Meine Zukunft

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MARIES POV:

Meine Haare waren in der Tränenpfütze getränkt und klebten sich beim Aufrappeln mit einem klatschenden Geräusch an meine Wange. Ich griff mit den Fingern hinein, zog einmal kräftig daran um den Schmerz in meinem Herzen zu übertrumpfen. Ich stand langsam weiter auf, versuchte, mein Gleichgewicht zu finden, mich zu orientieren, auch wenn meine Sicht so gut wie gar nicht vorhanden war. Meine Hände tasteten sich an der Wand hoch, die Fingernägel bohrten sich in den festen Putz, doch er gab nicht nach. Trotzdem zwang ich mich, nicht hinzufallen und von diesem Ort so schnell wie möglich zu verschwinden.

Die Erinnerungen an den Rest des Tages sind so verschwommen, wie meine Sicht unter den Tränen. Ich hatte keine Ahnung, was ich den Tag über noch gemacht hatte, ich bezweifelte, dass ich überhaupt etwas gemacht hatte. Als ich mit genenktem Kopf in meine Kabine gestapft kam und auf mein Handydisplay schaute, zuckte ich schlagartig zusammen. Ein verpasster Anruf von niemand anderem als von Ju. Eine Träne fiel auf das Display, ich wischte sie mit meinem Ärme weg und schmiss mich auf das Bett. Sofort drückte ich auf anrufen. Ju nahm sofort ab.

"Hey Marie", sagte er.

"Hey Ju", erwiderte ich. Es war kurz still in der Leitung und ich biss mir auf die Unterlippe.

"Wie geht es dir?", fragte Ju. Ich zögerte.

"Es geht so", sagte ich. Wieder entstand ein Schweigen.

"Ich vermisse dich", kam es schließlich von mir. Ich hörte Jus Atmen auf dem anderen Ende der Leitung.

"Ich dich auch", antwortete er. Ju verurteilte mich nicht. Warum verirteilte er mich nicht? Warum war er nicht sauer auf mich? Warum sagte er nichts, warum war es so still? Was erwartete er? Was erwartete Ju von mir? Ich ging einmal in mich und versuchte, mir Jus Situation vorzustellen. Ein Typ, dessen Freundin gerade von ihm abgeschlossen war. Es ging ihr sehr schlecht ohne ihn und man konnte davon ausgehen, dass es ihm nicht viel anders ergeht. Dann wurde er auch noch so krass von seiner Freundin vor den Kopf gestoßen... Er wollte, dass ich mich bei ihm entschuldigte. Das konnte ich ihm nicht über nehmen, schließlich hatte er Recht. Es war mein Fehler gewesen. Ich hatte Ju so stark zurück gewiesen, ich konnte froh sein, dass er überhaupt noch Kontakt zu mir aufnahm. Ich wollte Ju nicht verlieren. Er war mir viel zu wertvoll, ich wusste nicht, was ich ohne ihn jetzt machen würde. Ich habe Ju so vieles zu verdanken, in den letzten Monaten, jetzt sollte ich ihn nicht weiter verletzen.

"Es tut mir leid, dass", setzten wir beide gleichzeitig an und ich lachte kurz. So kannte ich Ju. Selbstlos, alle Schuld auf sich nehmend. Mein Idol, wie ich mir selbst eingestand. Ich wäre so gerne wie er.

"Du zuerst", sagte Ju, ganz gentlemanlike. Ich musste erneut schmunzeln, doch bei dem Gedanken an den nächsten Satz verging es mir.

"Ju, es tut mir leid, was ich geschrieben habe. Das war nicht fair. Du hast so viel für mich getan und ich stoße dich so vor den Kopf. Du sollst wissen", ich stockte und stolperte über meine eigenen Worte, die mir gerade durch den Kopf gingen.

"Ich soll was wissen?", fragte Ju. Ich schluckte.

"Du sollst wissen, dass du das wichtigste in meinem Leben bist", vollendete ich meinen Satz. Erst jetzt realisierte ich wirklich, was ich da dachte. Und dass es wahr war, was ich gesagt hatte. Ju war das wichtigste für mich. Ohne ihn gäbe es kein "Ich", wie ich es jetzt kenne. Ich würde noch immer auf der Flucht vor Nico sein. Oder Nico wäre schon einen Schritt weiter gegangen. Ihrgenwann hätte ich keine Kraft mehr gehabt, aber Ju fand mich, bevor es dazu kommen konnte. Dafür musste ich ihm unendlich dankbar sein.

"Danke", hauchte ich in mein Handy.

"Wofür?", fragte Ju.

"Dass du aus mir das gemacht hast, was ich heute bin", antwortete ich.

"Gern geschehen", sagte er. Ich grinste schon wieder. Vielleicht war er doch gar nicht so selbstlos. Trotzdem war er auf jeden Fall ein besserer Mensch als ich.

"Was wolltest du denn sagen?", griff ich seine Aussage von vorhin wieder auf. Eine Weile war es wieder peinlich still, dann hörte ich ein lautes Atmen von Ju.

"Ich wollte dir sagen, dass ich mich falsch verhalten habe. Du stehst sicherlich unter großen Druck und ich muss das respektieren. Ich darf nicht so hohe Ansprüche an dich stellen, was mich betrifft, aber ich dachte schon, dass ich dir nicht mehr so wichtig bin, wie vorher. Aber ich stehe hinter dir, egal, was passiert, okay?", fragte Ju. Ich atmete. Ein, aus, ein, aus. Das hatte ich nicht erwartet, schließlich hatte er keinen Fehler gemacht. Das war einzig und allein meine Schuld gewesen. Ich atmete. Ein, aus,ein, aus.

"Ju, versprich mir etwas", sagte ich. "Versprich mir, dass du niemals denkst, ich wäre dir nicht wichtig. Bitte, versprich mir das. Bitte." Es hatten sich wieder Tränen in meinen Augen gebildet.

"Versprochen", sagte Ju.

"Sag es komlett"; forderte ich.

"Ich verpreche dir, dass ich niemals denken werde, ich wäre dir nicht wichtig. Und ich verspreche dir, dass du mir niemals unwichtig sein wirst", sagte Ju leise. Die erste Träne tropfte auf den Bettbezug und hinterließ einen hellgrauen Fleck.

"Bitte weine jetzt nicht", sagte Ju mitfühlend.

"Wieso denn nicht?", schluchzte ich.

"Ich will nicht, dass du wegen mir so traurig bist", sagte Ju. Ich erwiderte erst einmal nichts. Im Kopf ging ich meine Möglichkeiten noch einmal durch. Dann fällte ich eine Entscheidung.

"Heute Nacht haue ich von hier ab. Ich komme zu dir", sagte ich. Sofort find Ju an, überrascht herum zu stottern.

"A-a-a-auf gar keinen F-f-f-fall. Du wirst da bleiben. Ich v-v-v-verstehe das doch, b-b-b-bitte bleib jetzt da. Du hats da schon zu viel Arbeit rein gesteckt. Da musst du jetzt auch durchziehen", sagte er, bevor ich ihm ins Wort viel.

"Ju, versuch es bitte nicht. Ich halte es hier nicht mehr aus. Ich vermisse dich, wirklich richtig doll. Ich schaffe das nicht weiter. Ich halte das nicht durch. Es tut so weh, Ju, es tut so weh, hier zu sein. Ich will hier weg, das musst du verstehen-"

"Das verstehe ich, Marie. Aber du bist mir wichtig und ich will, dass du glücklich wirst-"

"Das bin ich doch, wenn ich bei dir bin. Ich halte es hier nicht mehr aus. Ich bin glücklich-"

"Vielleicht für den Moment. Aber denk' mal daran, was in zwei Wochen sein wird. Das ist deine einzige Chance, du wirst sie nicht einfach für jemanden wie mich weg werfen-"

"Was soll das heißen, jemand wie du? Du bist ich, Ju. Du hast mir alles gegeben und ich lasse dich so allein, nur wegen eines dämlichen Jobs-"

"Das ist kein dämlicher Job"; brüllte er plötzlich. "Das ist deine Zukunft, Marie. Akzeptier es, verdammt!"

"DU bist meine Zukunft", schrie und schluchzte ich zurück. "Du bist mir doch viel wichtiger als dieser Job oder irgendjemand anderes." Es war wieder still. Ich meinte, Jus Herz klopfen hören zu können.

"Ich bin vielleicht ein kleiner Teil davon. Aber das ist wichtig, was du da machst. Die brauchen dich und deine Fähigkeiten, Marie."

"Was willst du tun? He? Wie willst du verhindern, dass ich abhaue?", bluffte ich.

"Pass mal auf. Wenn du heute oder morgen oder übermorgen vor meiner Haustür stehst, ohne diese Test zu Ende gemacht zu haben, dann werde ich nicht länger mit dir zusammen sein wollen!"

Mein Kinnlade klappte herunter. Wie konnte er das von mir verlangen?

So, Leserchens,

nächstes Drama-Kapitel, ich hoee wie immer, es gefällt euch, Vote und Kommentar freuen mich. Eine schöne Pause an Kathi, gute Nacht oder Morgen oder Tag an die anderen fleissigen Leser, habe euch alles lieb, danke an 33 K Reads und fast 1,5 K Votes, ihr seid einfach die besten!!!!!

LG Kaeferchen

Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt