T E I L D R E I - D E R K A M P F
MARIES POV:
Die große Reisetasche lag auf meinem Bett, drum herum tausende Klamotten, Schuhe, Ladekabel und Caps. Vier Tage in einer Art Internat, was nahm man da mit? Beunruhigt wühlte ich die Sachen immer wieder von rechts nach links, nur um wieder von vorne anzufangen. Es brachte nichts. Ich glaubte, ich sollte nicht ganz so unseriös wirken, also räumte ich die Caps wieder in den Schrank. Ich entschied mich für ein paar enge Jeans und einige Shirts und Pullover ohne Aufdruck. Oben drauf schmiss ich meinen Laptop, meine Ladekabel, ein paar ausgetretene Vans und meine Kosmetiktasche. Dann zog ich den Reissverschluss mit einem Ruck zu und pustete die Luft aus.
"Okay", sagte ich zu mir selbst, packte die Tasche und stellte sie neben die Tür meines Zimmers. Mir blieben noch wenige Monate, bis ich achtzehn wurde und auf mich allein gestellt sein würde. Ohne Heim, ohne sicheres Zimmer. Ich musste diese Tests schaffen. Morgen würde es los gehen. Die Akademie hatte mir den Standort der Labore in Köln gemailt. Dort würde ich ab morgen für vier Tage leben und mich den Tests unterziehen. Ich werde nicht alleine sein. Soweit ich weiß sind noch sieben weitere aus dem Umkreis dort. Es gibt noch 24 weitere Labore in Deutschland. Gut 190 Personen wurden für die Testphase ausgewählt, 8000 Bewerber hatte es gegeben. Nur 16 Leute würden für die Ausbildung zugelassen werden. Und ich könnte eine davon sein. Ich musste eine davon sein.
Ich hatte Ju versprochen, dass er mich bis zum Labor begleiten durfte. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit ich in diesen vier Tagen haben werde, also war dies vielleicht unser letzter gemeinsamer Augenblick für vier Tage. Morgen würde es soweit sein. Mit diesen Gedanken, die um Ju, die Tests und meine Zukunft kreisten, ließ ich mich in mein Bett fallen und schlief ein.
Ich schlug die Augen exakt zehn Sekunden vor dem Piepen meines Weckers auf. Ich griff nach meinem Handy und zählte die Sekunden herunter, bis die Zeit auf 7:00 umschlug und schaltete den Wecker beim ersten Laut aus. Meine Hände glitten über mein Gesicht und blieben auf meiner Stirn liegen. Ich musste mich zwingen, ruhig zu atmen. Heute war es endlich soweit. Einer der Tage, von denen ich seit meinem fünfzehnten Lebensjahr geträumt hatte, würde wirklich statt finden. Voller Enthusiasmus und mit einem Grinsen im Gesicht setzte ich mich aufrecht hin und schwang die Beine über die Bettkante. Ich fuhr mir mit den Händen durch die Haare. Es knisterte, als sie sich entluden. Mein Körper war so unglaublich geladen, ich war so aufgeregt, so glücklich. Ich sprang auf und rannte ins Bad, putzte meine Zähne, kämmte mir die Haare, lief wieder zurück, zog mich an, wieder ins Bad, schminken und Haar machen. Ich entschied mich für einen halbhohen beideitigen französischen Zopf. Perfekt. Vor dem Spiegel zupfte ich meine Klamotten noch einmal zurecht, dann packte ich meine Reisetasche und öffnete die Tür. Doch bevor ich mein Zimmer verließ, ging ich noch einmal zurück zum Schrank und stopfe eine Cap in meine Tasche. Dann schnappte ich mir mein Longboard und verließ das Heim. Ju wartete am vereinbarten Treffpunkt, der Park, an dem ich ihm von meinem Traum erzählt hatte. Als er mich sah,machte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit. Ich fuhr auf ihn zu und warf mich in seine Arme. Er küsste mich aufs Haar.
"Hey Marie", sagte er und sog die Luft ein. Ich schloss meine Augen und drückte das Gesicht in sein Shirt.
"Hey", erwiderte ich. Langsam lösten wir uns voneinander.
"Und? Bereit?", fragte Ju. Ich atmete einmal ein und aus. Dann nickte ich.
"Na, komm, du willst doch nicht zu spät kommen", neckte er mich und sprange auf sein Board, um sich Vorsprung zu verschaffen, doch ich hatte damit gerechnet und kickte es ein Stück weg. Ju landete unspektakülar verwirrt auf seinen Füßen, taumelte jedoch. Ich krümmte mich vor lachen.
"Na warte", meinte er.
"Oh oh", sagte ich, schrie auf und rannte. Nach drei Schritten sprang ich erfolgreich auf mein Board udn pushte. Ju schien eine ähnliche Idee gehabt zu haben, er fuhr dicht hinter mir. Ich nahm mir vor, dass er mich nicht einholte und pushte wieder, doch Ju war definitiv zu schnell. Nach wenigen Sekunden war ein neben mir und griff nach meiner Hand. Ich lächelte ihn an. Er lächelte zurück. Dann pushte er und ich wurde ruckartig nach vorne gezogen. Fast dachte ich, ich würde fallen, aber zum Glück passierte nichts. Ich lachte, weil ich glücklich war. Weil ich Spaß hatte. und ganz nebenbei erwähnt auch, um meine Nervosität ein wenig zu überdecken, was wirklich wunderbar funktionierte. Es war ein ganzes Stückchen bis zu den Laboren, doch es fühlte sich an wie drei Minuten. Auf dem Platz vor dem riesigen Gebäude bremsten wir und stiegen ab.
"Hier ist es", sagte ich und lehnte mich an Ju.
"Wie lange noch gleich?", fragte Ju.
"Vier Tage", antwortete ich. Er drehte sich zu mir und nahm mich noch ein letztes Mal in die Arme.
"Egal, was passiert", begann er und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
"Ich liebe dich", hauchte er dich an meinem Ohr und ich bekam sofort eine Gänsehaut.
Das Kapitel für heute, Leserchens,
wie immer freue ich mich über Kommentare und Votes, aber das dürfte ja nichts neues sein. Danke by the way für über 1000 Votes! Ihr seid so krass, danke für alles!
Gestern Abend kam noch ein Text "Scherben" in meinem Gedankenbuch, schaut doch mal rein.
LG Kaeferchen
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Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)
FanfictionWenn man es genau nimmt, ist Marie so gut wie tot. Doch sie zeigt es nicht. Ihre Panik verschwindet in der Nacht und den leeren Gassen, in denen man ihre Schreie nicht hören würde. Aber plötzlich ist Marie in der Nacht nicht mehr allein. Ihr halbtot...