Mit der Zeit betreten immer mehr Menschen den Gerichtssaal und setzen sich auf die Bänke neben uns. Still beobachte ich die ganzen Menschen, die sich hier sammeln und in einen angenehmen Lärmpegel miteinander sprechen. Bald ist es soweit. Die Richter und Anwälte richten ihre Plätze und tauschen sich nochmal aus. Taehyungs Hand ist fest mit meiner verschränkt und mir tut es etwas leid, dass meine Hand schon vor einiger Zeit heftig zu schwitzen begonnen hat. Ich war einfach viel zu nervös.
"Guck mal, da ist Herr Lee. Er wird wahrscheinlich mit mir wegen Doyun Aussagen", flüstert Taehyung irgendwann in mein Ohr und nickt mit dem Kopf zur Tür.
Ich drehe mich etwas um und sehe den älteren Polizisten in den Raum kommen. Er schaut sich erst um, bevor er zu meinem Vater und unserem Anwalt läuft, um den Beiden die Hand zu reichen. Mein Vater sieht ihn erst überrascht an, aber sein Blick wird augenblicklich trauriger als Herr Lee sich vorstellt.
"Der arme Mann. Doyun war wie ein Sohn für ihn, weil er selbst keine Kinder bekommen konnte", murmelt mein Freund und mir schießen sofort Tränen in die Augen.
Musste er das ausgerechnet JETZT sagen? Wenn ich hier jetzt einfach anfange zu heulen, dann denken die alle ich hätte einen Vogel. Den habe ich sowieso schon, aber das tut nichts zur Sache. Ich atme tief aus und blinzle mehrere Male.
"Ich würde sie nun alle bitten sich hinzusetzen, die Verhandlung beginnt gleich!", fordert ein Polizist auf.
Die Leute lösen sich langsam aus den einzelnen Grüppchen und setzen sich auf die freien Plätze. Herr Lee kommt anschließend auch auf uns zu und lächelt uns etwas an.
"Hallo, macht es euch was aus, wenn ich mich zu euch setze?", fragt er uns und zeigt auf den freien Platz zu meiner Linken.
"Durchaus nicht, setzen Sie sich doch", sagt meine Mutter freundlich und lächelt den alten Polizisten an.
Er nickt dankbar und setzt sich neben mich. Seinen Blick richtet er nach vorne und ich bemerke seine dicken Augenringe. Bestimmt konnte er die ganze Nacht nicht schlafen.
Plötzlich wird die Tür aufgerissen und Hyesung wird von mehreren Polizisten reingezerrt. Mein Atem beschleunigt und meine Augen weiten sich, da sein Blick direkt auf uns fällt. Gleichzeitig krallen Taehyung und ich unsere Finger in den Handrücken des Anderen. Es ist durchaus schmerzhaft, aber mein Gehirn blendet es vollkommen aus.
"Ach, wie schön! Jeongguk und sein Hurensohn Freund haben es auch hergeschafft. Das freut mich ja total! Wollen wir uns nicht mit einem Küsschen begrüßen?", ruft Hyesung wütend und versucht sich von den festen Griffen der Beamten loszureißen.
Viele im Saal ziehen scharf die Luft ein und ich frage mich, was in seinem Kopf vorgeht, um uns ausgerechnet an seiner Gerichtsverhandlung so anzufahren. Ist er sich nicht im Klarem, dass seine verdammte Zukunft auf dem Spiel steht?
Die Polizisten zerren ihn weiter zu seinem Anwalt, der schon Platz genommen hat und nicht sehr begeistert von dem Verhalten seines Klienten ist. Er hat die Augenbrauen zusammengezogen und mustert Hyesung mit ernstem Blick, während dieser mit Handschellen an den Stuhl gekettet wurde. Noch eine Sache, die ein schlechtes Bild auf Hyesung wirft.
"So ein Vollidiot", murmelt Taehyung knurrend.
Als die Polizisten sich sicher sind, dass Hyesung gar keine Möglichkeiten hat sich irgendwie zu erheben, lassen sie von ihm ab. Zwei von ihnen verlassen den Saal und die restlichen drei Polizisten stellen sich an die Seite. Sie nicken dem Richter zu, um ihm mitzuteilen, dass er mit der Verhandlung beginnen kann. Er räuspert sich und beginnt zu sprechen.
"Fortgesetzt für die Sitzung des Amtsgerichts Seouls vom 18. September 2017 mit dem Strafverfahren gegen Kan Hyesung. Beim Aufrufen im Sitzungssaal sind erschienen: der Angeklagte Kan Hyesung", spricht der Richter ins Mikrofon und sieht Hyesung dann an.
"Sehen Sie doch oder nicht?", gibt Hyesung patzig zurück.
"Sie hätten nur mit Ja antworten können, Herr Kan. Aber nun gut. Ihr Verteidiger Jung Luhan sitzt neben ihnen, sagen sie uns bitte ihre Personalien", erwidert der Richter ruhig und macht dann weiter.
Der Anwalt teilt uns seine Personalien mit und wendet sich dann an unseren Anwalt. Dieser teilt auch allen seine Personalien mit und der Richter fragt, ob wir die Zeugen und Betroffenen alle da sind. Wir bestätigen unsere Anwesenheit und der Richter bittet uns den Raum vorerst zu verlassen. Taehyung, Herr Lee und ich erheben uns von der Bank und verlassen den Saal still.
"Ja, verpisst euch schön, ihr elenden Hurensöhne!", brüllt uns Hyesung noch hinter her, bevor die Tür von einer Polizistin zu gezogen wird.
Ich puste die Luft aus meinen Lungen, die ich anscheinend angehalten habe und sehe Taehyung mit großen Augen an. Hyesungs Benehmen ist unter aller Sau und mir kommt es so vor, als würde ihm alles egal sein.
"Der ist doch komplett durch im Kopf. Dass er uns vor den ganzen Leuten beleidigt, grenzt doch schon an Dummheit!", platzt es aus Taehyung heraus und er sieht deutlich unzufrieden mit der Situation aus.
Dabei zerquetscht er meine Hand und beißt sich genervt auf die Innenwangen. Schweigend schaue ich ihn an und kann nichts anderes als nicken. Was soll auch sagen? Ist halt so. Er seufzt frustriert und zieht mich dann zu zwei Stühlen, die an der Wand stehen. Wir setzen uns hin und beginne, so nervös wie ich eben bin, mit meinem rechten Bein auf und ab zu wackeln. Nach nicht mal zehn Sekunden legt Taehyung unsere verschränkten Hände auf mein Bein, um das Wackeln zu stoppen.
"Tut mir leid. Ich bin einfach nur so nervös", sage ich ihm und raufe mir die Haare.
Bin ich froh, wenn das alles zu Ende ist. Dann verkrieche ich mich erstmal in mein Bett und bleibe dort für zwei Tage liegen. Taehyung küsst meinen Kopf und löst unsere Hände voneinander, um seine Arme um mich zu legen und zu umarmen. Ich schließe zufrieden meine Augen und kuschle mich an ihn.
So sitzen wir mehrere Minuten schweigend und genießen die Nähe des Anderen in vollen Zügen, bis die Tür des Gerichtssaales geöffnet wird und eine Polizisten Taehyung bittet in den Saal zu kommen. Bevor er sich komplett von mir löst, küsst er meine Wange und streichelt meinen Kopf. Er steht dann auf und folgt der Polizistin in den Saal.
Die Türen schließen sich und ich sitze nun alleine mit Herr Lee im Flur. Dieser sitzt mir gegenüber und ich traue mich gar nicht den Blick zu heben. Seine Augen strahlen pure Traurigkeit aus, die einem unter die Haut geht. Er tut mir wahnsinnig leid.
"Du heißt doch Jeongguk, oder?", fragt er mich plötzlich.
Zögerlich sehe ich ihn an und bestätige seine Frage mit einem kleinen Nicken. Er lächelt mich etwas an und erhebt sich von seinem Stuhl. Er kommt zu mir rüber und setzt sich neben mich auf den Stuhl, auf dem Taehyung vor wenigen Minuten gesessen hat.
"Mein Neffe, also Doyun, hat mir von dir erzählt", meint er leicht lächelnd.
Überrascht mustere ich Herr Lee. Doyun hatte über mich geredet? Wir hatten doch gar nichts miteinander zu tun.
"Doyun hat etwas über mich erzählt? Aber wieso?", frage ich verwirrt nach.
"Er fand die Beziehung zwischen dir und Taehyung irrsinnig witzig. Er hat mir beinahe jeden Tag erzählt, dass ihr euch mal wieder in der Schule gestritten habt und wie schade es doch ist, dass ihr beide nicht zusammenkommt. In dieser Zeit warst du nicht mit Hyesung zusammen. Er wollte auch so eine Person, die immer an seiner Seite ist. Aber das Schicksal meinte es wohl nicht so gut mit ihm", erzählt Herr Lee mit heiserer Stimme.
In meinem Hals bildet sich ein fetter Kloß und meine Augen füllen sich wieder mit Tränen. Warum muss er mir das jetzt erzählen? Mal wieder wurde mir klar, dass Doyun so ein Schicksal nicht verdient hatte. Er war so eine tolle Person und Herr Lee hatte ihn vom ganzen Herzen geliebt.
"Es tut mir so leid, Herr Lee", sage ich ihm und Herr Lee schüttelte nur schmunzelnd den Kopf.
"Du kannst ja nichts dafür", erwidert er und ringt sich ein Lächeln ab.
"Herr Lee, wir bitten sie in den Gerichtssaal zu kommen", ertönt es von dem gleichen Polizisten wie vor wenigen Minuten.
Der alte Polizist nickt seiner Kollegin zu und steht auf. Die Tür fällt wieder ins Schloss und ich sitze nun alleine hier. Wie auf Knopfdruck fließen mir einige Tränen aus den Augen, die ich mit zittrigen Händen wegwische.
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I fucking hate you | Taekook
FanficJahrelang gehen Jeongguk und Taehyung auf die selbe Schule und haben die selben Freunde. Jedoch hassen sie sich wie die Pest und machen sich gegenseitig das Leben schwer. Ihre Freunde und Familie verzweifeln langsam, da ihre Streitereien gar kein E...