Kapitel 116

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Erschöpft und mit dem Nerven am Ende lasse ich mich weinend an der Wand herunter gleiten. Joke. Ich lehne mich einfach nur erschöpft von der ganzen Busfahrt und dem Treppensteigen an die Wand des Krankenhauszimmers meiner Mutter. Taehyung gibt meiner Mutter einen Kuss auf die Wange und fragt sie, wie es ihr geht, während ich meine Atmung wieder regulieren muss, da ich mich wie ein Walross anhöre.

"Ich bin nur müde, sonst ist alles okay. Was ist eigentlich mit meinem Sohn dahinten los?", erwidert meine Mutter lächelnd, aber beäugt mich anschließend skeptisch, obwohl ich hier gerade sterbe.

"Seine Mentalität und körperliche Verfassung hat sich in der Nacht, in die eines alten Knackers verwandelt", kommt es von meinem Freund.

"Wer ist hier ein alter Knacker, du scheiß Bitch?", rufe ich angriffslustig und laufe schnell auf Taehyung zu.

Danach packe ich ihn am Kragen und dränge ihn an die Wand. Mein Geliebter lächelt schief und lässt unsere Rucksäcke auf den Boden fallen. Meine Mutter stößt genervt die Luft aus ihren Lungen und Taehyung zieht mich schnell zu sich, damit er mir einen schnellen Kuss auf die Lippen drücken kann. Zufrieden entferne ich mich von ihm und gehe dann zu meiner Mutter, die sofort nach meinem Arm greift und mich zu sich runterzieht, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben.

"Damals im Kindergarten habt ihr euch auch immer geküsst, aber da fand ich das noch goldig. Jetzt weiß ich leider, dass ihr nicht mehr bei diesen süßen Küsschen bleibt", erzählt sie und verzieht das Gesicht.

"Musst du gerade sagen, Eomma. Du und Appa seid auch nicht so unschuldig, sonst würden Jaemin und ich nicht existieren", gebe ich desinteressiert zurück.

Die spielt sich so auf, als wäre sie die heilige Jungfrau Maria persönlich. Aber diese Frau hat mich mit ihrem Mann gezeugt und zu diesem gestörten Kerl gemacht, der ich heute bin.

"Jeongguk, halt die Fresse"

"Danke, Taehyung"

Alles Verräter in diesem Haushalt. Jaemin ist der einzig Wahre. Schmollend setze ich mich auf den Stuhl neben dem Bett meiner Mutter und betrachte den runden Bauch, der nun echt riesig aussieht. Wenn Jaemin nicht über 3000 gramm wiegt, dann Holla die Waldfee ist der groß.

"Haben die Ärzte eigentlich gesagt, wann es los geht?", frage ich meine Mutter neugierig.

"In den nächsten Tagen wahrscheinlich und ich habe langsam etwas Angst. Deine Geburt verlief ohne Probleme, aber durch den ganzen Stress wegen Hyesung und durch die schmerzhafte Not-Operation fühle ich mich unwohl. Am liebsten würde ich Jaemin jetzt schon in den Armen halten", murmelt sie und lächelt mich unsicher an.

"Nuri Noona, du brauchst dir keine Sorgen machen. Die Geburt wird sicherlich genauso problemlos, wie die von Jeongguk werden", versucht Tae sie zu beruhigen und nimmt ihre Hand in seine.

"Genau und wenn sind Appa und ich da. Wir lassen dich nicht allein", lächle ich und streichle behutsam über ihren Bauch.

Meine Mutter lächelt uns liebevoll an und streichelt mir sanft über den Kopf. Taehyung setzt sich dann zu mir auf den anderen Stuhl und verschränkt unsere Hände miteinander.

"Naja, Jeongguk. Ich glaube, dass dein Vater nicht so schnell hier sein kein wegen der Arbeit. Sein Chef ist momentan ein echtes Arschloch und lässt ihn immer so spät gehen. Das heißt, du musst bei mir bleiben, während der Geburt", teilt sie mir auf einmal mit.

Mehrmals blinzle ich sie an und lächle nickend. Habe ich das gerade richtig verstanden?

"Bitte, was?"

Taehyung bricht in schallendes Gelächter aus und meine Mutter schenkt mir einen entschuldigen Blick. Ungläubig schaue sie an und schüttle ruckartig mit dem Kopf.

"Ich will nicht dabei sein, wenn du ein Kind aus dir raus presst. Nein, Nein, Nein. Das kannst du mir nicht antun! Du liegst da und hast höllische Schmerzen und ich kann nichts dagegen tun", plappere ich panisch vor mich hin und schüttle
weiterhin den Kopf.

Diese Vorstellung ist das blanke Grauen. Wie soll ich das überleben? Taehyung tätschelt meine Schulter und wuschelt mir durchaus amüsiert durch die Haare. Ich drehe mich zu ihm und Taehyung hört sofort auf zu lachen, als er mein Gesicht sieht.

"Nuri Noona, denkst du wirklich, dass das eine gute Idee ist, deinen Sohn bei der Geburt dabei zu haben? Er ist jetzt schon so weiß wie eine Leiche", fragt er sie verunsichert.

"Ich habe doch keine andere Wahl und mir wurde von anderen Müttern hier auf der Station erzählt, dass vor paar Monaten eine Hebamme gefeuert wurde, weil sie versucht hat ein neugeborenes Kind zu entführen. Schlimm, nicht wahr? Ihr Kind war eine Totgeburt, weil die Plazenta sich von der Gebärmutterwand gelöst hat und sie hat das nicht verkraften können. Die arme Frau, aber ein neugeborenes Baby zu entführen, ist unter aller Sau. Deswegen mein Sohn musst du mir den Gefallen tun und dabei sein!", erzählt uns meine Mutter und sieht mich am Ende flehend an.

Entsetzt sehe ich sie an und meine ganzen Bedenken werden wie von selbst von Bord geworfen. Es soll sich jemand wagen meinen Bruder zu entführen. Ich würde diese Person eigenhändig umbringen und schlachten.

"Mach dir keine Sorgen, Eomma. Ich werde meinen kleinen Bruder nicht aus den Augen lassen", meine ich ernst und sie sieht mich mit großen Augen an.

"Du wärst bestimmt ein guter Vater", gibt Taehyung plötzlich von sich, während er mich verträumt anstarrt und dabei vor sich hinlächelt.

"Ich glaube, TaeTae hat sich gerade noch mehr in dich verliebt, Jeonggukie", erwidert meine Mutter lächelnd und nickt in Taehyungs Richtung, der mich immer noch angafft.

Verlegen wende ich den Blick ab, sehe dafür auf den Boden und kratze mir den Hinterkopf. Meine Mutter lacht herzhaft und streichelt mir sanft über die Wange. Taehyung legt seine Hand in meinen Nacken und zieht mich zu sich. Unsere Nasen streichen sanft aneinander und im nächsten Augenblick liegen seine weichen Lippen auf meinen. Automatisch muss ich in diesen unschuldigen Kuss lächeln und bemerke, dass Tae ebenfalls lächelt.

"Oh mein Gott, das ist so süß", beginnt meine Mutter auf einmal zu weinen und wischt sich lachend über die Augen.

"Nach diesen ganzen Vorfällen euch endlich glücklich und vereint zu sehen, bringt mich zum Heulen. Ihr seid einfach füreinander geschaffen und ergänzt euch perfekt. Auch, wenn ihr euch jedes Mal bis zum geht nicht mehr beleidigt und euch beinahe verprügelt, könnt ihr dennoch so sanft und liebevoll miteinander umgehen. Es ist schön, das zu sehen und erleben zu dürfen. Meine Güte, die Tränen wollen einfach nicht aufhören", redet sie weiter und kichert leise vor sich hin.

Eine angenehme Wärme macht sich in meinem Körper breit und meine Augen tränen. Wenn meine Mutter glücklich ist, dann bin ich es auch. Ich sehe Taehyung von der Seite an, der meine Mutter warm anlächelt, und beuge mich anschließend zu ihm vor.

"Dankeschön, dass du meine Mutter und mich so glücklich machst", flüstere ich ihm ins Ohr und hauche anschließend einen Kuss auf seine Wange.

Wie auf Knopfdruck füllen sich seine Augen mit Tränen, die er sofort versucht wegzublinzeln. Er verschränkt unsere Hände miteinander und drückt etwas zu. 

I fucking hate you | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt