Minus mal Minus gleich Plus!

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MARIES POV:

"Dein Freund?", fragte Ailyn und schloss die Tür hinter sich.

"Das geht dich gar nichts an!", zischte ich zurück.

"Auf die Dauer schon! Schließlich muss ich das ertragen, wenn ihr zwei euch demnächst virtuell ableckt." Sie feixte.

"Das ist nun aber wirklich nicht mein Problem!", gab ich zurück.

"Es war also dein Freund?"

"Ja!", gab ich genervt auf. "Zufrieden?"

"Vielleicht...", sie grinste schelmisch. Ich biss mir auf die Unterlippe um meine Wut im Zaum zu halten.

"Jetzt hör mir mal zu", begann ich mit dem Vorsatz, ruhig zu bleiben. Was mir selbstverständlich misslang. "Ich habe mir diese Kombination, mit dir die nächste Zeit in einem Zimmer zu verbringen, auch nicht ausgesucht. Aber es wäre hilfreich, wenn du mir nicht dermaßen auf den Keks", bei diesem Wort kicherte Ailyn, "gehen würdest, dass ich es bin, die nachher raus fliegt!" Jetzt wurde sie jedoch schlagartig bleich.

"Was meinst du mit "raus fliegen"?", stotterte sie. Mir entwichen die Gesichtszüge. Hatte ich das gerade wirklich gesagt?

"Gar nichts", versuchte ich, sie zu überzeugen. Meine Stimme arbeitete jedoch unerstaunlicherweise gegen mich. "Ich habe nur Schiss, dass so etwas dann doch passieren könnte, auch wenn sie uns die Übernahme garantieren." Ich hasste es, zu lügen. Aber wenn ich das vor ihr zugab, hatte sie nur noch mehr Gründe, mich zu nerven. Obwohl, die hatte sie auch ohne meine Zugabe. Ailyn nickte.

"Wenn es nach den Leitern des Ganzen hier ginge, wäre ja wohl eher ich diejenige, die sich Sorgen machen müsste, nicht wahr? Schließlich sollst du dich mir anpassen! Ich kann machen was ich will. Wenn ich versage, dann bist du praktisch Schuld. Und dann werden sie unds beide nicht übernehmen. Stell' dir die Schlagzeile vor: Der größte Fail in der Geschichte der Fluglotsen: Hilflose, hormongesteuerte 17-Jährige lässt sich von ihrem Freund so sehr ausnutzen, dass sie die Prüfungen nicht besteht... und eine weitere Auszubildende mit in den Abgrund zieht. Sollte weiterhin Minderjährigen erlaubt werden, an psychisch zerstörenden Tests und Ausbildungen teilzunehmen? Wäre doch toll, oder etwa nicht?" Ich spürte, wie sich meine Hände zu Fäusten ballten und mir das Blut in den Kopf stieg. Das, was sie da eben von sich gegeben hatte, ließ meine Augen zu Schlitzen werden und Dampf aus meinen Ohren schießen. Meine Zähne riefen heftig aneinander und ich zischte.

"Na siehst du? Fängt schon an!", setzte Ailyn noch einen oben drauf. Ich fauchte fast. 'Nein!', wollte ich sagen. 'Ich bin keine hormongesteurte 17-jährige, die sich von ihrem Freund ausnutzen lässt!', jedoch ahnte ich, dass dieses Verhalten nur noch mehr bestätigen würde, was sie mir untestellte, auch wenn es nicht stimmte. Aber dagegen zu argumentieren brachte bei ihrem Charakter absolut nichts. Also ließ ich es sein. Doch meine Reaktion konnte ich kaum verbergen. Nur mit allergrößter Mühe stand ich auf, nahm meine Zahnbürste und verschwand in den kleinen zweiten Raum, dessen Tür ich im Schatten meines Schrankes entdeckt hatte. Dort befanden sich Dusche, Waschbecken und Toiletten. Ich drehte das Wasser auf, hielt meine Zahnbürste darunter, quetschte etwas Zahnpasta aus der Tube und begann, die Wut an meinen armen hilflosen Zähnen auszulassen. Niemand behauptete, dass das sonderlich gesund war, aber es war definitiv auch nicht gesund, sich eineinhalb Jahre lang Kommmentare und Bemerkungen einer hinterhältigen, verblödeten und leider zugegeben absolut schlagfertigen Giftschlange anzuhören. Ich putzte mir also mit aller Gewalt die Zähne, bürstete mir die Haare und schminkte mich ab. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich vergessen hatte, mir Schlafsachen zu nehmen, also ging ich noch einmal zurück ins Zimmer. Ailyn flankierte die Tür und schlüpfte blitzschnell hinter mir ins Bad, schmiss die Tür zu uns schloss sich ein. Ich stand mit meinen Klamotten auf der anderen Seite und unterdrückte den Reiz, mich so heftig gegen die Tür zu werfen, dass sie in ihre Einzelteile zersplitterte. Noch einmal biss ich mir auf die Unterlippe, schloss die Augen und atmete aus. Daran würde ich mich gewöhnen müssen. Regel Nummer eins an mich selbst: Immer alles sofort mit ins Bad nehmen, was ich brauchte. Ich warf also meine Schlafsachen zurück aufs Bett und beschloss, mich in den Zwischenzeit, bis ich wieder ins Bad konnte, etwas zu dehnen. Der Boden war erstaunlich warm, als ich mich hinsetzte und die Beine zu einer Gretsche spreizte. Dann lehnte ich mich langsam auf das eine und dann auf das andere Bein. Einmal hin und her, zwei Mal, drei Mal, bis es nicht mehr in der Oberschenkeln zog. Anschließen lehnte ich mich nach vorne, so weit es ging, dann wieder zurück, atmete tief durch und wieder beugte ich mich nach vorne, dieses Mal ein Stückchen mehr, bis meine Nase fast den Boden berührte. Ich wiederholte die Übung und zog dann die Beine parallel vor meinen Körper, um meine Nase zwischen meinen Kniescheiben zu platzieren und sofort meine Füße und Zehen in Richtung Decke zu strecken, so dass es in den Unterschenkeln und an den Fußsohlen zog. Dann ging endlich die Badtür wieder auf und Ailyn stolzierte heraus. Als sie mich am Boden erblickte, verzog sie das Gesicht.

"Bei jeder Kleinigkeit auf den Boden werfen und deprimiert dich selbst bemitleiden oder was?", zischte sie angewiedert und sprang auf Zehenspitzen über meine ausgestreckten Beine hinüber. Ich wollte etwas erwiedern, um klarzustellen, dass das nicht der Fall war, aber es kam mir zu spießermäßig vor und ich hatte die begründete Vermutung, dass sie eine Antwort nur zur weiteren Stichelei anregen würde. Ich stand also wortlos auf, griff mir meine Sachen und verschwand zurück ins Bad, wo ich mich ebenfalls einschloss. Nicht, dass Ailyn noch auf den dummen Gedanken kam, einfach herein zu platzen, während ich mich gerade umzog. Meine Unterwäsche ließ ich aus alter Gewohnheit, nachts die Flucht ergreifen zu müssen, lieber an. Der Ort war mir so unbekannt, dass ich ein bisschen alte Sicherheit und Möglichkeiten, wenn auch nur in meinem Kopf, behalten wollte. Das mir etwas zu große dunkelblaue Shirt von Ju roch noch so unendlich gut nach ihm, dass ich mich dabei ertappte, wie ich kurz in eine andere Wlet abdriftete, während ich es mir über den Kopf zog. Die dazu überhauptnicht passende Hose in Rosa war auch etwas zu groß, so dass ich mit den Hacken auf den Saum trat, wenn ich ging. Ich überprüfte noch einmal, ob ich nichtzu verstrubbelt aussah und meiner allerliebsten Mitbewohnerin noch mehr Gründe gab, mich irgendwie aufzuziehen. Ein paar Strähnen strich ich mir zwar noch aus dem Gesicht, mehr zu tun hielt ich dann aber auch wirklich nicht für nötig. Mit gesenktem Blic schloss ich die Tür wieder auf, löschte das Licht in dem kleinen Zweitraum und kletterte unter meine Bettdecke. In dem Bett auf der anderen Seite des Zimmers hatte Ailyn es sich bequem gemacht und beäugte mich argwöhnisch. Ich griff völlig unbeeindruckt nach meinem Handy und öffnete den Chat mit Ju, um mein Versprechen von vorhin noch einzulösen. Gerade wollte ich beginnen, eine Nachricht tippen und mich für die Aktion zu entschuldigen, die ich wegen meiner Mitbewohnerin veranstaltet hatte, als diese meinte, sich noch einmal zu einem finalen Schlag zu Wort melden zu müssen.

"Hoffentlich ist er genauso hässlich wie du. Minus mal Minus gleich Plus. Immerhin besteht dann noch eine Chance auf einigermaßen annehmbar hübsche Kinder!" Ich zwang mich, sie nicht anzusehen, schloss kurz die Augen, biss mir auf die Zunge und knallte mein Handy demonstrativ auf den Nachttisch, nicht ohne es vorher zu sperren. Dann rutschte ich in meinem Bett weiter nah unten, drehte Ailyn den Rücken zu und zog mir die Decke bis über die Augen.

Ailynist schon eine Giftspritze, Leserchens,

lasst euch von ihr nicht zu sher ärgern, genauso wie Marie es tut. Manchmal gibt es einfach Menschen im Leben... die muss man halt ertragen!

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LG Kaeferchen

Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt