MARIES POV:
Ich war zu schwach um zu sprechen oder um meine Position zu ändern, aber ich wollte mich an Ju lehnen, seinen Duft einatmen und mich betäuben, alles ausblenden, so dass nur wir zwei existierten. Meine Fingerspitzen waren nicht weit genug gekommen und jetzt ruhten sie auf dem kalten Metall meines Stuhles.
"Ich weiß es nicht", sagte Jan. "Marie, kannst du mich hören?"
Ich antwortete nicht. Ich hatte keine Kraft.
"Gib mir mal dies' Wasser", sagte Jan und ich hörte ein leises knacken. Mein Kopf wurde umgedreht und Jan setzte die Wasserflasche an meinem Mund an. Ich trank nicht bewusst, ich ließ das Wasser einfach in meinen Mund laufen und hielt die Luft an. Schlucken war mir zu anstrengend. Ich spürte, wie mir das Wasser aus den Mundwinkeln lief und ich daran ertrank. In einem schwarzen Meer aus Dingen, die ich nicht sehen wollte. Mehr oder weniger sanft wippte ich hin und her. Alles wurde schwarz und undeutlich. Vor meinen Augen erschien ein Blid von mir und Ju. Wir umarmten uns. Im Hintergrund stand Nele auf der Mauer vor dem Abgrund der Terasse.
Ich wachte mit einem bekannten Geruch in der Nase auf. Jus Duft umhüllte und betäubte mich leicht, doch nicht so extrem wie sonst. Es roch irgenwie anders. Verdünnt. Langsam öffnete ich die Augen. Wieder einmal starrte ich an eine Decke. Eines Krankenhauses. Ich hatte genug Energie, um das zu realisieren. Ich war viel zu weit weg von ihr. Alles, was ich mir aufgebaut hatte, brach zusammen. Dort, wo Nele früher war, war ein Loch. Heraus quollen tausende schlimme Erinnerungen, millionen Situationen, in denen ich Nele unrecht getan hatte. Ihr Rache. Die Energie, die ich hatte, drängte mich von diesem Loch weg, was die Situationen aber nicht daran hinderte, zu mir vorzudringen. Bevor die Energie wieder da gewesen war, hatte ich meine Hände auf das Loch pressen und es zum Schweigen bringen können, jetzt war ich zu weit weg. Meine Arme waren nicht lang genug. Die Energie war wie ein Stahlrohr, dass in meinem Bauch steckte und mir nicht erlaubt, weiter an das Loch heran zu kommen. Aber dann legte sich etwas, eine Art Nebel, wie ein Glaszylinder um mich und schirmte die Erinnerungen ab. Es war milchig neblig und trotzdem klar. Ich drehte den Kopf ein wenig nach links und vergrub meine Nase in einem Stück Stoff, dass so unglaublich gut nach Ju roch. Mit der Hand tastete ich danach und hielt es mir ein wenig weiter weg vor mein Gesicht. Es war ein T-Shirt. Und ich wusste auch, wem es gehörte. Ich presste den Stoff auf Mund und Nase und sog den Geruch ein, betäubte mich wie mit einer Droge. Es half mir, nicht an Nele zu denken und es schirmte mich ab. Ich versank darin und hoffte, nie wieder etwas anderes zu riechen.
Die Tür ging auf und mit ihr meine Augen, die sich sofort auf den Türrahmen richteten, um Ju dort zu sehen. Er kam tatsächlich durch die Tür und seine Augen wurden genaus groß wie meine. Schneller, als ich es je für möglich gehalten hätte, rannte er zu mir und nahm mich in den Arm. Ich vergrub meine Hände in seinem Nacken und zog mich daran hoch. Mein Gesicht presste ich in seine Halsbeuge und versuchte, soviel wie möglich von ihm aufzunehmen und zu speichern. Irgendwie das alles wieder zu verstecken, mich von diesem schrecklichem Leck in meinem Gewissen abzuschrimen.
"Tu mir das nie wieder an", flüsterte Ju und strich mir über mein Haar. Ich erstarrte. Konnte ich ihm das versprechen? Konnte ich ihm überhaupt irgendetwas garantieren? Hätte er mir das vor zwei Wochen gesagt, wäre ich so naiv gewesen, ihm alles zu versprechen. Aber jetzt bin ich anders. Ich muss die Unterschiede machen. Zwischen dem, was möglich ist und dem, was man sich nur wünscht, was möglich sein sollte. Ich kann keine Wunder vollbringen.
"Bitte, bitte, versprich mir das, ja?", flehte Ju. Ich schluckte. Eine Träne löste sich aus meinem Auge, als ich diese fest zusammen kniff.
"Marie? Versprichst du mir das?", fragte Ju wieder und machte sich von mir los, um mir in die Augen zu sehen.
"Das kann ich nicht. Ich will kein Versprechen brechen", sagte ich leise mit verweinter Stimme. "Du hast gesehen, wie schnell das passieren kann. Ich habe keine Kontrolle darüber, Ju."
"Aber willst du sie haben?", fragte er. Ich schluchzte.
"Natürlich! Aber ich kann nicht die Naturgesetze ändern!", erwiderte ich und löste meine Hände aus seinem Nacken.
"Wenn du es wirklich willst, könntest du das", sagte Ju. Seine Augen glänzten und sein Mund war vor Schmerz verzogen.
"Ich wünschte, ich könnte es. Manches ist nicht möglich, Ju", weinte ich, in der Hoffnung, er würde mich verstehen.
"Ich kenne jemanden, der es vielleicht gekonnt hätte", murmelte Ju. "Aber jetzt ist es zu spät."
"Was meinst du?", fragte ich. Wenn Ju jemanden jennst, der Nele hätte daran hindern können, wieso hatte er es dann nicht getan? Wieso hatte Ju mir das nicht früher gesagt? Und wer stand Nele näher als ich? Wenn selbst ich keine Wirkung auf sie hatte, wer denn dann?
Ouh, ouh, es ist schon spät, Leserchens,
aber heute kam auch noch ein Part von "Die Geschichte von Nele", als Wiedergutmachung für gestern und dass es die beiden Tage davor nichts gab. Schaut auf jeden Fall auch dort vorbei, wer die richtige Geschichte erfahren möchte, sollte das schon lesen. Ansonsten, ihr wisst, wie immer ein fette THXXXXXXX für krasse 16 K Reads! Ihr seid einfach die beste Community der ganzen Welt! Ich freue mich wie immer über Kritik (und Lob) und über Votes!
LG Kaeferchen
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Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)
FanfictionWenn man es genau nimmt, ist Marie so gut wie tot. Doch sie zeigt es nicht. Ihre Panik verschwindet in der Nacht und den leeren Gassen, in denen man ihre Schreie nicht hören würde. Aber plötzlich ist Marie in der Nacht nicht mehr allein. Ihr halbtot...