Zauberwürfel

1.9K 115 20
                                    

MARIES POV:

Auf der Tür, wie auf meinem Namensschild und auf meiner Reisetasche war ein großer Aufkleber aud den eine 4 gedruckt war. Es musste meine Kabine sein, also öffnete ich die Tür. Dahinter kam ein kleiner Raum zum vorschein. Ich betrat den Raum und sah mich ein wenig um. Ein Bett, ein Schrank, ein Plastiktisch mit seltsamen Schläuchen, Saugknöpfen und ein Infusionsständer. Zwischen all dem war genau Platz für zwei Füße, die mir gehörte. Der Raum war beängstigend klein, die Wände waren grau gestrichen und es gab kein Fenster, nur einen kleinen vergitterten Abzugsschacht. Gut, dass ich nicht unter Platzangst litt, sonst wäre mir dieser Raum hier schon zu Verhängniss geworden. Und das wäre es dann gewesen mit meinem großen Traum. Aber nein, ich war okay. Meine Tasche legte ich provisorisch auf das Bett und begann, sie auszupacken. Die Klamotten legte ich sorgfältig in den Schrank, das Paar Schuhe kam unter das Bett, mein Handyladekabel steckte ich in eine Steckdose unter dem Plastiktisch. Dann versteckte ich auch die leere Tasche im Schrank. Eigentlich war ich jetzt fertig und ich hatte auch keine Ahnung, was ich jetzt hier noch machen sollte, also verließ ich den Raum und schloss die Tür hinter mir. Aus Gewohnheit griff ich in meine Hosentasche, um abzuschließen, aber da war ja gar kein Schlüssel! Erst bei näherer Betrachtung fiel mir auf, dass die Tür gar kein Schloss hatte. Ein nicht abschließbarer Raum, in dem wir schlafen sollten? Okay, von mir aus. Ich hoffte nur, dass keiner irgendetwas von mir klaute. Ich wendete mich in den Gang und beobachtete, wie einer der Männer ebenfalls gerade vor seiner Tür stand und nach einer Möglichkeit suchte, sie abzuschließen.

"Es gibt keine Schlösser", sagte ich laut. Der Mann schreckte auf und blickte mich an.

"Wie lange stehst du da schon?", fragte er ein wenig beschämt.

"Nicht lange", antwortete ich und ging auf ihn zu. "Ich bin übrigens Marie."

"Jonas", sagte er. "Sicher, dass es nicht irgendwo einen Safe gibt oder so?"

"Ziemlich sicher. Das hätte man uns wohl gesagt, oder nicht?", meinte ich. Jonas legte den Koopf schief, nickte dann aber doch.

"Weißt du, was wir jetzt machen sollen?", fragte er. Ich verdrehte die Augen. War ich denn immer die einzige, die den Leuten zuhörte?

"Wir sollen uns spätestens um 11 Uhr in der Kantine einfinden, dort werden wir in die Gruppen für die ersten Tests heute eingeteilt", zählte ich auf. Was hatte der Typ hier zu suchen, wenn es sich noch nicht mal ein paar einfache Anweisungen merken konnte.

"Ist ja gut, entschuldige bitte, dass ich gefragt habe", zickte Jonas und nahm abwehrend die Hände nach oben. Ich glaubte nicht, dass ich mich mit dieser Type anfreunden konnte, ich hatte aber auch keine große Lust, mich mit ihm in die Haare zu bekommen, also ging ich ihm lieber aus dem Weg und trat allein den kurzen Marsch von gefühlten zwanzig Sekunden zur Kantine an. Ich war nicht die erste in dem klinisch weißen, hell erleuteten Saal. An einem der Tische saß eine junge Frau. Ihr Finger und Unterarme bewegten sich in kleinen Zügen, als ich näher an sie heran ging, erkannte ich einen Zauberwürfel in ihren Händen. Um sie nicht zu erschrecken, setzte ich die Füße ein wenig heftiger auf dem halligen Boden auf, während ich auf sie zuging. Als ich unmittelbar neben ihr stand, blickte sie auf und lächelte.

"Hallo", sagte sie freundlich.

"Hey", sagte ich und musste ebenfalls lächeln. Diese Frau strahlte eine so unglaublich positive Aura aus, dass sich die Haare auf meinen Armen aufstellten und ich gar nicht anders konnte, als den Mund zu einem kindischen Grinsen zu verziehen. Wie machte sie das nur? Ich setzte mich neben sie an den Tisch, irgendetwas trieb mich dazu, ziemlich nah an sie heran zu rutschen, als ob die Frau einen Magneten in sich trug. Und ich das Gegenstück. Jetzt würde mich mal interessieren, ob sie auf die anderen auch so wirkt. Ich schaute auf ihre Hände, die noch immer mit dem Zauberwürfel beschäftigt waren und beobachtete sie. Zuerst drehte die Frau den Zauberwürfel und betrachtete alle Seiten, dann machte sie mehrere schnelle Züge hintereinander und betrachtete sen Würfel wieder. Ich saß noch gar nicht lange neben ihr, da hatte sie den Würfel auch schon fertig.

"Cool", sagte ich aus meinen Gedanken heraus. Sie wandte den Kopf zu mir und lächelte.

"Danke. Magst du mal?", fragte sie freundlich. Ich zuckte mit den Schultern.

"Warum nicht. Danke, ....äh..."

"Leona", vervollständigte sie meinen Satz.

"Okay, gerne, Leona", sagte ich noch einmal richtig. Sogleich machte sich Leona daran, den Würfel zufällig zu drehen und die Farben durcheinander zu bringen. Dann reichte sie ihn mir. Unsicher wiegte ich ihn kurz in meinen Händen hin und her.

"Also, das mittlere Feld bestimmt immer die Farbe, die die Würfelseite später haben muss. Hier wäre das... blau. Hier grün, da gelb und dort wäre rot. Zuerst beginnst du mit einer beliebigen Seite", erklärte sie mir den Anfang. Ich verfolgte ihre Handbewegungen, während sie die rote Seite zusammen setzte.

"So, okay?", fragte Leona. Ich nickte. Sie verdrehte den Würfel wieder und gab ihn mir in die Hand. Ich entschied mich als erstes für die blaue Seiten. Meine Hände gewöhnten sich schnell an die Form des Würfels, ich ahmte Leonas Technick nach und schaffte es tatsächlich.

"Gut", sagte Leona erstaunt. "Jetzt Reihe für Reihe von unten nach oben. Nimm dir die fertige Seite als Unterseite, dann geht es leichter." Ich tat, was sie gesagt hatte und dachte noch einmal zurück an dass, was sie vorhinemacht hatte, als ich gerade erst gekommen war. Schnell übertrug ich das Prinzip und baute mir den Würfel zusammen. Ich wusste gar nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ich den Würfel fertig gelöst auf den Tisch legte.

"Wow", meinte Leona. "Du hast das aber vorher schon einmal gemacht oder?" Ich schüttelte den Kopf. Zum ersten Mal wechselte Leonas Ausdruck von extrem fröhlich zu erstaunt. "Beeindruckend", meinte sie nur. Ich schwieg. Sie sagte ebenfalls nichts.

"Wie heißt du eigentlich?", fragte sie schließlich.

"Marie", antwortete ich.

"Die Marie Kriesch? Mit dem 1,1 Abi?", fragte sie. Ich nickte. "Bist nicht sonderlich gesprächig, wa?"

"Mit neuen Leuten eher nicht so", sagte ich leise und senkte den Blick beschämt auf den Tisch. Neben mir saß so ein netter fröhlicher Mensch, warum schloss ich mich schon wieder so ein? Ich dachte daran, wie ich mit Ju sprach und mein Herz wurde plötzlich schwer, als mir klar wurde, dass ich das vier Tage nicht würde tun können. Zumindest würde ich ihn dabei nicht sehen und riechen können. Vier Tage erscheinen einem vielleicht wenig, aber ich vermisse Ju schon jetzt, obwohl ich ihn gerade erst von drei Stunden noch geküsst habe. Vermisst er mich auch? Ich konnte nur hoffen, dass er irgendetwas hatte, um sich abzulenken. Ich hatte die Test und so wie es aussah, würden sie meinen komletten Tag einnehmen. Ju hatte nur Kamera und PC zum schneiden. Und ich konnte mir vorstellen, dass ihn beides an mich erinnerte.

Sorry, das gestern nichts kam, liebe Leserchens,

aber es ist doch etwas später geworden und ich durfte nicht länger an den PC (was nicht heißt, dass ich es nicht mache, wenn keiner darauf achtet). Ich merke an diesem Kapitel schon wieder, dass ich gerne viel zu viel in Einzelheiten vertieft bin. Eigentlich wollte ich bis zum Abend schreiben und jetzt habe ich noch nicht einmal mit den Test angefangen. Naja, das verschafft mir immerhin ein wenig Zeit für die Geschichte von Nele, die ich ja auch noch fertig bekommen möchte. Findet ihr das sehr schlimm, wenn ich mal so in Einzelheiten abdrifte?

LG Kaeferchen

Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt