MARIES POV:
Ich verlor die Orientierung schon nach wenigen Minuten. Der Mann führte mich, sicherlich absichtlich, um so viele Ecken und Häuser, dass bald alles gleich aussah. Ich war noch nie zuvor in Frankfurt gewesen. Woher sollte ich wissen, wo ich mich auch nur ungefähr befand? Doch je weiter wir liefen, desto mehr schwand meine Hoffnung. Es war mehr als sicher, dass mein Begleiter sich hier hervorragend auskannte. Selbst, wenn nicht das Leben der Person, die ich am meisten liebte auf dem Spiel stände, hätte ich niemals entkommen können. Mein Kinn pochte an den Stellen, an denen der Mann seine Finger vorhin zu fest zugedrückt hatte. Mittlerweile wurde der Himmel schon etwas heller und die ersten Vögel zogen ihre Runden auf der Suche nach Futter. Erst dachte ich, man würde uns zumindest bemerken. Zwei Menschen, der eine hinterher gezogen, sollten eigentlich auffällig genug sein zu dieser Stunde. Jedoch befanden wir uns nicht mehr in einer Gegend, in der Fenster die Fassaden der Gebäude zierten. Das Industriegebiet erinnerte mich an eine ascheüberzogene Berglandschaft. Grau und dunkel, fast alles Licht wurde absorbiert. Es war unheimlich. Wir bogen um eine weitere Ecke. Die Straße begann, bergauf zu führen. Ich blieb stehen. Mein Arm wurde beinahe ausgerissen, als mein Begleiter einfach weiter lief.
"Los, weiter! Oder müssen wir erst deinen Freund holen?", fauchte er. Die Worte hallten an den Wänden wieder und ließen mir einen kalten Schauer den Rücken herunter laufen. Ich schluckte.
"Und wenn ich mitkomme, dann lassen sie ihn in Ruhe?", flüsterte ich. Wahrscheinlich vor Überraschung darüber, meine Stimme zu hören, hörte er auf an meinem Arm zu zerren.
"Ich kann dir nichts versprechen", antwortete er mit dunklen Tönen. Doch das leicht unterdrückte Mitleid in seiner Stimme ließ mich auf etwas hoffen.
"Versprechen sie es mir. Wenn nicht, dann hat es keinen Sinn, mit ihnen einfach so mitzugehen. Früher oder später wäre er sowieso dran." Für einen kurzen Moment lösten sich seine Augen und wanderten nach oben links, ein Zeichen dafür, dass er nachdachte.
"Doch, es hat einen Sinn." Sein Blick wanderte wieder auf mich zurück. "Es erspart dir einen Kampf. Den ich gewinnen würde, Kleines!" Ein selbstgefälliges Grinsen huschte über seine Lippen. Mein Mund wurde trocken und ich schluckte erneut.
"Bitte", flüsterte ich. Es war mein letzter Versuch. Der Mann hatte sich schon umgedreht und hatte beinahe den ersten Schritt gemacht. In der Bewegung stoppte er. Ich erwartete einen Blick oder eine Bewegung, die mir klarmachen sollte, dass ich nichts zu melden hatte. Doch es kam nichts. Er drehte seinen Kopf nicht zu mir, sondern nickte. So kurz und leicht, dass ich es fast nicht gesehen hätte. Doch es war eindeutig. Ich ließ mich weiter ziehen. Sein Gesicht ließ mich der Mann nicht mehr sehen. Weder als er mich weiter zog, noch als er schließlich am oberen Ende der Straße an einer Tür halt machte, sie aufschloss und mich in das Innere des Gebäudes hinein führte. Meine Finger strichen über das eiskalte Material der Barriere. Mit einem ohrenbetäubenden Knallen fiel sie hinter uns zu. Ich zuckte zusammen und auf meinen Armen bildete sich schlagartig eine Gänsehaut. Es ging eine Treppe hinunter und dann einen schmalen Gang mit niedriger Decke entlang. Die Umgebung war so leise, dass ich meinen eigenen Atem hören konnte, wie er stotternd in mich hinein und aus mir heraus strömte. An der Decke sorgte alle zehn Meter eine kurze Neonröhre für ein Minimum am Licht. Ich zählte 168 Schritte und 14 Lampen, bis wir stehen blieben.
"Hier ist sie", sagte mein Begleiter monoton und mit einer unglaublichen Härte in der Stimme. "Öffne die Tür." Als mir klar wurde, dass er nicht mit mir sprach, wurde meine Atmung schneller. Langsam beugte ich mich nach links und blickte an meinem Entführer vorbei. Eine Tür. Tausende Riegel, fest, metallisch. Ein Hinterkopf. Kahl rasiert. Im Nacken das Abbild einer Cobra, die sich unter den Kragen der Jacke schlängelte. Ich kannte dieses Motiv.
(Wattpad kriegt es gerade nicht hin, ab jetzt kursiv zu schreiben)
Meine Hand strich über das Messer, einmal, zweimal, dreimal. Ich drehte sie um und betrachtete mit aufmerksamem Blick, wie die dünnen weißen Linien rot wurden und schließlich überquollen. Wie automatisch wanderte die flache Klinge über meinen Daumen. Es wurde kalt an meiner Haut, doch ich spürte es kaum. Dumpfer stinkender Nebel stieg mir in die Nase. Er roch nach Nikotin.
"Du darfst in der Wohnung nicht rauchen. Der Vermieter flippt aus", ermahnte ich Dan mit gesenktem Blick, verwundert darüber, wie gleichgültig meine Stimme klang.
"Pff", machte er und lachte kurz auf, was sich jedoch in einen Hustenanfall verwandelte. "Ist Nico hier?", fragte er spöttisch.
"Nein", gab ich klein bei.
"Na siehst du. Du verpetzt mich nicht, ich verpetze dich nicht. Also genau so wie immer." Ich drehte das Messer in meinen Händen. Dan saß in meinem Rücken. Ich musste mich also nur kurz umdrehen und-
"Was willst du schon verpetzen?" Auch, wenn er mich nicht sehen konnte, kniff ich die Augen zusammen.
"Naja", begann er. "Ich könnte..." seine Stimme wurde weicher und ich spürte seine Finger, wie sich meinen Arm hinauf glitten und unter den Träger meines Tops schoben. Die Gänsehaut und das Eis, dass sich plötzlich in meinem Kopf bildete verlangsamte meine Reaktion um einige Millisekunden. Somit traf meine das Messer in meiner Hand gerade mal seinen kleinen Finger. Dan schrie auf und zog seine Hand zurück. Ich duckte mich und stürzte vom Bett. Ein Schmerz durchfuhr meinen Körper, als ich mit dem Knie auf dem Parkett aufschlug. nach einen kurzen Zischlaut rappelte ich mich auf und rannte durch die Tür in den Flur, auf die Haustür zu, riss sie auf... und prallte gegen Nicos Oberkörper. Ein heller Schrei entwich mir. Nico ließ seinen Schlüssel fallen und packte mich mit der freien Hand am Oberarm, schubste mich in die Wohnung und landete einen heftigen Treffer auf meiner Wange. Ich keuchte. Ein Tritt in die Magengrube. Mir wurde schwarz vor Augen, dann sah ich Sterne.
"Leg die zurück ins Bett", befahl Nico. Jemand hob mich hoch und trug mich unsanft ein paar Schritte. Mein Kopf schlug an etwas über mir an. Ich sah erneut nur ein Flackern und in diesem Flackern ein Tattoo, welches eine Cobra zeigte. Tödlich und gierig wand sie sich Dans Rücken hinunter.
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Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)
FanfictionWenn man es genau nimmt, ist Marie so gut wie tot. Doch sie zeigt es nicht. Ihre Panik verschwindet in der Nacht und den leeren Gassen, in denen man ihre Schreie nicht hören würde. Aber plötzlich ist Marie in der Nacht nicht mehr allein. Ihr halbtot...