Hektisch sprinte ich von der Bushaltestelle ins Hauptgebäude des Krankhauses und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich weiß nur, dass meine Lunge brennt und meine Beine schmerzen. Was man nicht alles für die Geburt seines Bruder tut. Schnaufend komme ich endlich an der Information an und erschrecke die Krankenschwester, als ich mich auf die Theke schmeiße und wie ein Kettenraucher durchatme.
"I-Ich.. Jeon Jeongguk.. Sohn von Jeon Nuri.. Baby.. jetzt.. Wo bekommen?", hechle ich und halte mir eine Hand über mein rasendes Herz, dass ich mich wie Yoda anhöre, bemerke ich in diesem Moment nicht.
"Äh.. Sie sind der Sohn von Jeon Nuri und wollen wissen, in welchem Stockwerk sie ihr Kind bekommt?", wiederholt die Krankenschwester etwas verwirrt.
Ich nicke wie wild und sie sagt mir, dass ich einen Moment warten soll. Ungeduldig warte ich und versuche neben bei meine Atmung zu regulieren. Ich höre mich wie ein verreckendes Schwein an und könnte einen Eimer voll schwitzen. Die Krankenschwester reicht mir einen Zettel und sagt mir, in welche Richtung ich muss. Ich bedanke mich schnell bei ihr, bevor ich wieder los renne, um ins Zimmer S103 zu kommen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich jede Menge Angst vor dieser Geburt. Was wenn es Komplikationen gibt und meine Mutter und Jaemin in Gefahr sind? Ich würde auf jeden Fall umkippen! Ach, du scheiße.. Was wenn ich umkippe?!
Nach weiteren fünf Minuten und gefühlt hundert Treppen stehe ich endlich vor der Tür und stürme herein. Alle im Raum drehen sich erschrocken zu mir um und ich werde schlagartig rot. Anscheinend war das jetzt eine dumme Aktion von mir gewesen.
"Wer sind sie? Verlassen Sie sofort den Raum!", schnauzt mich der Arzt an und sieht eine Krankenschwester an, die mich raus begleiten soll.
"Nein! Das ist mein Sohn! Er soll hier bleiben!", schreit meine Mutter heulend und krallt sich an die Stangen des Krankenhausbettes fest.
Mit aufgerissenen Augen sehe ich meine Mutter an und kann mich nicht bewegen, da ich einfach viel zu verstört von dem Aussehen meiner Mutter bin. Ich hab sie noch nie so verheult und verschwitzt gesehen, sogar ihr Gesicht gleicht einer dunklen Kirsche und ihre schmerzvolles Zischen brennt sich in mein Gedächtnis. Meine arme Mutter! Die Krankenschwester ignoriert meinen verstörten Blick und drückt mir grüne Kleidung in die Hand, die sie auch trägt.
"Zieh das schnell an und geh zu deiner Mutter, Junge! Sie hat fürchterliche Schmerzen!", befehlt sie mir und läuft rasch wieder zum Krankenbett.
In Lichtgeschwindigkeit ziehe ich mir die Klamotten über und stolpere an den Ärzten vorbei zu meiner Mutter, die sofort nach meiner Hand greift und sie gerade zu zerquetscht. Den Schmerz in meiner Hand ignorierend lege ich meine andere Hand auf ihren Kopf und streichle ihr zögerlich über den Kopf.
"Gott sei Dank, bist du da, mein Schatz. Ich will nicht alleine sein", weint sie laut und hinterlässt einen Kuss auf meinem Handrücken.
Tränen schießen mir in die Augen, weil ich einfach nichts gegen die Schmerzen meiner Mutter tun kann. Der Arzt teilt uns mit, dass der Muttermund schon sieben Zentimeter weit ist und es bald soweit ist. Ich nicke bloß und wische Eomma mit einem Handtuch, welches mir die Hebamme in die Hand gedrückt hat, die Tränen und das Schweiß aus dem Gesicht.
"Jeonggukie? Kannst du mir irgendwas erzählen bitte? Hauptsache es lenkt mich von diesen Schmerzen ab", bettelt sie und klammert sich an mich.
"Natürlich..", erwidere ich und tupfe ihr behutsam mit dem Tuch über die Stirn, während ich überlege, was ich ihr erzählen könnte.
"Weißt du noch, als Appa und Jonghyun, Taehyung und mich im Dinoland verloren haben, weil sie nicht durch das Klettergerüst passten und dann stecken geblieben sind?", frage ich sie leise und entlocke ihr ein kleines Lachen.
"Ja, ich kann mich sehr gut daran erinnern. Sie mussten von den Mitarbeiten rausgeholt werden und ihr zwei drei Jährigen seid einfach Hand in Hand durch die kleinen Wege spaziert und habt euch die Dinos angeschaut. Das war das reinste Chaos", erzählt sie weiter und lacht vor sich hin.
"Wir haben ja noch auf Video, wie Jongdae und Papa uns beide heulend umarmen und wir haben keine Ahnung, was mit denen abgeht und fragen sie, ob wir wieder spielen gehen dürfen", lache ich und meine Mutter nickt grinsend, aber zischt laut auf und verkrampft sich heftig.
"Ah, fuck. Wann ist es denn soweit?", fragt meine Mutter schmerzerfüllt und presst die Augen zusammen.
"Noch 2,5 Zentimeter!", beantwortet die Hebamme ihre Frage und lächelt meine Mutter gut gelaunt an.
"Schön, kann Jaemin sich nicht schneller seinen Weg heraus bahnen?", kommt es energisch aus Eomma und ihre gute Laune ist verschwunden.
"Hui, Eomma. Nicht so welche Ausdrücke hier und seit wann bist du einverstanden mit Jaemin?", scherze ich, aber schreie auf, da meine Mutter mir in den Arm zwickt.
"Warte ab, ich nenne ihn gleich Lieblingskind, wenn du so weiter machst!", zickt sie mich an.
Murrend sehe ich sie an und tupfe ihr wieder den Schweiß von der Stirn. Bestimmt hat sie Appa damals bei meiner Geburt verprügelt, weil er aus Panik und Nervosität nur Scheiße von sich gegeben hat. Kann ich ihm auch nicht verübeln, die ganze Sache hier ist so komisch und aufregend.
"Ich will nie wieder ein Kind aus mir pressen. Das ist die Hölle auf Erden. Jongdae kann es vergessen, dass ich noch ein Kind mit ihm zeuge. Er muss es ja nicht raus pressen und jetzt ist er nicht mal hier, wegen seinem beschissenen Chef!", nun wird sie wütend und kriegt übelste Aggressionen.
Eine emotionale Achterbahn der höchsten Klasse würde ich mal sagen. Es fehlt noch, dass sie jemanden anfängt zu beißen und um sich schlägt.
"Huch, der Muttermund öffnet sich immer schneller, Nuri! Nur noch ein Zentimeter und sie können anfangen zu pressen", meint die Hebamme überrascht und klopft meiner Mutter aufs Bein.
"Ich will jetzt schon pressen. Ich kann nicht mehr! Warum sind meine Kinder immer so fett bei der Geburt?", brüllt sie die Hebamme an und fängt wieder an zu weinen.
"War ich jetzt fett oder was?", schmolle ich.
"Halt deine verdammte Fresse, Jeongguk!", schreit sie mir ins Ohr und lässt mich zusammen zucken.
Innerlich mache ich ein Kreuz und bete, dass ich die nächsten Minuten noch überstehen werde. Jesus, Gott, Schicksal, Michael Jackson steht mir bei. Ich will noch nicht sterben und möchte selbst Kinder bekommen. Meinen Bruder beim Aufwachsen zusehen, Taehyung heiraten. Ich hab noch vieles vor, also baut keine Scheiße mit meinem Leben.
"UND JETZT PRESSEN!", ruft die Hebamme laut und grinst über das ganze Gesicht.
"Wie jetzt pressen?! Jetzt schon??", frage ich panisch nach und schreie los, als meine Mutter meine Hand mit ihrer ganzen Kraft zerdrückt und laut kreischt.
"HEILIGE JUNGFRAU MARIA! ICH STERBE!", schreie ich und beiße mir anschließend in die Hand.
"DU SCHEIß HUND! DU STIRBST? DU PRESST KEIN BABY AUS DIR RAUS!", brüllt sie mich an und krallt nun ihre Fingernägel in meine Hand.
"NA UND? DU BRICHST MIR GERADE DIE HAND, MUTTER!", schreie ich hysterisch zurück.
Ab diesen Zeitpunkt verläuft alles auf einen Schlag. Meine Mutter kreischt sich vor Schmerzen die Seele aus dem Leib, die ganzen Ärzte versuchen auf sie einzureden, dass sie auch atmen muss und ich spüre, wie mir mein Blut den Arm runter kullert, bis plötzlich alles verstummt und das Schreien eines Babys den Raum erfüllt. Mit riesigen Augen schaue ich das kleine Geschöpf an, welches auf die Brust meiner Mutter gelegt wird. Eomma weint leise vor sich hin und lächelt dabei glücklich. Die letzten Minuten sind vollkommen vergessen, wie aus dem Gedächtnis gelöscht.
"Mein süßer Jaemin, mein süßes Baby", flüstert sie in Jaemins Ohr und er lauscht ihrem Herzschlag, beruhigt sich langsam.
Unbemerkt laufen mir Tränen über die Wangen und mein ganzer Körper erwärmt sich. Das ist der schönste Augenblick, den ich jemals erleben werde. Eine Krankenschwester nimmt Eomma Jaemin ab, um ihn zu messen und zu wiegen. Ich folge ihr mit meinen Augen und bin wie verzaubert. Unser kleiner Jaemin ist auf der Welt.
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I fucking hate you | Taekook
FanfictionJahrelang gehen Jeongguk und Taehyung auf die selbe Schule und haben die selben Freunde. Jedoch hassen sie sich wie die Pest und machen sich gegenseitig das Leben schwer. Ihre Freunde und Familie verzweifeln langsam, da ihre Streitereien gar kein E...