Letzte Energie

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JUS POV:

Ein Räuspern zog mich und Marie aus unserer Blase der Unendlichkeit. Ich löste mich von Maries Stirn und blickte in das erleichterte Gesicht von Jan.

"Hat sie es dir erklärt?", fragte Jan.

"Nein", antwortete ich und das stimmte. Ich vertraute darauf, dass zwischen ihr und Jan nicht gelaufen war. Was auch immer damals passiert war, es hatte für sie nichts bedeutet. Ich lächelte. Weiter hinten, am Eingang des Tanzstudios stand Andre und telefonierte.

"Marie, warum bist du abgehauen? Wir haben uns tierische Sorgen gemacht!", wendete sich Jan an sie. Mari reagierte nicht. SIe starrte ins Leere.

"Marie?", fragte Jan und wedelte mit der Hand einmal vor ihren Augen hin und her. Nichts. SIe blinzelt noch nicht einmal. Plötzlich sank sie hinunter auf den Boden, direkt vor mir. Ich versuchte noch, sie festzuhalten, doch ich war nicht schnell genug.

MARIES POV:

Ich bekam nur noch mit, wie sich Jus Stirn von meiner entfernte, danach war die letzte treibende Energie in meinem Körper verschwunden. Vor meinen Augen wurde alles weiß, glühend hell und meine Augen schmerzten. Dann verdunkelte sich mein Bild und ich stürzte herab in ein endloses schwarzes Meer. Meine Beine gaben einfach nach und ich knallte hart auf dem Boden des Meeres auf. EIne Weile kam nichts, doch dann sah ich wieder ein Bild. Ich blickte in einen Spiegel und mein Spiegelbild blickte zurück. Plötzlich sah ich Gesichter über mir. Sie trugen seltsame Hauben und Mundschutz. Unter diesem bewegte sich etwas, doch ich konnte nichts hören. Dann wurde ich blind, doch mein Hörvermögen kerte zurück. Immer wieder bekam ich Satzteile mit. Wie lange wird sie... nicht genau sagen... Irgendetwas aufgefallen?... gegessen und getrunken hat sie generell wenig... tanzen... Bruder... Irgendwann schlief ich. Ich war müde und erschöpft, ausgelaugt. Mit der Zeit spürte ich meinen Körper wieder, er fühlte sich geschunden an. Es war ein schreckliches Gefühl, ich wollte es loswerden. Es war eine ziemlich lange Zeit, die ich einfach so blieb, bis ich mich entschied, etwas daran zu ändern. Ich testete meine Gefühle in den Händen, indem ich sie bewegte. Es funktionierte. Mein Gehirn suchte nach den Muskeln meiner Augenlieder und schlug sie auf. Über mir war nur weiß. Endlos weiß. Ich atmete einmal schwer ein und aus. Es roch nach Desinfektionsmittel und Latex und nach... Ju! Langsam drehte ich meinen Kopf und sah ihn neben meinem Bett sitzen. Er schlief. Wie süß!

"Hey, Ju", krächste ich leise und räusperte mich, um meine Stimme wieder unter Kontrolle zu bekommen. Jus Gesichtsmuskeln zuckten und dann öffnete auch er die Augen. Ich sah hinein, so tief ich konnte. In meinen Gedanken zog ich sein Gesicht zu mir, bis unsere Lippen sich trafen, doch das passierte nicht. Ju l'ächelte mich an und küsste mich stattdessen auf die Stirn.

"Alles klar? Tut dir was weh?", fragte er fürsorglich und suchte meine Hand. Als er sie gefunden hatte, verschränkte er sie mit seiner.

"Nein", log ich, auch, wenn ich wusste, dass das bei Ju nichts brachte.

"Doch", sagte Ju bestimmend und legte mir seine kalte Hand auf die Stirn. Ich atmete genervt aus und schloss die Augen.

"Wie lange hast du nicht gegessen?", fragte Ju.

"Nicht lange", log ich.

"Wie lange hast du nicht geschlafen?"

"Nicht lange"

"Denkst du, ich fühle mich besser, wenn du mich anlügst?"

"Ich lüge nicht!", entgegnete ich.

"Doch. Warum?", fragte Ju.Ich gab auf.

"Es war nicht deine Schuld, dass es so gekommen ist. Ich hätte dir von Anfang an vertrauen sollen. Du sollst dir keine Vorwürfe machen, weil du reagiert hast, wie du reagiert hast. Ich habe nicht gehungert, weil du einen Fehler gemacht hast, sondern weil ich einen Fehler gemacht habe. Eine Folge dieses Fehlers war dein Verschwinden. Deswegen war ich traurig. Nicht wegen dir!" Ich brachte die Worte nur schwer über die Lippen und mein Hals schwoll immer mehr zu. Ich spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Ju blickte mir in die Augen. Seine glänzten und er schaute mich traurig an. Dann wischte er eine Träne von der Wange.

"Nicht", sagte er leise. Ju schob seine Hand vorsichtig unter meinen Kopf und umarmte mich. Ich drückte mein Gesicht tief in sein T-Shirt und atmete seinen Geruch ein. Ich hörte das Geräusch einer aufgehenden Tür und zuckte zusammen. Ju löste sich von mir, ließ jedoch eine Hand auf meinem Haaransatz liegen und streichelte darüber. Jan betrat das Zimmer. Als er mich sah, lächelte er.

"Hey", sagte Jan und kam auf mich zu. "Wie geht es dir?"

"Gut", log ich und zwang mir ein Lächeln ab. Jan verstand genau so schnell wie Ju.

"Hast du schon mit ihr gesprochen?", fragte Jan Ju.

"Zum Teil", antwortete Ju. Jan straffte die Schultern.

"Andre und ich sind gerade angekommen. Wir warten draußen, okay?", erklärte Jan. Ju nickte und Jan verließ den Raum wieder.

"Du bist komlett zusammen gebrochen, Marie. Jan hat mir von der letzten Woche erzählt. Wie konntest du dir das antun? Ich weiß, ich hätte ans Telefon gehen können, aber wieso hast du das getan?", fragte Ju panisch.

"Ich weiß nicht. Ich wollte einfach nicht mehr. Ich hatte keinen Hunger oder das Bedürfnis, mit irgendjemandem zu reden. Du warst einfach nicht mehr da und das war wie eine große Leere, mit der ich einfach nicht klar kam", schluchzte ich. Mir liefen wieder Tränen über die Wangen. Ju nahm mich fest in meine Arme.

"Du hast unrecht", sagte er. "Es war meine Schuld. Ich habe dir das angetan und nicht du dir selbst. Ich hätte dir zuhören müssen. Ich hätte bleiben sollen. Es tut mir so unendlich leid, Marie. Ich hätte niemals gewollt, dass du wegen mir traurig bist." Ich schloss die Augen und vergrug meinen Kopf tief in die Kuhle neben Jus Schulter. Er zog die Schuld auf sich, das wollte ich nicht, aber ich sagte nichts. Ich wollte diesen Moment auskosten, den wir zwei für uns hatten. Ich wollte bei ihm bleiben. War das nur verliebtsein oder war das mehr?

"Dir ging es auch schlecht", sagte ich in Jus Pulli hinein.

"Natürlich", erwiederte Ju. "Dachtest du, du bedeutest mir nicht?"

"Nein."

"Gut." Ich drückte mich noch fester an ihn, damit kein Raum zwischen uns blieb. Ich wollte mit Ju so verbunden sein, wie es nur ging, denn ich wusste, er tat mir gut. Wenn Ju bei mir war, verheilten meine Wunden in der Seele und flickten sie wieder zusammen.

Heute endlich wieder ein Kapitel.

Es tut mir fürchterlich leid, aber ich lag in den letzten beiden Tagen echt flach und aus Erfahrung bedeutet das für mich: Handy aus, Computer aus, Tee, Schafen!

Ich konnte jedoch viel über neue Ideen grübeln und habe auch schon ein paar Ideen ausgearbeitet. Im Kopf natürlich.

Bis morgen,

LG Kaeferchen!

Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt