Wenn man versagt hat

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JUS POV:

Ich sah kurz im Raum um, bevor ich bemerkte, dass das Wasser im Wasserkocher schon über den Rand spritzte. Schnell druchquerte ich den Raum und schaltete den Kocher aus. Ich goss das Wasser in die Tasse und stippte den Teebeutel darin ein.

"Tut mir leid", sagte ich zu Andre, warum weiß ich auch nicht so genau. Als ob drei Worte groß helfen würden! Ich griff nach der Teetasse und machte mich auf den weg in Jans Zimmer. Die Tür war nur angelehnt, also machte ich mir nicht die Mühe anzuklopfen. Marie und Jan saßen auf dem Bett. SIe hatte ihr Gesicht in seinem T-Shirt vergraben und atmete hörbar. Es tat mir weh, das zu sehen. Dass Jan für sie da sein konnte, ich aber nicht. Dass ich ihr nicht helfen konnte. Dass ich machtlos war. Es tat so weh, die beiden hier zu sehen, doch ich konnte es nicht ändern. Genauso, wie ich nichts an dem Schmerz ändern konnte. Er war da und selbst wenn ich Marie jetzt in die Arme nehmen würde, bliebe mir die Erinnerung. Die Erinnerung an den Schmerz. Die Erinnerung an diesen Moment. Marie und Jan, aneinander gekuschelt... Ich stellte die Tasse neben Jan auf den Tisch und verließ das Zimmer so schnell wie möglich mit gesenktem Blick. Ich ertrug das nicht länger. Auch, wenn ich wusste, dass zwischen den beiden nicht lief, dass Jan nur ein Freund war, tat es mir weh. Es tat mir so weh, sie mit jemand anderem zu sehen. Was empfand ich für sie? War das nur verliebt sein? Oder war es mehr? War es wirklich mehr? Liebe? Ich traute mich gar nicht, dass Wort zu denken und schluckte. Wer weiß, wie Marie dachte.Natürlich, ich habe noch nie einen Menschen so sehr gemocht wie sie, aber das muss ja nicht heißen, dass Marie das auch erwiderte! Ich konnte alles mögliche für sie sein, was irgendwie auch nicht ganz stimmen konnte. Schließlich vertraute sie mir. Erzählte mir alles. Selbst ihr größtes Geheimnis. Also musste ich doch jemand für sie sein, oder? Ich ging zurück in die Küche, wo Andre immer noch am selben Fleck stand und sich gerade die Augen rieb. Ich lehnte mich neben ihn an die Wand.

"Ist das normal?", fragte er.

"Was?", murmelte ich verwirrt.

"Ist das normal, dass man sich so beschissen schwach fühlt, wenn man versagt hat?", fragte Andre deutlicher.

"Ich würde sagen ja, aber du hast keinen Grund dich so zu fühlen! Schließlich könntest du dem Mädchen deiner Träume Beistand leisten, wenn es total zerstört ist", entgegnete ich.

"Nein, das konnte ich nicht! Hast du doch gesehen!", sagte Andre etwas lauter und energischer.

"Du warst in sie verliebt?", fragte ich, bedacht darauf, den Namen Nele nicht auszusprechen.

"Vielleicht. Aber eher schon, sonst würde ich mich ja jetzt nicht so fühlen!", meinte er. Ich stockte. Andre und Nele? Das konnte ich mir irgendwie so gar nicht vorstellen. Nele war so.... Na Nele eben. Zickig, abweisend, satirisch und Andre... Naja, wenn ich es mir jetzt so recht überlege, passt das eigentlich. Ziemlich logisch. Aber wieso sollte Andre etwas von einer Selbstmordgefärdeten wollen? Und wenn sie ihn gemocht hätte, hätte sie sich doch auch nicht umgebracht. Irgendetwas war hier eindeutig falsch.

"Du kennst das oder?", fragte Andre leise.

"Ja", antwortete ich. Andre ließ den Blick von seinen Fingernägeln zu mir wandern.

"Meinst du nicht, du kannst es versuchen? Jan wird dir nicht den Kopf abhacken und Marie hat dich so gerne, schaden kann es ihr nicht!", meinte er und ich wandte den Blick ab.

"Ich glaube nicht, dass ich hilfreich wäre", murmelte ich und wischte mir mit der Hand über die Augen.

"Woher willst du das wiisen, wenn du es nie versucht hast? Für mich ist es vielleicht zu spät, aber du..."

"Jan hat es schon einmal geschafft", sagte ich nur.

"Und daran ist er fast selbst kaputt gegangen! Ich will nicht, dass er noch einmal so leiden muss! Hast du das nicht gesehen? Jan schafft nicht alles! Jetzt geh' da verdammt noch mal hin und kümmer' dich um Marie!" Die Impulsivität in seiner Stimmer ließ mich zusammen zucken und ich schaute ängstlich zu ihm hoch. Er hatte Recht. Ich kann Jan damit nicht alleine lassen! Andre hatte schon genug Last, da brauchte er nicht auch noch Jans geistige Abwesenheit zu tragen.

"Okay"; sagte ich entschlossen und atmete einmal ganz tief durch. Ich trat vor Jans Tür, schloss kurz die Augen und ging in das Zimmer. Jan und Marie hatten ihre Positionen nicht verändert. Es tat weh, also tat ich etwas dageben. Auch wenn mir die Erinnerung blieb. Ich ging langsam auf die beiden zu und setzte mich auf die andere Seite von Marie.

"Kann ich dir helfen?", fragte ich vorsichtig. Jan blickte auf.

"Ich weiß nicht", stotterte er. "Das kommt auf Marie an." Das tat weh. Aber Andre hatte gesagt, das Marie mich gern hatte, also wars konnte schon passieren? Vorsichtig legte ich meine Fingerspitzen auf ihre Schulter. Sie zuckte zusammen, doch ich ließ meine Finger dort liegen. Mehr noch: Ich legte meine gesamte Handfläche auf ihre Schulter. Ich spürte, wie die Haut unter meinen FIngern warm wurde. War das ein gutes Zeichen?

"Ju?", krächzte sie. Sie reagierte.

"Ja? Ich bin hier"; sagte ich leise. Das kleine Häufchen aus Klamotten und Haaren regte sich. Jan stütze sie und sie richtete sich halbwegs auf. Als ich ihr Gesicht sah erstarrte ich. Eine Maske voller Schmerz, voller Verwüstung, voller Traurigkeit. Ich legte meine Hand auf ihre Wange. Ihre Augen waren angeschwollen und verquollen, rot und glasig. Das tat mehr weh, als alles zuvor. Sie so zu sehen, das hätte ich mir nie vorstellen können. Nie vorstelllen wollen. Doch jetzt war es so. Mein Refex sagte mir, ich solle wegrennen, mir das nicht länger ansehen, mich nicht länger quälen lassen, doch ich wusste, irgendwann würde ich zurück kehren müssen. Und dann würden die Quaöen noch größer sein. Also tat ich etwas.

Ich kann nicht immer das gleiche schreiben, Leserchens,

aber ich bin euch sooooo unendlich dankbar! Meine Güte, ihr seid soooooo toll! Wir haben die 10,1K Reads geknackt und ganz nebenbei noch 550 Votes! Ihr seid einfach viel zu krass! Danke für alles! (Einen neue Geschichte von Nele kommt voraussichtlich am Wochenende!)

LG Kaeferchen

Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt