Fünf Phasen - Drei und vier

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MARIES POV:

Die Phase der Wut löste sich plötzlich auf, als mich nicht länger Jan hielt,sondern Ju. Irgenwie vertrieb er er Wut aus meinem Körper und meiner Seele, bis nichts mehr davon übrig war. Stattdessen leitete er mich in die nächste Phase ein. Phase drei. Verhandeln. Jan hatte mir eine Beschreibung aus e'dem Internet vorgelesen. Ich hatte sie in der Phase des Leugnens in mein Gehirn aufgenommen. Ich hatte nie geglaubt, weiter zu kommen. Oder so tief zu fallen, dass ich zu diesen Methoden griff. Doch ich tat es. Da ich nicht sprechen konnte, jedenfalls hatte ich es noch nicht getan, redete ich zu mir selbst. Lass mich Nele noch einmal sehen. Lass mich sie nur ein einziges Mal sehen, wie sie glücklich ist. Lass mich eine schöne Erinnerung finden. Doch irgendwie passierte nicht, egal wie sehr ich mich beühte, mein Kopf blockierte alles, was ich wollte. Ich hatte keinen Zugriff auf die Zeit vor meinem Zusammenstoß mit Ju. Es war als wolle man mich bestrafen. Als ich darauf wartete, die vierte Phase zu spüren, wurde mir klar, dass sie die ganze Zeit dagewesen war. Davon hatte niemand etwas geschrieben! Es sollte alles in einer Reihe aublaufen! Nichts verändern! Nichts druchmischen! Doch sie taten es. Ich war gefangen zwischen Verhandeln und Depression. Es waren die schlimmsten Phasen und jetzt spürte ich sie auch noch parallel zueinander. Ju hatte mich in den Arm genommen und wiegte mich hin und her.

"Marie?", fragte er nach einer unendlich langen Zeit. Ich hatte schon nicht mit Jan gesprochen. Sollte ich es jetzt tun? Ju anworten? Wie sehr würde ich Jan damit verletzen? Allerdings half es vielleicht, aus diesem Phasenchaos heraus zu kommen. Vielleicht konnte ich das Schlimmste überspringen. Oder wenigstens lindern. Diese Schmerzen lindern. DIe mich quälten. Sich in mich gruben, je mehr ich daran dachte. Sich immer weiter fraßen, mich vo innen nach außen zerissen. Dieser Schmerz, der kam erst in der dritten Phase. Lass mich aufhören, diesen Schmerz zu spüren. Lass mich nicht länger gequält werden. Doch es passierte nichts. Nicht, solange ich nicht redete. Und teilte.

"Ja?", krächste ich also und wartete auf eine Reaktion von Jan. Nichts. Keine knallende Tür, keine wütende Stimme, keine Geräusche von einer weinenden Person. Er wollte nur mein Bestes, er tat das für mich. Jan war nicht eifersüchtig oder Selbstsüchtig. Ich schon. Und ich wünschte, es wäre anders. Dafür hasste ich mich. Dieses eine Wort, was ich gesagt hatte, ließ mich wieder zurück fallen. Phase zwei überrollte mich erneut. Jetzt war es egal. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Ob ich jetzt sprach oder nicht würde nichts ändern. Ich war schon längst gefangen. Zwischen den Phasen. Sie galten nicht mehr. Nicht für mich. Nicht für diese Situation. Und wieder einmal wünschte ich, es wäre anders. Doch es war nicht anders und dafür hasste ich alles. Nele, weil sie mir das angetan hatte. Mich, weil ich dieses Wort gesprochen hatte. Ju, weil er mich aus der Wutphase gerissen hatte. Und mich in dieses Chaos hinein geführt hatte.

"Trink was", sagte er in diesem Moment. Das hättest du wohl gerne! Das ich einfach alles aufgebe, mich dir hingebe und alles wieder gut ist! Vergiss es! Nichts ist gut! Ich kann nicht mehr. Lass mich doch wenigstens einmal Nele sehen! Irgendetwas schönes von ihr! Etwas, was mich glücklich machen könnte! Aber mein Gehirn hörte nicht auf mich, egal wie sehr ich es ihm befahl. Und Ju konnte auch nichts tun. Er verstand das nicht. Ich war näher an Nele dran, wenn ich nichts trank und nichts aß. Ich war näher am Tod und näher an ihr. Ich wollte sie sehen. Noch nicht einmal ihr Gesicht konnte ich mir im Kopf vorstellen. Ich hatte sie einfach vergessen. Oder verdrängt. Vielleicht ja sogar beides! Ju verstand das nicht! Warum sollte ich trinken? Ich regte mich nicht. Reagierte nicht. Zeigte ihm, dass es nichts brachte, mir etwas aufzuzwingen. Ich würde es nicht tun. Ich wollte Nele so nah wie möglich sein, aber das schien Ju mir nicht erlauben zu wollen! Wieso verbat er mir Dinge? Er wollte nicht wie Nico sein und er war es auch nicht gewesen, wieso jetzt plötzlich? Ich wollte nicht. Nicht mehr. Ich wollte nichts mehr, einfach weg sein. Phase vier. Depression. Vielleicht waren auch die anderen Phasen dort mit hinein gemischt, aber Phase vier dominierte. Ohne Zweifel. Jetzt wollte ich nicht mehr. Was brachte es mir auch?

Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt