Kapitel 165

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Jungkooks Sicht:

Angepisst gehe ich auf dieses schreckliche Gebäude zu und möchte nach jedem Schritt, den ich mache, gleich wieder zurück gehen und mich auf den Weg nach Hause machen. Ich musste auch noch ohne Taehyung Bus fahren, weil er in die komplett andere Richtung fährt. Heute lerne ich meine ganzen Kollegen und die Kinder kennen, worauf ich mich überhaupt nicht freue. 

Ich stoße die Eingangstür auf und erblicke auch gleich diese blöde Frau Park, die am Tresen mit einem anderen Kerl steht und sich mit ihm unterhält. Der Typ hat blonde Haare und ist ein Lauch auf zwei Beinen. Mit langsamen Schritten laufe ich auf die beiden zu und bin kurz davor einfach abzuhauen, als die nur auf englisch miteinander zu reden. 

"Du bist auch endlich mal da", sagt sie als erstes und schaut mich abschätzig an. 

"Ja, ich bin auch da", erwidere ich und lächle sie gespielt an. 

Sie wendet sich an Blondie und teilt ihm irgendwas schnell mit, was ich nicht verstehe. Der Lauch mustert mich von Kopf bis Fuß und setzt so ein ekelhaftes schmieriges Grinsen auf, das ich ihm gerne aus der Fresse schlagen würde.

"Nice to meet you. My Name is Jonathan Smith", stellt er sich mir vor und hält mir seine Hand hin. 

Widerwillig ergreife ich seine Hand und stelle mich ebenfalls vor. Schnell lasse ich seine Hand los, da sie etwas schwitzig gewesen ist und wische meine eigene Hand unauffällig an meiner Hose ab. Ich finde ihn jetzt schon richtig eklig! Hilfe!

"Also die Kinder, die du betreuen sollst, sind schon im Aufenthaltsraum, während die anderen in der Schule sind. Jonathan wird in deiner Nähe sein und dir zur Seite stehen, wenn du Hilfe brauchst", erklärt Frau Park mir und lächelt mich genauso falsch an wie ich sie. 

"Okay, kann ich dann auch einen Schlüssel für die Türen bekommen? Ich muss mich ja irgendwie frei bewegen können", frage ich freundlich und grinse sie an. 

Sie kramt aus ihrer Hosentasche einen Schlüsselbund und drückt ihn mir in die Hand. Ich bedanke mich und sie sagt uns, dass wir anfangen können. Jonathan läuft voran und schließt die Gittertür zu unserem Abteil auf. Still laufen wir nebeneinander her, bis er sich plötzlich zu mir umdreht und mich fies angrinst. 

"Can you speak english or just ching chang chong?", macht er sich lustig über mich und lacht dreckig los. 

Entsetzt schaue ich ihn an und bin kurz vorm Ausrasten. Was fällt diesem verdammten Bastard eigentlich ein? Will dieser Lauch meine Faust in seinem Bauch spüren oder was?! Denkt er, er ist etwas besseres, weil er Amerikaner ist oder was?

"Ha Ha Ha, you son of a bitch. Who do you think you are to make fun of me?", zische ich bedrohlich zurück und schaue ihn mit meinem besten Killerblick an. 

Überrascht und geschockt schaut er mich an und bleibt mitten im Gang stehen. Ich beachte ihn nicht und laufe einfach weiter. Soll der mir nicht auf die Nerven gehen, sonst kassiert er wirklich irgendwann eine Faust. Im Aufenthaltsraum befinden sich schon vier Kinder, die auf einem Sofa sitzen und still aus dem Fenster schauen. Kein einziger Mucks hört man von ihnen und man könnte denken, dass sie keine echten Kindern wären, sondern Schaufensterpuppen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen nähere ich mich den vier Kindern, die im Alter von sechs bis zehn Jahren sein müssen. Zwei von ihnen sind Jungs und die anderen zwei sind Mädchen.

Völlig in Gedanken versunken knalle ich aus Versehen gegen einen Stuhl und erzeuge dadurch ein lautes Geräusch, welches die Kinder aus ihrer Starre reißen und sie dazu führt, mich sofort mit ihren Blicken zu erdolchen. Etwas tollpatschig schiebe ich den Stuhl an den weißen Tisch und erzeuge dabei noch mehr Geräusche. Verlegen kratze ich mir den Hinterkopf und weiß nicht so wirklich, was ich sagen soll.

"Entschuldigung, ich wollte euch nicht erschrecken", entschuldige ich mich bei ihnen und lächle sie an. 

Augenblicklich tauschen die Kinder Blicke miteinander aus und sehen sich erstaunt an, weil ich koreanisch kann. Nach wenigen Sekunden schauen sie mich wieder an und eine, für mich unangenehme, Stille breitet sich schon wieder aus. Jonathan wird dann wohl nicht mehr zu uns kommen. Besser so, das Arschloch kann von mir aus ganz weit weg bleiben. Ich sehe wieder zu den Kinder, die mich immer noch anstarren. Ganz ehrlich, das ist richtig gruselig. Wieso gucken die mich so an?

 Ich schlucke hart und schnappe mir ein paar Blätter und Stifte, die auf den Tisch liegen, bevor ich zu ihnen laufe. Sie verfolgen mich mit ihren Augen, was mich etwas beunruhigt und runzeln die Stirn, als ich mich vor ihnen auf den Boden setze und sie etwas anlächle. 

"Also ich bin Jeon Jeongguk und werde für die nächsten Monate eurer Betreuer sein. Wenn ihr möchtet, könnt ihr euren Namen auf das Blatt schreiben oder mir Fragen stellen", lasse ich mich nicht von meiner Unsicherheit leiten und schiebe die Blätter und die Stifte zu ihnen hin. 

Schon wieder tauschen sie Blicke miteinander aus und sehen mich dann skeptisch an. Was ist denn jetzt schon wieder? Ich fühle mich wie ein Alien, wenn die mich so anschauen. Der Größte von ihnen hebt das Blatt und einen Stift auf, um dann angestrengt etwas auf das Blatt zu schreiben. Geduldig warte ich ab und beginne zu schwitzen, da die anderen drei mich immer noch mit ihren Blicken durchbohren. Nach wenigen Minuten reicht mir der Junge das Blatt und verschränkt die Arme vor der Brust. 

"Wirst du auch so gemein zu uns sein, wenn wir nicht mit dir reden?", lese ich laut vor und sehe die vier Kinder verwirrt an.

"Natürlich nicht. Es ist okay, wenn ihr nicht mit mir reden wollt. Darum habe ich euch das Blatt gegeben, falls ihr mal etwas von mir wollt, könnt ihr es auf das Blatt schreiben", antworte ich daraufhin und nun schauen sie mich ebenfalls irritiert an. 

Der Größte streckt seine Hand nach dem Blatt aus, was ich ihm gebe und er fängt wieder an zu schreiben. Das kleine Mädchen neben ihm schaut neugierig auf das Blatt und versucht anscheinend die Wörter zu entziffern, da sie immer wieder ihre Augen zusammen kneift und ihren Kopf schräg legt. 

"Elisa und Kian können nicht schreiben und auch nicht lesen. Was sollen die machen, wenn Yon und ich nicht da sind? Hm, gute Frage. Vielleicht können sie das, was sie möchten, malen? Ist das okay für euch beide?", lese ich wieder vor, als er mir das Blatt wieder reicht und wende mich den zwei Kleinen zu, die mich mit strahlenden Augen anschauen und heftig mit dem Kopf nicken.

Ich muss schon sagen, dass die vier echt süß sind und auf mich wie eine kleine Familie wirken, aber mir gefällt es ganz und gar nicht wie dünn und blass sie sind. 

"Dann ist das beschlossene Sache. Also du bist Elisa, du bist Kian und du bist Yon. Wie heißt du denn?", nicke ich lächelnd und ordne gleich die Namen zu den Kindern zu, die der Größte aufgeschrieben hat und die anderen Drei nicken zur Bestätigung, während der Größte seinen Namen aufschreibt.

"Taemin", schreibt er mir auf und sieht nun viel entspannter aus als vorher.

Ha! Ich bin der Kinderflüsterer! Jedes Kind mag mich! 

"Ah, das ist witzig. Mein fester Freund heißt Taehyung und mein kleiner Bruder heißt Jaemin. Dein Name ist eine Mischung aus beiden", sage ich ihm und lache ein wenig. 

Neugierig schauen mich die vier an und Kian stupst Yon an, die ihn fragend anschaut. Er macht mit seiner Hand eine Handrednerpuppe nach und zeigt dann auf mich. 

"Soll ich mehr von mir erzählen, damit ihr mich näher kennen lernt?", frage ich ihn und Kian nickt eifrig. 

Mein Herz schmilzt dahin. Wie süß kann man bloß sein? Ich frage mich wirklich, was diese Kinder erlebt haben, sodass sie nicht mehr sprechen wollen. 


I fucking hate you | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt