MARIES POV:
Ich setzte mich auf den Boden des Tanzstudios und begann mich zu dehnen. Mir gegenüber saß mein Bruder und spiegelt meine Bewegungen perfekt wieder. Ich dehnte Bein- und Fußmuskulatur, mein Körper konnte noch alles perfekt. Jannis saß mir immer noch gegenüber und lächelte mich an.
"Trau dich", sagte er. Ich streckte die Hand nach ihm aus, wollte ihn berühren, doch meine Hand traf nur auf kaltes Glas. Im Spiegel sah ich nicht länger meinen Bruder, ich sah mich selbst, wie ich verzweifelt die Fingerspitzen ausstreckte. Was hatte Jannis gesagt? Trau dich!
"Trau dich", murmelte ich leise vor mich hin und wendete mich vom Spiegel ab. Ich entfernte mich ein paar Schritte von der Wand und schloss die Augen. Ich stellte mir vor, ich wäre im Übungsraum des Jugendzirkusses. Neben mir mein Bruder, gegenüber der Spiegel. Ich wartete auf den Einzatz der Musik und begann unsere Choreographie. Sixstep, Handstand, flying skills. Wir machten alles syncron. Mein Kopf befreite sich von allen Gedanken. Jetzt zählte nur noch, das wir tanzten. Das wir gemeinsam tanzten, wenn auch nur in meiner Erinnerung. Ich tanzte und tanzte immer wieder die gleiche Choreographie, um ihn bei mir zu behalten. Ich nahm Jannis Seele in mich auf und ließ zu, dass sie sich mit meiner verschloss. Jetzt trug ich seine Leidenschaft zum tanzen zusammen mit der meiner. Sie wurde stärker als meine Gedanken, sie durchströmte meinen ganzen Körper und flickte ihn zusammen. Kittete die Risse in meiner Haut. Ich tanzte weiter und ich heilte weiter. Dann öffnete ich die Augen. Ich sah mich im Spiegel, neben mir tanzte Jannis. Ich machte noch einen Sprung und stellte mich wieder auf beide Füße. Ich blickte neben mich. Dort stand Jannis. Er sah mich an.
"Ich bin stolz auf dich", sagte Jannis Stimme in meinem Kopf, die Lippen seines Körpers bewegten sich nicht. Er verschwamm und plötzlich stand da nicht länger Jannis. Dort stand Ju. Ich sah ihm in die Augen, ungläubig, dass er hier wirklich war. Ich rannte auf ihn zu und umarmte ihn fest. Mit jeder Millisekunde, die ich länger in seinen Armen lag, wuchs mein Herz wieder weiter zusammen. Ich löste mich von Ju und sah ihm wieder fest in die Augen. Er drängte mich langsam rückwarts, bis ich in meinem Rücken die kalte Wand spürte. Dann legte er seine Lippen vorsichtig auf meine. Ich schloss die Augen und bewegte mich nicht. Wir standen ewig so da. Irgendwann machte sich Ju aus unserem Kuss los. Er griff nach meinen Händen und verschloss sie mit seinen. Dann legte er seine Stirn an meine und wir sahen uns einfach nur an. Ich atmete seinen Geruch ein und fühlte mich geborgen und zu Hause. Ich wollte für immer bei ihm bleiben. Ich wollte mich nicht bewegen, doch Ju tat es. Er zog mich in die Mitte des Saales und tanzte. Er tanzte unsere Choreo. Ich stieg ein. Es fühlte sích unbeschreiblich an, hier zu tanzen, mit Ju an meiner Seite. Ich war glücklich, weil Ju hier war. Ich war glücklich, weil ich tanzte. Es war wie eine kleine Schutzatmosphäre des Glückes mit einer Haut aus Eisen, die niemand durchdringen konnte. Mein Körper heilte bis auf die letzte Verletzung in meinem Herzen und meiner Seele. Die Wunden von Nico verschwanden. Ich behielt Jannis in glücklicher Erinnerung, denn ich trug ihn nun in mir weiter. Ich trug seine Leidenschaft für das Tanzen weiter und ich würde tanzen, jederzeit, überall. Ich würde meinem Bruder gerecht werden, so sehr ich konnte. Es sollte von Anfang an so passieren und darüber bin ich glücklich. Ich tanzte, die Seele meines Bruders in mir, der liebste Mensch auf der ganzen Welt neben mir. Ju und ich tanzten, bis wir nicht mehr konnten, dann stellten wir uns einfach an die Wand, Stirn an Stirn und sahen einander an. Atmeten den Geruch des anderen ein. Bauten uns unsere eigene Welt auf, die niemand betreten konnte, außer uns und wir würden sie niemals verlasse, da war ich mir sicher.
Hallo liebe Leser,
heute wieder nur ein etwas kürzeres Kapitel. Das liegt daran, dass ich dieses psychiche und das, was dann wirklich passiert gerne getrennt habe, nicht dass dann so etwas kommt wie:
Ich vermisste Jannis so sehr. Ich wollte, dass er blieb. Dass er nicht starb. Und dann kommt plötzlich eine Befragung zu Jannis Unfall oder so.
Checkl unbedingt das Musikvideo von Jonas Mann "Zurück nach Berlin" aus und supportet ihn ein bisschen, wenn ihr das Video gut fandet.
Bis hoffentlich morgen,
LG Kaeferchen
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Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)
FanfictionWenn man es genau nimmt, ist Marie so gut wie tot. Doch sie zeigt es nicht. Ihre Panik verschwindet in der Nacht und den leeren Gassen, in denen man ihre Schreie nicht hören würde. Aber plötzlich ist Marie in der Nacht nicht mehr allein. Ihr halbtot...