Kontrastierungstest II

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MARIE POV:

"Was genau haben sie gehört?", fragte die Frau.

"Ein Piepen, es war ziemlich hoch und ziemlich laut". antwortete ich. Die Frau sog scharf die Luft ein.

"Ist etwas schlimm daran?", fragte ich besorgt. Wenn ja, dann war es das wohl gewesen, mit meiner Ausbildung.

"Nein", meinte die Frau jedoch. "Es ist nur extrem selten." Meine Augen weiteten sich. "Das war Ultraschall. Zwar tiefer, aber es war Ultraschall." Ich nickte langsam.

"Okay und was jetzt?", fragte ich verunsichert.

"Nichts weiter, ich trage das ein. Bleib bitte noch fünf Minuten liegen, bis das Kontrastmittel sich ausreichend verteilt hat", sagte sie und drückte mich wieder zurück in die Liege, bevor sie sich dem Computer zu wandte. Ich schloss die Augen und versuchte, meine Gedanken weg von hier zu lenken. Ein bisschen Abstand, ein bisschen Träumen. Ich dachte an tiefes Schwarz und undefinierbares Braun, an eine bronz-beige Haut und unendlich große Anmut. Erst nach einiger Zeit registrierte ich, dass ich weinte. Ich hatte an Ju gedacht und ich vermisste ihn. Weil er nicht hier war. Und weil ich wusste, dass er die nächsten vier Tage nicht hier sein würde. Es tat so weh, daran zu denken. Es tat so weh, mich nach ihm zu sehnen. Die heißen Tränen liefen an meinem Gesicht herunter und wurden mit einem tropfenden Geräusch vom Zewa, mit dem die Liege ausgelegt war, aufgesogen. Ich wäre genau in diesem Moment aufgesprungen und weggerannt, hätte nicht genau in diesem Moment die Frau neben mir gestanden, um mir zu sagen, dass die Zeit um war. Im Nachinein war ich ihr sehr dankbar dafür. Später hätte ich es bereut, alles aufgegeben zu haben.

"Kommen sie jetzt bitte mit. Metallgegenstände wie Uhr, Ohrringe, Piecings müssen sie entfernen und hier lassen", sagte die Frau freundlich. Ich machte schnell meine Uhr ab und meine Ohrringe raus. Dann noch mein Haargummi, da es ein Metallende hatte. Ich legte die Sachen auf ein schmales Regal, das offensichtlich dafür gedacht war. DIe Frau führte mich in einen weiteren weißen Raum. In der Wand befand sich eine kreisrund Öffnung, der Rest des Raumes war mit Monitoren übersäht. Zielstrebig ging die Frau zu dem Loch und zog etwas wie ein Gestell heraus. Sie trat zur Seite und winkte mich zu sich heran. Ich legte mich vorsichtig auf das leicht gepolsterte Klappergestell. Die Frau trat kurz aus meinem Blickfeld, kam dann wieder, mit ein paar kleinen Kopfhörern in der Hand. Sie reichte mir diese und ich steckte sie in meine Ohren.

"Über die Kopfhörer bekommen sie insgesamt 80 Begriffe gesagt. Solange das MRT läuft, haben sie Zeit, sich diese zu merken. Anschließend werden sie so viele aufschreiben, wie ihnen noch einfallen. Viel Glück", sagte sie und lächelte mich noch einmal herzerwärmend an und stöpselte das Ende des Kabels irgendwo unter mir ein. Dann schob sie mich in die Röhre und verschloss die Öffnung. Ich war also gefangen hier drin. Es war sehr eng, hätte ich meine Hand ausgestreckt, hätte sie die Decke berührt, ohne das ich meinen Arm hätte ganz strecken müssen. Wieder einmal war ich froh, nicht unter Platzangst zu leiden. Dann begann es. Parallel zu der Aufzählung der Wörter begannen die unglaublich lauten klopfenden Geräusche des Gerätes. Ich fragte mich, ob die Geräte immer solche Geräusche machten. Selbst wenn sie es nicht taten, es würde mir nichts bringen, denn jetzt war es so und ich musste mich damit abfinden. Die ersten Begriffe hatte ich schon gar nicht mitbekommen, also zwang ich mich jetzt, aufmerksam zuzuhören, so gut es eben bei dieser Lautstärke ging. Sobald ein Begriff gesagt wurde, ploppte vor meinen Augen ein Bild auf, dass ich mir einzuprägen versuchte. EIn paar Begriffe ließen sich miteinander verknüpfen, wie Jogger; Straße; Auto; Unfall; Blut; andere waren vollkommen zusammenhangslos, wie Haus; Eisenbahn; Divergenz; Magnet. Die Geräusche veränderten sich mit der Zeit, wurden von einem Klopfen zu einem Piepen oder einem tiefen Brummen, aber sie waren niemals weniger nervig. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, zählte die Vergangene nur noch an der Durchgängen der Begriffe, die sich inzwischen wiederholten, zu meinem Glück in der gleichen Reihenfolge. Nach zwei Durgängen bekam ich kurze Kopfschmerzen, vier Durchgängen später wurde mir etwas schlecht, einen Durchgang später hatte ich das Gefühl, ich müsste jeden Moment kotzen, aber ich schluckte es runter. Konzentriert versuchte ich, die Störgeräusche auszublenden und mich nur auf die Begriffe zu fixieren. Drei Durchgänge später wurde ich müde. Ziemlich müde, doch ich bemühte mich, die Augen offen zu halten. Ich durfte jetzt nicht schlafen, ich durfte nicht unaufmerksam sein. Ich musste wah bleiben. Um dem Reflex entgegen zu wirken, riss ich meine Augen so weit wie möglich auf. Zwei Dürchgänge später verstummten die Geräusche endlich. Einen Moment passierte nichts. Mein Atem ging schneller als gewöhnlich. Würde es gleich weiter gehen? Oder würde man mich hier heraus holen? Ich wagte es nicht, mich zu bewegen, aber ersteres konnte ich ausschließen, da auch die Aufzählung der Begriffe gestoppt hatte. Mit einem lauten Druckausgleich wurde schließlich das Loch geöffnet. Ich atmete schlagartig aus, während ich wieder aus der engen Röhre gezogen wurde. Die Frau lächelte mich an, nahm mir die Kopfhörer aus den Ohren und richtete mich langsam auf. Sie reichte mir die Hand, ich stieg von der Liege und sie führt mich zu einem der Computer.

