Kapitel 102

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Nach einer halben Stunde Autofahrt kamen wir beim Gericht an und nun stehen wir vor dem großen weißen Gebäude. Meine Aufregung verzehnfacht sich und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Taehyung steht nah bei mir und streichelt mir unauffällig über den Rücken. Eigentlich eine Lieb gemeinte Geste, aber das hilft nicht wirklich. Unsere Eltern sind gerade noch dabei, ihre Handys stumm zu schalten. Hilflos schaue ich meine Mutter an, die mir keinerlei Beachtung schenkt, da sie mit Ahri Noona spricht.

Unsere Väter unterhalten sich auch miteinander, während Taehyung und ich stumm nebeneinanderstehen und warten, bis der Horrortrip los geht. Unbemerkt schaue ich mich etwas um und suche nach einem Fluchtweg aus dem Gebäude. Plötzlich spüre ich wie Taehyungs Hand runter zu meinem Hintern wandert und zucke deswegen erschrocken zusammen. Mein Blick schellt sofort zu Taehyung, der mich mit einem undefinierbaren anstarrt.

"Was zum Teufel soll das?", flüstere ich so leise wie möglich und schiebe seine Hand weg.

"Du scheinst doch noch hier zu sein, wenn du das doch noch bemerkt hast", murmelt Taehyung und entfernt sich anschließend etwas von mir, als sich mein Vater zu uns dreht.

"Wir gehen schon mal vor, Jungs. Nuri kann nicht so lange stehen. Wenn ihr bereit seid, könnt ihr dann nachkommen", teilt er uns mit und lächelt uns leicht zu, bevor er mit den anderen ins Gebäude geht.

Noch 20 Minuten, dann würde die Gerichtsverhandlung beginnen. Augenblicklich fällt es mir schwerer zu atmen und ein unangenehmer Schauer durchfährt meinen Körper. Mein Gott, was ist bloß mit mir los? Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und habe deswegen heftige Kopfschmerzen. Taehyung stellt sich irgendwann vor mich und legt seine Hände an meine Wangen. Die Sorge um mich steht ihm beinahe ins Gesicht geschrieben.

"Hey, geht es dir wirklich gut? Du wirst mit jeder Minute immer blasser und zitterst", fragt er mich leise und streichelt mir sanft mit dem Daumen über die Wangen.

Meine Augen schließen sich durch dieses angenehme Gefühl von selbst und ich seufze einmal tief ein und dann wieder aus. Ich hab einfach so Angst, dass es schon wieder so eskaliert wie bei der Polizeiwache. Hyesung ist so besessen von mir und hat keine klaren Gedanken mehr. Wer weiß, ob er jemals wieder 'normal' wird.

"Jeongguk?"

"Taehyung, ich habe Angst. Ich weiß, dass er mir nichts tun kann, aber wenn er redet, wird mir Speiübel. Jedes Mal kommt dieses 'Ich liebe dich' und die Begründung, dass er das alles für mich getan hat. Dann guckt er mich auch noch mit diesem kranken Blick an. Ich kriege Albträume davon! Ich kann seit Tagen an nichts anderes Denken, als an Hyesung", antworte ich ihm endlich und entferne mich etwas von ihm.

Er bleibt still und überlegt anscheinend, was er nun sagen soll. Aber dann spüre ich einen festen Schlag auf meiner Wange und wie mein Gesicht zur Seite fliegt. Entsetzt fasse ich mir an die pochende Wange und sehe in Taehyungs aufgerissene Augen.

"Willst du mich komplett verarschen?! Wieso schlägst du mich, du elender Bastard?!", schreie ich ihn an und klatsche ihm ebenfalls eine.

"Tut mir ja leid, aber ich wusste nicht, was ich noch tun soll! Ich kann mit so welchen Situationen nicht umgehen!", ruft Taehyung und reibt sich seine Wange.

Wütend schaue ich ihn an und könnte im jetzt den Hals umdrehen. Welcher Spast schlägt seinen Freund in SO einer Situation? Taehyung schaut mich entschuldigend an und packt seinen doofen Hundeblick aus. Der Blick wird ihm auch nicht mehr helfen, anstatt mich zu beruhigen, schlägt er mir die Fresse.

"Alter, ich hinterfrage gerade wirklich, wieso ich mit dir zusammen bin! Du bist ein Vollidiot!", zische ich ihn an und schubse ihn aus dem Weg, damit ich vom ihm wegkomme.

Bei dieser Dummheit verkrieche ich mich freiwillig in dieses Gebäude. Taehyung folgt mir mit schnellen Schritten und legt einen Arm um meine Schulter, den ich sofort weg schlage. Giftig schaue ich meinen Freund an, der sich auf die Lippen beißt und mich mit großen Augen betrachtet. Was ein Dummkopf. Ich laufe ihn nun ignorierend in das Gebäude, während Taehyung mir wie ein kleiner Welpe folgt.

Ich bin jetzt so wütend auf diesen Spast. Von meiner Angst ist nichts mehr übrig! Er ist der schlechteste Freu-.. Warte mal, meine Angst ist weg. Er hat das extra gemacht, damit ich wütend auf ihn werde?

Ruckartig bleibe ich stehen und spüre, wie Taehyung gegen meinen Rücken knallt. Er gibt einen überraschten Laut von sich, aber verstummt schnell, als ich mich umdrehe, meine Hände an seinen Hals lege und meine Lippen auf seine drücke. Er legt seine Hände auf meine Hüften und erwidert meinen Kuss. Ich löse den Kuss nach einer Zeit und lächle Taehyung wissend an.

"Das nächste Mal überlegst du dir länger, was du machen kannst, um mich abzulenken. Verstanden?", meine ich und er lacht belustigt auf.

"Ist notiert", grinst er mich an und küsst mich nochmal kurz, bevor er sich von mir entfernt und mir seine Hand hinhält die ich beinahe sofort ergreife und mit meiner verschränke.

"Wehe du lässt meine Hand ein einziges Mal los, dann rasiere ich dir eine Glatze", sage ich ihm noch und ziehe ihn dann mit mir zum Gerichtssaal.

Dort angekommen, stehen zwei Polizisten vor der Tür und sie fragen uns nach unserem Ausweisen. Wir weisen uns natürlich aus und die Polizisten nicken uns zu. Sie öffnen uns die Tür und wir betreten den großen Saal. Taehyung führt mich zu unseren Müttern, die schon auf den Bänken bereit sitzen. Unsere Väter sind vorne bei unserem Anwalt und reden mit ihm. Ahri Noona bemerkt uns als erstes und fängt an zu lächeln, als sie sieht, dass wir Händchen halten. 

I fucking hate you | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt