Für dich

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JUS POV:

Ich hatte mich jetzt schon lange nicht mehr gemeldet. Auf Youtube kamen Kommentare wie "Woe ist Ju? Ist er krank? Gute Besserung!". Manchmal kamen auch Sachen wie "Ist es soooo schwer einen Kanal aufrecht zu erhalten? Hat Cheng Ju endlich bei FlyingPandas rausgeworfen? Ju, du Opfer, melde dich mal wieder!" Das traf hart. Mein Körper weigerte sich, sich zu bewegen, doch ich musste es tun. Ich musste mich zwingen, wieder bereit zu sein. Ich war acht Tage weg. Es ist Tag neun. An Tag neun komme ich zurück. Ich steckte alle meine Gefühle in die hinterste Schublade meines Kopfes und verschloss diese. Keiner würde diese Gefühle jemals wieder ausgraben. Sie würden für immer dort bleiben. Und ich würde das einzige tun, was mir wirklich half.

MARIES POV:

Irgendwann hatte Jan eine Leiter genommen und war zu mir herunter geklettert. Er hatte mich an sich gebunden und mich wieder hoch getragen, das Loch aufgeschüttet und mir die Schaufel weggenommen. Meine Beine waren schwach, doch Jan hatte mich gestützt. Er stütze mich immernoch. Jan tat alles für mich, damit es mir besser ging. Jan schlief neben mir, wenn ich Albträume hatte. Jan tröstete mich, wenn ich an Ju dachte. Jan zwang mich, zu essen und zu trinken. Jan sagte, das Leben ginge weiter. Er umarmte mich immer, wenn ich es brauchte. Ich hatte vier Tage lang keinen anderen Kontakt zu Menschen. Er war das einzige, was mich hielt. Er war das einzige, was ich sah. Doch irgendwann konnte er nicht mehr. Er brach zusammen und ich konnte ihn nicht stützen. Meine Last war zu viel und ich wusste, dass ich Jan zu helfen hatte. Ich zwang mich also, etwas zu tun. Ich dachte zurück an Ju. Daran, wie er mich gehalten hatte. Wie er bei mir gewesen war, als ich im Krankenhaus lag. Ich musste nicht traurig sein. Es waren schöne Erinnerungen. Und plötzlich wusste ich, wo er war.

Niemand hatte mitbekommen, dass ich gegangen war. Nur ich wusste, wo ich mich befand. Mein Longboard fand den Weg von ganz alleine. Mein Herz pochte. Ich hoffte so sehr, dass ich Recht behielt. Ich fuhr weiter, bis ich an meinem Ziel angekommen war. Und dann stand ich hier und überwand die größte Angst, die ich jemals hatte.

ANDRES POV:

Ich hatte Nele reingetragen udn auf das Sofa gelegt. Sie hatte sich beinahe selbst umgebracht. Sie war unfreundlich zu allen gewesen, damit niemand sie vermissen würde. Ich hatte ihr gesagt, sie solle dem Leben noch einmal eine zweite Chance geben und ihr Leben für jemanden zu führen, damit es etwas Wert ist. Sie hatte es akzeptiert und am nächsten Morgen war sie abgehauen. Ich hatte nicht von ihr. Keine Nummer, keine Adresse, keine Möglichkeit sie zu finden. Marie war wie betäubt. Sie hatte nichts gegessen, nichts getrunken, nicht gesprochen, nicht reagiert. Jan kümmerte sich um sie, doch er brach darunter zusammen. Ich konnte es kaum noch mit ansehen. Ich hatte schon Nele verloren. Ich hatte schon ein Leben nicht retten können. Und jetzt standen drei weitere auf dem Spiel. Das von Marie, das von Jan und das von Ju. Nele war weg. Ich wünschte, sie käme zurück, doch sie war einfach weg von hier und aus dem Gedächtnis Aller gestrichen, als wäre sie nie dagewesen, doch nicht aus meinem. Ich sah sie immer noch klar und deutlich vor mir. Doch Nele war Vergangenheit. Ich musste mich der Gegenwart widmen. Jan hatte mir von dem Missverständniss erzählt. Ju konnte ich nicht erreichen, also musste ich mit Marie reden. Sie musste Jan entlasten. Ju musste zurück finden, bevor er zerbrach. Bevor wir alle zerbrachen.

JANS POV:

Ich stand mit Cengiz und Sarah in der Küche. Wir machten uns etwas zu essen. Ich war unglaublich müde und erschöpft. Ich hörte Schritte im Flur, eine Tür ging auf, dann wieder zu. Andre tappste verwirrt in die Küche.

"Wo ist Marie?", fragte er und sah mich an.

"In meinem Zimmer", entgegnete ich mit müder Stimme.

"Nein, da ist sie nicht", meinte er. Ich schaute auf. Ich lief an Andre vorbei und sah in meinem Zimmer nach. Keine Marie auf meinem Bett. Ich ging in den FLur und sah neben der Tür nach. Kein Longboard lehnte dort.

"Scheiße", zischte ich und rannte zurück in die Küche. "Sie ist weg. Mit dem Longboard weggefahren!" Andre, Cengiz und Sarah schauten mich entsetzt an.

"Sie ist WAS?", fragte Andre aufgebracht und war schon an mir vorbei gerannt. "Wir müssen sie suchen. Ruf sie an, Jan", befahl er. Ich holte mein Handy aus meinem Zimmer und suchte ihre Nummer, doch sie war nicht da. Marie muss sie gelöscht haben, bevor sie gegangen war.

"Sarah, hast du Maries Nummer?", fragte ich aufgebracht und lief zu ihr.

"Klar", sagte sie, tippte kurz auf ihrem Handy herum und hielt es mir dann entgegen. Das Telefon wählte bereits, also nahm ich es ihr aus der Hand und hielt es mir ans Ohr. Nichts.

"Sie geht nicht ran!", rief ich Andre zu. Er fluchte vor sich hin und warf mir meine Schuhe hin. Ich zig sie an und im Eiltempo liefen wir beide die Treppe herunter. Sarah und Cengiz blieben zu Hause für den Fall, dass Marie hier her zurück kam. Ich hatte mir Maries Nummer wieder eingespeichert. Wir mussten sie finden.

Etwas kürzer dieses Kapitel, aber es gab dafür ja heute zwei. Ich habe Mal aus allen möglichen Sichtweisen geschrieben, das überschneidet sich teilweise. Die Sache mit Nele muss ich noch einmal überdenken, was nun daraus werden soll und wie genau ich das gestalten werde, als habt bitte ein wenig Geduld. Bis hoffentlich morgen,

LG Kaeferchen

Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt