JUS POV:
"Ich hab es geahnt, weißt du?", sagte sie leise und unverständlich. In diesem Moment öffnete sich die Tür uns Jan steckte den Kopf hindurch.
"Kann ich kurz reinkommen?", fragte er. Ich nickte. Jan hockte sich vor mir und Marie auf den Boden. "Die Leute aus dem Krankenhaus haben angerufen. Wir sollen einmal hinfahren und sicher gehen, dass das wirklich Nele war. Denkst du, Marie kann mitkommen?" Ich überlegte. Würde ihr das helfen?
"Frag sie am besten selbst", antwortete ich also. Das traute ich ihr zu. Schließlich hatte sie auch mit mir gesprochen. Ich blickte sie an. Ihre Augen waren wieder ein wenig glasiger geworden und sie hatte den Kopf zu Jan gedreht.
"Marie", fragte Jan. Sie blinzelte zweimal. "Möchtest du mit uns ins Krankenhaus zu Nele kommen?" Marie atmete einmal keuchend aus.
"Dort kann ich sie sehen. Kann ich?", fragte sie und öffnete die Augen erschreckend weit.
"Ja", antwortete Jan. Er machte einen verwirrten Gesichtsausdruck.
MARIES POV:
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Jan je verschunden war. Dafür schämte ich mich irgendwie. Ich hatte nicht nur meine beste Freundin, sondern auch meinen besten Freund vergessen und verdrängt. Jan hockte vor mir und redete mit Ju. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, was sie sagten, doch sie sprachen zu leise. Plötzlich wendete sich Jan an mich.
"Marie?", fragte er un machete eine Pause. Was sollte ich jetzt tun? Antworten? Ich hatte nicht mit Jan gesprochen, seit wir hier waren. Ich entschied mich für ein einfaches Zeichen und blinzelte zwei Mal. Jan sprach weiter.
"Möchtest du mit uns ins Krankenhaus zu Nele kommen?", fragte er. Ich zuckte zusammen, als er ihren Namen aussprach. Es war, als wurde ein Pflaster von einer schon leicht verschorften Wunde abgerissen. Es zig und brannte und ich hatte das Bedürfnis, mir ein neues Pflaster zu nehmen, aber sie befanden sich hinter Jan. Und ich hatte nicht die Kraft, aufzustehen. Aber was hatte er gesagt? Zu Nele? Was mein Kopf mir noch immer blockierte? Verweigerte?
"Dort kann ich sie sehen, kann ich?", fragte ich und bemühte mich, Jan anzugucken. Die Augen fielen mir fast zu, so wenig Energie und Kraft, wie ich noch hatte.
"Ja", antwortete Jan. Ich amtete aus. Und ein. Versuchte mich zu konzentrieren. Wieso hatte ich vorher nie daran gedacht? Wieso hatte ich es nicht schon verher bemerkt? Nele war noch da! Vielleicht konnte sie mir nicht mehr sagen, was sie tat oder wie sie sich fühlte, aber ihr Körper war noch da. Er war an das Hier und Jetzt gebunden. Und wenn ich sie sah, würde ich mich erinnern. Das hofffte ich jedenfalls. Ich würde mich erinnern. Das nahm ich mir vor! Egal war kommt, diese Mal werde ich mich erinnern.
Da ich mich immer noch weigerte, etwas zu essen, musste Ju mich bis zum Auto tragen. Ich vergrub mein Gesicht in seinem T-Shirt und sog seinen Duft ein. Ju setzte mich ins Auto, sich daneben und ich fiel wieder auf ihn. Ich hatte nicht genug Kraft, gerade zu sitzen, geschweige denn zu stehen. Ich schloss die Augen, bis Ju mit mir begann zu sprechen.
"Ich weiß, du willst das nicht, aber bitte iss etwas!", sagte er. Mit großen Kraftaufwand öffnete ich die Augen.
"Nein"; sagte ich und zuckte zusammen, als meine Stimme versagte. Erschöpt ließ ich die Lider wieder zufallen.
"Du kannst sie nicht sehen, wenn du die Augen nicht öffnen kannst", sagte Ju. Er hatte Recht. Wie eigentlich immer. Vielleicht sollte ich aufhören, mich gegen ihn zu wehren, aber wer weiß. Als ich das das letzte Mal gemacht habe, kam ich gerade mal mit einer riesigen rechteckigen Narbe am Rücken davon. Beim Gedanken daran fing die Stelle, an der Nico mir die Haut abgezogen hatte, wieder an zu jucken. Aber ich hatte nicht die Kraft, mit der Hand zu meinem Rücken zu gleiten, um mich wie gewohnt mit der kalten Hand zu beruhigen, geschweige denn zu kratzen. Ju redete weiter auf mich ein, doch seine Stimme verschwand. Und wieder einmal gab ich aus Selbstsucht meinen Beistand zu Nele auf. Ich würde diese wundervolle süße Stimme nicht mehr hören können, würde ich jetzt nicht essen. Mit letzter Kraft öffnete ich also meinen Mund. Ich weiß nicht, was Ju mir gab, aber es dauerte ein paar Minuten, bis sich meine Sinne wieder geordnet hatten. Bis ich Ju wieder hören und sehen konnte. Ich bestrafte mich innerlich selbst dafür, nicht weiter ausgeharrt zu haben. Jetzt war ich zu wach. Zu stark. Zu weit weg von ihr, auch wenn wir uns körperlich fast am selben Ort befanden. Mittlerweile waren wir am Krankenhaus ankegommen. Ju öffnete die Autotür und stieg aus. Er umklammerte meine Schulter und manövrierte mich aus dem Wagen. Ich stand jetzt neben ihm, ich konnte stehen. Konnte einigermaßen laufen, wenn Ju mich an der Hand nahm. So brauchte ich nicht auf die Richtung zu achten. Ich lief einfach neben ihm her. Wenn er stehen blieb, blieb ich stehen. Als er sich auf einen Gitterstuhl in einem der klinisch weißen Gänge setzte, tat ich es ihm gleich. AUf meiner anderen Seite setzte sich Jan. Ich riskierte einen Blick auf sein Gesicht. Er hatte den Kopf gesenkt und tippelte nervös mit den Füßen auf dem Boder herum. Was einige Leute für Angewohnheiten hatten... Ein Arzt mit Klemmbrett kam auf uns zu. Er blickte auf und dann wieder auf sein Klemmbrett.
"Sind sie Jan Meyer?", fragte er an Ju gerichtet udn Jan blickte auf.
"Das bin ich", sagte er und stand auf. Der Arzt drehte sich zu ihm.
"Sie hatten angerufen, nachdem sie eine Person heute früh um 1:24 Uhr am Rhein gefunden haben?", fragte der Arzt.
"Ja"; sagte Jan. "Wir glauben, diese Person zu kennen."
"Ihr?", fragte der Arzt und sah mich an. Er blinzelt ein paar mal und zuckte vor mir zurück. Wahrscheinlich dachte er, ich wäre irgendeine Patientin.
"Meine Freunde und ich"; bestätigte Jan und zeigte auf uns.
"Nun gut, dann kommen sie erst einmal mit hinein", sagte der Mann im weißen Kittel und hielt uns eine Tür, keine drei Meter entfernt, auf. Ju zog mich vom Stuhl hoch und gemeinsam gingen wir durch die Tür in einen kalkweißen Raum. Jan folgte uns. WIr setzten uns an einen großen Tisch, uns gegebüber nahm der Arzt Platz. Er kramte in einer Schublade herum und legte einen Plastikbeutel vor sich. In diesem befand sichein ledernes Armband. Jan gab ein verwirrtes Geräusch von sich.
"Der ist von Andre!", sagte er und beute sich über das Band. "Da ist sogar sein Name eingraviert!"
"Andre?", fragte der Arzt.
"Mein Mitbewohner", sagte Jan. "Wie hat Nele das in die Finger bekommen?"
"Dieses Armband wurde bei der Person in einer Tasche der Kleidung gefunden.
"Sie ist tot, oder?", meldete ich mich plötzlich leise. Ich hatte eigentlich vorgehabt, nur zu beobachten, aber meinen letzten Hoffnungsschimmer wollte ich nicht aufgeben.
"Es tut mir sehr leid, ihnen das mitteilen zu müssen, aber ja, das Mädchen starb an ertrinken und diversen körperlichen Verletzungen. Wir vermuten, sie wurde durch die Strömung gegen die Pfeiler der Brücke getieben und wurde bewusstlos. Es sieht nach Selbstmord aus." Ich schluckte. Also hatte sie es wirklich so gewollt.
"Wenn es okay wäre, würde ihnen die Polizei gerne einzeln noch ein paar Fragen stellen", sagte der Arzt und blickte uns alle nacheinander an.
"Marie?", fragte Ju und blickte mich an. Ich nickte.
"Gut", meinte der Arzt und stand auf. Von wegen. Nichts war gut. Wie konnte er jetzt lächeln? "Dann gehen sie gleich mit den Kollegen mit.
Leserchens,
es ist nur ein kleiner Lückenfüller, obwohl ich diese Woche verkürzten Unterricht habe, komme ich zu richtig wenig! (Weil faul) Irgendwie musste dieses Kapitel sein. Ich habe so gar keine Ahnung, wie so etwas abläuft, also bitte verzeiht mir, dass es ein wenig unrealistisch ist.
LG Kaeferchen
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Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)
FanfictionWenn man es genau nimmt, ist Marie so gut wie tot. Doch sie zeigt es nicht. Ihre Panik verschwindet in der Nacht und den leeren Gassen, in denen man ihre Schreie nicht hören würde. Aber plötzlich ist Marie in der Nacht nicht mehr allein. Ihr halbtot...