Kleine Warnung im Voraus: Ich weiß nicht, ob es heute eine Ausnahme ist und wie regelmäßig demnächst Uploads kommen.
MARIES POV:
"Ihr... ihr habt davon wirklich nicht gehört, oder?", fragte Leona noch einmal.
"Was denn jetzt rück schon raus!", bohrte Alex.
"Diese Geiselnahme in dem einen Waisenheim in Köln!" Leona krallte die Finger um die Tischplatte und ich erstarrte.
"Welches?", fragte ich gerade noch so.
"Altstadt-Süd", sagte Leona. Ich schluckte. Meins.
"Wann?", sprang Alex ein.
"Gestern Abend." Zwei Tage vor meinem Geburtstag.
"Tote?", stotterte Alex.
"Die Heimleiterin." Mary. Der Löffel fiel mir aus der Hand und kam scheppernd auf dem Tellerrand auf, bevor er auf die Tischplatte fiel.
"Marie? Alles okay?", fragte Alex. Ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf.
"Entschuldigt mich bitte", presste ich hervor, dann rannte ich aus dem Saal hoch in mein Zimmer.
"Scheiße", stöhnte ich, während die erste Träne aus meinem Augenwinkel quoll. Ich griff nach meinem Handy und wählte. Das Freizeichen kam und ich setzte mich mit dem Rücken an die Wand.
"Marie!", begrüßte mich die liebste Stimme, die sich mein Ohr vorstellen konnte.
"Hey", sagte ich und schniefte.
"Ich wollte dich sowieso anrufen wegen der..."
"...Geiselnahme in meinem alten Waisenhaus?"
"Du weißt es also schon."
"Ja. Eigentlich müsste ich noch dort gewesen sein. Hätte ich nicht diese Ausnahmegenemigung bekommen, dann wäre ich..."
"...sag es nicht. Das wäre nicht passiert, daran darfst du nicht denken." Ich atmete aus.
"Ist schon irgendetwas genaueres bekannt?", fragte ich.
"Es ist ungeklärt, aus welchem Grund die Geiselnahme stattfand. Der Typ kam maskiert und bewaffnet in das Haus, forderte alle in das unterste Stockwerk, sprach mit der Heimleiterin..."
"...Mary", unterbrach ich ihn. "Ihr Name war Mary."
"Er sprach mit Mary, erschoss sie und verschwand wieder."
"Einfach so?", rutschte es aus mir heraus.
"Es sind nur die Pressemitteilungen, du weißt selbst, wie viel Scheiße da erzählt werden kann!"
"Ich zweifle nicht daran, dass es so abgelaufen ist. Es war nur... unwahrscheinlich."
Pause.
"Ju?", fragte ich.
"Was ist?"
"Ich glaube, die suchen mich", gestand ich. Und es war das, wovor ich am meisten Angst hatte. Andere wegen mir in Gefahr zu bringen.
"Da ist doch Schwachsinn!", waren die Worte, die an mein Ohr drangen, aber der Tonfall, in dem Ju sprach und die Tatsachen, dass er ein paar Sekunden gezögert hatte sagten etwas anderes.
"Ehrlich Marie, mach dir doch nicht solche Sorgen darum, das ist doch nicht deinetwegen gewesen!" Seine Stimme klang ein wenig überzeugter.
"Aber es würde genau passen. So unmittelbar vor meinem Geburtstag, an dem ich da raus gemusst hätte oder gedurft hätte. Man könnte praktisch davon ausgehen, dass ich schon packe und dort übernachte, eigentlich die perfekte Gelegenheit. Aber ich. War. Nicht. Dort. Er hat Mary nach mir gefragt und ich war ja nicht da, also... keine Ahnung, was er dann gemacht hat. Vielleicht hat er ihr nicht geglaubt und wurde wütend. Oder er hat... auch ich weiß es nicht, aber sie ist verdammt noch einmal auch tot! Alles möglichen Leute in meinem Umfeld, immer sterben sie meinetwegen!"
"Hey, das ist gar nicht war! Deine Eltern und Jannis..."
"...und Nele?"
"Es war ihre eigene Entscheid..."
"...und Mary?"
"Du hast doch eben selbst gesagt, dass du keine Ahnung hast, warum er Mary erschossen hast!"
"Es war meinetwegen!"
"Woher willst du das wissen?"
"Ich weiß es halt! Und wenn du mir da nicht behilflich sein willst, in welcher Form auch immer, dann kann ich auf dich auch verzichten!"
"Aber so war d-" Ich legte auf und presste mir die Hand vor den Mund. Wieso? Ich war mir so sicher und er... Ich sollte ihn anrufen und mich entschuldigen, aber ich traute mich nicht. Wegen so einer Kleinigkeit sollte... Ich stand unter Druck, das wusste Ju. Ich hatte schlimme Erfahrungen gemacht und das wusste er auch. Also war es irgendwo jetzt seins. Wenn ihm was daran lag, würde er schon wieder anrufen. Ich wischte mir mit dem leinen Finger am unteren Rand meiner Augenlider entlang, um mein Make-Up nicht zu krass zu verschmieren. Ich atmete wieder durch und beschloss, vielleicht noch einmal runter in den Speisesaal zu gehen. Ich wollte gerade die Treppe hinunter gehen, als ich Stimmen hörte. Kreischende Stimmen von zwei Personen. Ich spähte über das Geländer und entdeckte Leona und Ailyn.
"Natürlich habe ich einen Grund! Es ist schrecklich, was da passiert ist! Wie kannst du so etwas nur sagen!", kreischte Leona und brach wenige Sekunden danach in Tränen aus, so sehr, dass sie sich an Jonathan abstützen musste, der ihr liebevoll die Hände auf Wange und Schulter legte.
"Wenn du das wirklich glaubst, dann liegst du falsch. Deine Freunde sind doch nur zu dumm, um das zu bemerken, dass du dich in jede mögliche Scheiße hinein steigerst, als wärst du davon betroffen!", fauchte Ailyn, jedoch lag ein trauriger Unterton in ihrer Stimme.
"Ach ja?", schluchzte Leona. "Und du? Du bist davon betroffen?" Ich konnte beobachten, wie Ailyn mit sich rang, nach Luft schnappte und mit dem Kopf nervös zuckte. Doch dann drehte sie sich ohne ein weiteres Wort um und marschierte die Treppe hoch, auf dessen Absatz ich noch immer stand und ihr entgegen starrte. Als sie an mir vorbei lief, konnte ich ein leises weinendes Bröckeln ihrer Fassung vernehmen. Ich sah ihr hinterher, wie sie in unser Zimmer verschwand, den Kopf gesenkt und den Unterarm auf die Augen gedrückt. Ich verspürte keineswegs das Verlangen danach, ihr jetzt hinterher zu laufen, sondern eilte die Treppe hinunter, um stattdessen Leona in die Arme zu nehmen.
"Hey", sagte ihr ruhig und strich ihr über das Haar. "Ist doch gut, was ist denn los mit dir?" Beim Anblick ihrer Tränen war auch mir schon wieder sofort zum Heulen zumute, was mich an mein Gespräch mit Ju erinnerte. Oh Gott, jetzt musste ich mich wirklich zusammen reißen, sonst würde ich ernsthaft noch mit Leona einen privaten Mädels-lasst-uns-uns-ausheulen-Club gründen. Von diesen ganzen Gruppengetun war ich sowieso nie begeistert gewesen, warum also sollte ich mich also jetzt nicht für wenigstens noch ein paar Minuten zusammen halten, die Leona mich vielleicht oder weniger vielleicht brauchte. Beziehungsweise meinen Trost. Obwohl Jonathan sie schon ziemlich erdrückte. Ich schaffte es dennoch, sie so halb auch in meine Arme zu nehmen. Vo außen sah das bestimmt sehr seltsam aus, aber darum machte ich mir jetzt keine Sorgen.
"Mich nimmt so etwas halt mit, diese schreckliche Geiselnahme, das ist so abscheulich!", klagte Leona. Wahrscheinlich hatte sich das Gespräch darum gedreht. Dann war Leona ein mitfühlender Mensch was hatte diese Ailyn bitte dagegen?
"Nimm das nicht so schwer Leo, das Mädel hat halt keine Gefühle, so wie du", sagte Jonathan. Leona nickte schwer in ließ zu, dass er sie küsste. Ich wand mich vorsichtig wieder aus der Umarmung heraus und ging ein paar Schritte von den beiden weg, die mich zu ignorieren schienen. Alex kam von links auf mich zu.
"Weißt du jetzt, wie ich mich immer fühle?", fragte er. Ich nickte.
"So in etwa."
"Heute Abend lässt er sie fallen und die Nacht heult sie sich schon wieder bei mir aus, wetten?"
"Um so etwas wette ich nicht. Um die Gefühle anderer meine ich." Alex sah mich zweifelnd an.
"Ich bitte dich!", sagte er und zog eine Augenbraue hoch.
"Wenn dich Leona so zu nerven scheint, dann spiel doch einfach einmal nicht das Notfallnetz!", entgegnete ich. Alex' Blick wanderte zu seinen Schuhen.
"Das geht nicht immer so einfach..." Ach wenn ich doch bloß nicht wüsste, was er meinte...
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Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)
FanficWenn man es genau nimmt, ist Marie so gut wie tot. Doch sie zeigt es nicht. Ihre Panik verschwindet in der Nacht und den leeren Gassen, in denen man ihre Schreie nicht hören würde. Aber plötzlich ist Marie in der Nacht nicht mehr allein. Ihr halbtot...