"Heulen nützt dir auch nichts." Ich dachte erst, ich hätte mich verhört, die Worte kämen von draußen, doch dann wurde mir bewusst, dass die Stimme viel zu hell war, um von einem Mann zu stammen. Und langsam kam mir auch in den Sinn, woher ich den Klang der Worte kannte."Aylin?", flüsterte ich und sortierte meine eingeknickten Beine unter mir, um mich aufzurappeln."Wow, das ging schnell", sagte sie. In der vollkommenen Dunkelheit konnte ich nur abschätzen, wo sie sich befand. Ich streckte meine Hand nach ihr aus, selbst, wenn ich nicht unbedingt das Verlangen danach hatte, sie zu berühren. Jedoch musste ich sicher gehen, dass mir mein Gehirn keinen Streich spielte. Und tatsächlich. Ich fasste Stoff und darunter einen hervor stechenden Knochen. vermutlich ihr Schlüsselbein. Mir wurde auf die Finger geschlagen.
"Ey, grabsch mich nicht an!", stieß Aylin aus. Ihr Ton war kalt und zickig. Jep, sie war eindeutig hier. So toll konnte mein Kopf diese Stimme niemals nachahmen.
"Aylin, was machst du verdammt nochmal hier?", fragte ich aufgebracht.
"Na chillen jedenfalls nicht!", fauchte sie zurück. Toll. Hätte ich mir auch denken können. Ich streckte meine Arme aus, um mich zu orientieren, dabei berührte ich die Tür. Meine Faust drosch noch zwei Mal darauf ein.
"Hey!", rief ich. "Dan, wenn du willst, dass ich noch weiter lebe, bis er aus dem Knast raus ist, dann musst du mir schon was zu trinken geben." Nichts. Keine Stimmen, keine Schritte. Absolut nichts.
"Sie werden die Tür nicht aufmachen", sagte Aylin, diesmal leiser. "Wir haben Wasser hier. Und Essen auch."
"Genug für zehn Jahre?", zischte ich zurück. "Hey, lasst mich hier raus! Bitte!" Ich spürte meine Finger schon wieder kaum noch, merkte gar nicht, dass ich immer noch gegen die Tür schlug. Doch irgendwann gab ich es auf. Ich ließ mich auf den Boden fallen und krabbelte in die Richtung, aus der ich Aylins Stimme zuletzt gehört hatte."Wo ist das Wasser?", fragte ich flüsternd. Etwas schliff neben mir über den Boden, ich tastete den Bereich ab und stieß auf etwas zylinderförmiges. Eine Flasche. Meine Hände glitten bis zum Deckel und schraubten ihn ab. Das kalte Wasser, das in meinen Bauch floss, hatte etwas beruhigendes. Ich stöhnte auf, als ich die Flasche etwas zu heftig auf dem Boden absetzte und ein paar Wasserspritzer auf meine Hände nieder regneten.
"Was wollen dir von dir?", versuchte ich noch einmal, Aylin zum Reden zu bekommen, doch sie antwortete mir nicht. "Verdammt nochmal, wir sind hier eingesperrt! Was willst du tun? Mich anschweigen, bis wir hier drinnen verrecken?" Erst, als ich selbst die Worte in meinen Ohren widerhallen hörte, begriff ich, was ich gesagt hatte. Und ich begriff, dass es wahr war. Wir würden hier vielleicht sterben. Mein Kopf konnte diese Endgültigkeit nicht verstehen. Es war zu ende. Hier. Das hier war der letzte Ort, den ich zu Gesicht bekommen würde. Vollkommene Schwärze. Nie wieder Ju. Nie wieder Licht. Nie wieder Leben. Plötzlich schien es glasklar, weshalb Aylin mir nicht antwortete. Mir raubte es derart den Atem, dass mir das Wasser wieder die Kehle hochkam. Ich stand auf und streckte die Arme nach oben, berührte mit den Fingerspitzen etwas kaltes, leicht strukturiertes. Mauer. Die Decke schien nicht besonders hoch zu sein. Mit vor mich gestreckten Armen tapste ich solange vorwärts, bis ich eine Wand fühlte. Ich erschrak ein wenig, als der Stein nicht wie erwartet eisig kalt, sondern leicht warm unter meinen Fingern war. Meine Hand strich über die unebenmäßige Fläche, während ich an ihr weiterging, um die Größe des Raumes festzustellen. Es hallte ein wenig, jeder Schritt und Atemzug von mir schien sich auszubreiten. Klein konnte der Raum also nicht sein. Nach dreißig Schritten kam ich in eine Ecke. Ich drehte mich und tastete mich vorsichtig weiter. Nur sechsunddreißig Schritte später stolperte ich beinahe in einen Haufen Kartons, jedenfalls hörte es sich an, wie mehrere Kartons, als ich mit dem Schuh dagegen stieß. Die Ganze Rückseite schien mit Pappquadern ausgefüllt zu sein. Einige davon schienen gefüllt, es knisterte und schepperte ab und zu. Wir befanden uns in einem Rechteckigen Raum. Mindestens dreißig mal fünfundzwanzig Meter groß. Auf der fünfundzwanzig-Meter-Seite befand sich etwa in der Mitte die Tür. Aus den Kartons konnte ich weitere Wasserflaschen und eine Tüte Brot heraus ziehen. Ich meinte mich daran zu erinnern, dass Aylin in etwa vor der Tür gesessen hatte, also tastete ich mich dort hin und robbte auf dem Boden so lange in die Mitte des Raumes, bis unsere Knie zusammen stießen. Zögernd suchte ich in der Dunkelheit nach ihrer Hand. Als ich sie gefunden hatte, zog sie sie weg. Ich griff in die Tüte und riss ein Stück Brot ab. Damit versuchte ich noch einmal, ihre Hand zu finden. Aylin zuckte wieder zurück, doch als ihre Finger nicht nur mehr meine Hand berührten, nahm sie mir das Essen ab. Ich wusste nicht, ob ich mir das "Danke" nur einbildete oder ob sie wirklich wieder gesprochen hatte. Es war ziemlich hart, das Brot. Meine Kiefer rebellierte leicht, es zu zerbeißen. Nach zwei Stückchen gab ich auf. Wie gerne hätte ich jetzt die Uhrzeit gewusst. Wie lange war ich jetzt schon hier? Eine Stunde? Zwei? Zehn Minuten? Die Dunkelheut um mich herum ließ mich noch müder werden, als ich sowieso von der ganzen Hetzerei schon war. Vielleicht konnte ich es ja schaffen zu schlafen. Und da ich bis jetzt noch nichts gefunden hatte, das einer weichen Unterlage auch nur ansatzweise ähnelte, war ich gezwungen, mich einfach auf dem Fleck hinzulegen. Ich drehte meinen Arm so, dass er mir als Kopfkissenersatz dienen konnte. Es machte keinen Unterschied, ob die die Augen offen oder geschlossen hatte. Und so starrte ich einfach nur ins Leere, versuchte, auf meine Atmung zu achten und mich dazu zu zwingen, mein Herz noch langsamer schlagen zu lassen. Das alles war einfach so viel, dass ich aufgehört hatte, Angst zu haben. Es war sowieso vorbei. Ich fühlte mich taub. Keine Panik war in mir hochgekommen. Vielleicht war ich einfach zu schlau für meine Gefühle. Ich wusste schon längst, dass ich keine Chance mehr hatte. Ich würde Ju niemals wieder sehen. Niemals.
"Er hat meinen Bruder erschossen", flüsterte Aylin.
Yoyoyo Leserchens,
Lehrer sind dann auch mal auf die Idee gekommen, Spanisch, Physik und Erdkunde Klausur in eine Woche zu legen, yay! Nicht. Dieses Wochenende wird es also (wieder einmal) knapp mit Kapiteln, eventuell nächsten Dienstag/Mittwoch/Donnerstag eins, dann hoffentlich noch eins Samstag/Sonntag. Habe mich übrigens gerade in TheKaeferchen umbenannt, mir war das mit der Zahl irgendwie zu blöd. Kaeferchen ist nämlich schon vergeben. Seit über einem Jahr. Ich hoffe wie immer, dass es euch gefallen hat. schöne gute Nacht, ich werde jetzt gleich noch eine Kurzgeschichte abtippen und eventuell auch noch hochladen.
LG Kaeferchen
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Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)
FanfictionWenn man es genau nimmt, ist Marie so gut wie tot. Doch sie zeigt es nicht. Ihre Panik verschwindet in der Nacht und den leeren Gassen, in denen man ihre Schreie nicht hören würde. Aber plötzlich ist Marie in der Nacht nicht mehr allein. Ihr halbtot...