm Fett, aber auch keine übertriebenen Muskeln! Er hatte ihr erzählt, dass sie regelmäßig Krafttraining machen mussten, um den körperlichen Anforderungen gewachsen zu sein.

Sie ging nach unten, legte eine CD ein, tanzte mit sich selbst, hielt die Arme um sich geschlungen, träumte sich zu ihm. Einer ihrer Tagträume, der aber Wirklichkeit war!
Sie musste noch einmal ins Gästezimmer, gab dem Bett einen solchen Tritt, dass es sich verschob! Zum Glück war es dick gepolstert, sie tat sich nicht weh.
„Morgen fliegst du raus, und mit dir alle quälenden Gedanken an sämtliche wolllüstig stöhnenden Weiber!"
Dann tanzte sie ins Schlafzimmer, legte sich in das riesige Bett, das jungfräuliche Bett, dachte an seine Zärtlichkeiten und schlief schließlich glücklich ein.

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Tom verließ um viertel nach sechs die Klinik. Sein Herz schrie nach Sina, aber er musste noch etwas erledigen. Irgendwie war er ihr das schuldig!
Er hatte im Internet die Adresse von Susanne herausbekommen, fuhr auf schnellstem Weg zu ihrem Haus, parkte sein Auto, läutete an der Türe.
Eine verschlafene Frau öffnete. Tom baute sich in seiner vollen Größe vor ihr auf:

„Hallo, ich bin Tom Bergmann. Ich bin der Mann, der ihre Schwester liebt und den sie liebt! Und ich möchte Ihnen heute eines sagen: Wenn Sie noch einmal in die Nähe von Sina kommen, werde ich sehr böse werden! Ich werde alles tun, damit Sina Sie und das, was Sie ihr angetan haben, vergessen kann!" Damit ließ er sie stehen.

Nun konnte er heimfahren, nach Hause, zu der Liebe seines Lebens.
Stefan war hinter ihr die Treppe heruntergekommen. „Was war das denn?" fragte er seine Frau.
„Das war Sinas Neuer! Er wollte sich nur vorstellen!" antwortete sie, noch völlig perplex von Toms Auftritt.
„Um halb sieben am Morgen?"
„Ja, egal! Hauptsache, sie hat wieder jemanden!" Susanne war zufrieden. Die Kleine war wieder vom Markt!
Eigentlich schade, dachte Stefan. Die süße Schwägerin hätte er nicht von der Bettkante gestoßen!
Er hätte schon einmal gerne einen Versuch bei ihr gestartet, wenn Susanne beispielsweise auf einer Fortbildung war. Die Kleine musste ja ausgehungert sein, und schließlich blieb es in der Familie.
Susanne konnte seine Gedanken ziemlich genau erahnen.
Zum Glück war Sina ja jetzt wieder in festen Händen!


Es lohnt sich zu kämpfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt