MARIES POV:
Der Test bestand aus Kopfrechenaufgaben, Puzzelaufgaben, Zahlenfolgen, Logik und Allgemeinwissen. Ich gab mir keine große Mühe, alles richtig zu machen. Ich gab mir keine Mühe, etwas herauszufinden. Ich kannte die Lösung breits. Und ich konnte nur hoffen, dass Leona das auch tat. Ich wusste nicht, wie lang es dauerte, aber irgendwann wurde der Bildschirm im Tisch einfach weiß. Ich hörte auf, zu arbeiten, pustete die Luft einmal aus mir heraus und drehte mich zu der Testleiterin. Sie lächelte mich an.
"Was war das System der Aufgaben und welches das der Lösungen?", fragte sie. Meine Munkwinkel zuckten nach oben.
"Es gibt keins", sagte ich. Das Lächeln der Frau wurde noch breiter.
"SIe haben dann jetzt Pause", meinte sie und trat zur Seite, damit ich an ihr vorbei gehen und den Raum verlassen konnte. Innerlich grinste ich und mein Herz machte Sprünge vor Freude. Das Lächeln musste bedeutet haben, dass ich richtig gelegen hatte. Ich machte mich wieder auf den Weg zur Kantine in der Hoffnung, dort auf Leona zu treffen. Meine Beine steuerten automatisch auf den selben Platz zu, auf dem ich vorhin schon gesessen hatte. Wieder einmal war ich allein hier. Es war gespenstisch still in dem klarweißen Saal. Ich hörte das Hallen meiner Schuhspitze, die unruhig auf den Steinboden trommelte. Ein paar weiterer Schuhspitzen gesellten sich neben meine. Ich blickte auf und starrte auf Leonas Hand, in der sie mir den Zauberwürfel entgegen hielt. Ich schmunzelte und nahm ihn entgegen. Er war bereits gelöst, also verdreht ich ihn schnell und sorgfältig, während Leona sich absichlich mit geschlossenen Augen auf einen Stuhl neben mich setzte, den sie sich heran zog. Als ich fertig war, reichte ich ihr den Würfel zurück. Leona betrachtete ihn kurz, in etwa fünf Sekunden, schon zappelten ihr Finger und Handgelenke um den Würfel. Das Geräusch von einrastenden Plastikschrauben war zu hören. Ich passte das Tippen meiner Fußspitze auf Leonas Rhythmus an, so dass wir im Gleichtakt klackten und ein seltsam musikalisches Geräusch in der halligen Kantine entstand. Ich lachte über die leise Musik und Leona stieg mit ein. SIe legte den fertigen Zauberwürfel beiseite und griff hinter sich nach zwei Bechern. Einen stellte sie umgedreht vor mir hin, den anderen vor sich selbst. Dann klatschte sie zwei mal in die Hände, tippte drei Mal auf den Becher, klatsche dann wieder und warf ihn in komplizierten Bewegungen hin und her, bis er wieder verkehrt herum vor ihr stand. Dann begann sie von vorne. Ich beobachtete sie genau und versuchte, ihr Bewegungen auf meine Hände zu übertragen. Ein gleichmäßiger Rhythmus entstand. Ich sah auf, meine Hände arbeiteten fehlerfrei weiter. Leona und ich lächelten uns an. Noch jemand betrat die Kantine. Ich beachtete den jemand nicht, bis sie anfing, zu singen.
"I got my ticket for the long way round", sang sie. Es passte perfekt zu dem, was wir mit den Bechern klopften.
"Two bottles whisky for the way", vollendete Leona die Phrase.
"And I sure would like some sweet company", erinnerte ich mich.
"And i'm leaving tomorrow what do you say?", sangen wir alles zusammen. Unser Stimmenchor klang wundervoll zusammen mit den Bechern und der leeren Kantine. Ich lachte die anderen beiden an.
"When I'm gone,
When I'm gone,
you gonna miss me when I'm gone!
You gonna miss me by my hair,
you gonna miss me everyewhere.
Oh I know you gonna miss me when I'm gone."
Zwei oder drei Mal sangen wir den Refrain, jeder baute seine eigene Variation ein. Es klang wundervoll. Doch leider ging uns die Puste aus, also waren wir gezwungen, eine Pause zu machen. Ich atmete keuchend, aber ich war glücklich. Die Frau neben mir hatte ich noch nie bewusst gesehen und doch vertraute ich ihr sofort. Meine Finger und Handflächen kribbelten von dem Kopfen auf den Becher und mein Hals fühlte sich etwas ausgetrocknet an, aber ich lachte und machte mir um nichts Sorgen. Es war schön, so frei zu sein. Auch wenn wir hier praktisch eingesperrt waren, konnten wir frei sein. Wri konnten kreativ sein, wir konnten zusammen singen. Wir konnten individuell sein. Das ist wahrscheinlich das einzige, was mir hier nicht genommen wurde. Meine Individualität. Ich war so, wie mein Charakter mich bestimmte und das war auch gut so. Wer weiß, wenn mein Charakter anders wäre, hätte ich dann jemals zu Ju gefunden? Wahrscheinlich nicht. Die Gedanken an Ju ließen meine Freude und Ausgelassenheit ein wenig verfliegen. Wieder erschien sein Gesicht vor meinen Augen, die Nachricht, in der er mir gesagt hatte, ich dürfte nicht von hier weg, wir zwei in dem Park, in dem ich ihm meinen Wunsch, hier zu stehen, erzählt hatte. Damals hatte ich noch geglaubt, das sei unmöglich. Ich hatte mich getäuscht. In meinen Gedanken schickte ich ein "Ich vermisse dich" an Ju und schloss kurz die Augen. Wäre ich doch blos bei ihm. In diesem Moment wünschte ich mir wieder nichts mehr als das, sogar mein Ehrgeiz, den Job als Fluglotse zu bekommen, kam nicht dagegen an. Ohne, das ich es merkte, lief mir eine Träne über die Wange und tropfte mit einem hörbaren Platschen auf meine Hose. Leona und die Fremde blickten mich an.
"Heyyyy", sagte Leona sanft und legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Alles wird gut. Wer ist es denn?", fragte sie.
"Ist unwichtig", meinte ich mit brüchiger Stimme und wischte die Träne weg. Leona nahm mich fast in den Arm. Die Wärme und Nähe tat so gut.
"Bals seid ihr wieder zusammen", sagte sie. "Bald." Wie wusste Leona nur immer alle diese Dinge? Erst die Sache mit dem Teamwork und jetzt das. Die Fremde zog ein mitleidiges Gesicht und drückte vorsichtig meine Hand. Mit einem Blick bedankte ich mich bei ihr dafür. Vorsichtig befreite ich mich aus Leonas Umarmung, stand auf und murmelte etwas unverständliches, während ich den Saal verließ und im Joggingtempo in Richtung meiner Kabine lief. Ich konnte die Tränen kaum noch zurück halten. Sie tropten vor mir auf den Boden oder trafen meine Schuhe. Als ich endlich vor meiner Tür stand riss ich sie auf, stürzte in die Kabine und schloss die Tür hinter mir. Dann begann ich zu schreien.
Yo Leserchens,
hier euer neues Kapitel! Ich hoffe wie immer, es gefällt euch, Kommis und Votes balsamieren meine Seele, morgen habe ich eine wichtige Französisch-Arbeit, drückt mir die Daumen! Ach ja, ganz vergessen, Geschichte von Nele kam gestern auch noch, unbedingt lesen!
LG Kaeferchen
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Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)
FanfictionWenn man es genau nimmt, ist Marie so gut wie tot. Doch sie zeigt es nicht. Ihre Panik verschwindet in der Nacht und den leeren Gassen, in denen man ihre Schreie nicht hören würde. Aber plötzlich ist Marie in der Nacht nicht mehr allein. Ihr halbtot...