"Geben sie die Wörter ein, die sie noch wissen", befahl sie. Ich nickte und zog mir den Stuhl von hinten heran und setzte mich darauf.

"Sie haben zehn Minuten", sagte die Frau und ich hörte das Piepsen einer Stoppuhr. Ich schloss die Augen und versetzte mich zurück in die Röhre. Versuchte, die Bilder und Begriffe zu rekonstruieren. Sobald mir die Computerstimme wieder in den Kopf drang, öffnete ich meine Augen wieder und begann, zu tippen. Ich kannte die Tastatur, also schloss ich die Augen zwischendurch kurz wieder, die Bilder schossen an meinen Augen vorbei, ich hörte die mechanische Stimme und tippte. Mitten in einem Gedankenfluss hörte ich das Piepsen der Stoppuhr wieder. Sofort wurde ich von der Tastatur weggezogen. Ich öffnete die Augen wieder.

"Die Zeit ist vorbei", sagte die Frau. "Sie können jetzt gehen." Mit ihr zusammen verliß ich den Raum. Sie gab mir noch meine Ohr un meine Ohrringe, die ich sonst vergessen hätte, dann machte ich mich auf den Weg zurück in die Kantine. Als ich die Treppen hoch ging, verschwamm plötzlich alles vor meinen Augen und ich stolperte, meine Hand griff nach dem Geländer, doch fand es nicht. Ich fiel, meine andere Hand streckte sich nach vorne, ich knallte auf die Handfläche und mein Knie, rollte mich über die Schulter seitlich ab und stieß mir dabei den Kopf an der nächsten Treppenstufen an. Ich schrie kurz auf. Meine Schulter knackte leise. Ich blieb kurz liegen, ließ den Schmerz des Schockes sich ausbreiten und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Langsam zerrte ich mich am Geländer hoch und betastete meinen Kopf. Alles okay. Ich bewegte die Schultern, keine Schmerzen. Nur meine Handfläche tat ein wenig weh. Das war noch mal gut gegangen. Ich atmete einmal tief durch. Was wollte ich eigentlich machen? Was sollte ich eigentlich jetzt machen? Das müsste in meinem Plan stehen, also sah ich dort nach, moment, wo war der Plan? Hektisch tastete ich meine Hosen- und Strickjackentaschen ab, aber dort war nichts, also blieb mir wohl nichts anderes übrig, als noch einmal zurück zum Labor zu gehen. Genervt von mir selbst, trabte ich die Treppen herunter und schob mich durch die Feuerschutztür. Das Labor war offen, ich spähte hinein, es war niemand zu sehen. Kurz ging ich hinein, drehte mich einmal im Kreis und ließ meinen Blick umher schweifen, das fand ich den kleinen Stapel. Er lag auf dem Boden neben der Tür. Ich musste ihn vorhin fallen gelassen haben. Stöhnend hob ich ihn auf und verschwand schnell aus dem Labor. Erst, als ich wieder im Erdgeschoss war, wagte ich es, meinen Schritt wieder zu verlangsamen und einen Blick auf meinen Plan zu werfen. Als nächstes stand darauf... Einfinden auf der Kabine und Einleitung ind die Funktion der Schalfrhythmusgeräte? Wie spät war es denn, dass wir jetzt schon den Tag beenden sollten? Ich blickte auf meine Uhr und stutzte. Es war 17:30. Einerseits noch viel zu früh, um zu schlafen oder sich darauf vorzubereiten, andererseits fragte ich mich, wie lange ich in diesem MRT gelegen hatte. Eigentlich hatte ich vor, es nachzurechnen, aber dafür war ich zu faul, also ließ ich es bleiben. Ich machte mich also auf den Weg zu meiner Kabine.

So ein Mist, Leserchens,

eigentlich sollte Ju noch vorkommen, aber mein Kopf hat sich dafür entschieden, etwas ausführlicher zu werden, also sorry, ich hoffe, nächstes Mal kommt er wirklich vor. Trotzdem hoffe ich wie immer, es hat euch gefallen, Votes und Kommentare sind Balsam für die Seele.

LG Kaeferchen

Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt