L - Wiedersehen

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Am nächsten Tag wanderten Obito und ich mehrere Stunden. Natürlich beeilten wir uns, da wir so schnell wie möglich ankommen wollten. Allerdings erreichten wir das Ziel nicht vor Sonnenuntergang.
Draußen war es bereits düster und das Licht des Tages war fast komplett verschwunden. Auf der Reise war ich unruhig und nervös. Ich redete mir ein, dass es vielleicht doch ein Fehler wäre, dorthin zu gehen.
Auch wenn ich mir die ganze Zeit über den Kopf zerbrach, kamen wir irgendwann an. Der Moment war gekommen. Obito und ich beobachteten einen großen, altmodischen Schrein. Er erzählte mir, dort würde mein Clan wohnen.
Er war abgegrenzt und kein Dorf befand sich in der Nähe. Es wirkte fast so, als würde sich der Clan absichtlich ins Nichts zurückgezogen haben, damit ich sie nicht finden könnte. Umhüllt von hohen, Bäumen und Moos, welches sich über große Flächen zog. Nur ein kleiner Waldweg führte dorthin. Beleuchtet mit einer einzigen, kleinen Laterne mit schwächlichen Kerzen. Für manche Menschen wäre dies wohl der romantischste doch gleichzeitig einsamste Ort. Für mich war er ziemlich langweilig. Er hatte nichts zu bieten bis auf alte Bretter und brüchige Dächer. Heruntergekommen und bewohnt.

Ich fühlte mich komisch. Mein Magen grummelte und mir wurde leicht schlecht als ich vor den belichteten Schrein stand. Diese Aura machte mir irgendwie Angst, auch wenn sie anfangs so langweilig auf mich wirkte. Plötzlich war ich mir doch nicht mehr sicher, ob ich meine Familie wirklich sehen möchte. Ich fing wieder an zu zweifeln und dachte an Deidaras Worte. Was wenn er doch Recht hatte? Hätte ich doch auf ihn hören sollen? Er wollte doch nur das beste für mich. Und trotzdem stand ich nun hier.
Überfordert und nervös biss ich auf meine Unterlippe. Was nun? Was soll ich tun? Reingehen? Abhauen? Soll ich mit ihnen sprechen? Nein? Doch? Was ist richtig? Ich fühlte mich ausgesetzt. Mein Kopf drehte sich und meine Fragen vermehrten sich in Sekundenschnelle. Keine davon konnte ich lösen. Warum musste ich alleine gehen? Warum begleitet Obito mich nicht?
„Reiss dich zusammen", schimpfte ich mit mir selbst und schlug mir mit meiner Handfläche leicht ins Gesicht. Obito sagte mir, ein Ninja müsse in jeder Situation fähig sein, klar denken zu können. Wenn ich jetzt versage, enttäusche ich ihm.
Mutig schluckte ich meine Angst hinunter, streckt meine Brust heraus und lief auf dem unbewachten Schrein zu. Niemand kümmerte sich um die Bewachung, da sie sowieso eher abseits gelegen waren und niemand auf die Idee käme, sie anzugreifen.
Ohne mir weiterhin Gedanken zu machen riss ich die Eingangstüren auf und rannte in das hölzerne, knarrende Gebäude.
Leere Räume. Viele verdreckte, kleine Zimmerchen ohne Einrichtung. Erbärmlich und verarmt.
Mit Ekel lief ich durch das Stockwerk und suchte nach meinen Eltern. Endlich war es so weit. Ich musste fast achtzehn Jahre warten, um sie sehen zu dürfen.

Übermütig riss ich eine weitere Tür auf. Helles Licht und ein intensiver Duft von Fleisch kam mit entgegen. Hier waren sie. Glücklich zusammen am Esstisch. So, wie ich es mir immer wünschte.
Alle. Jedes einzelne Mitglied saß dort und aß.

Gedemütigt sah ich sie an. Einer hässlicher wie der andere. Ihre Gesichter machten mich wütend. „Ihr widerlichen-", flüsterte ich leise und krallte mich an den Türrahmen. Alle starrten mich an und verstanden nicht, was hier los war. Bis auf meine Mutter. Schon im ersten Moment erkannte sie mich. Sie war geschockt, verängstigt. Ihr Körper fing an zu zittern und ihre Augen wurden nass. Ihre Angst war deutlich abzulesen. Sie dachte sie hätte die Ehre mich nie wieder zu sehen. Aber den Gefallen konnte ich ihr leider nicht erfüllen.

The girl who joined •ΛКΛТSUКł•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt