75. Volans Wut

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Ratlos und verdattert sahen Volans, Theodore und ich uns an.
"Wen wird er denn vorbei schicken?", Theodore unterbrach die Stille. Ich zuckte mit den Schultern, "Mir fällt da niemand ein...", murmelte ich nachdenklich.
"Vielleicht einen alten Schulfreund.", sagte Volans, "Er hatte schließlich Unmengen von denen."

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich Volans an, "Der Unterschied zu seinen und zu deinen Freunden ist nur, dass seine Freunde auch wirkliche Freunde sind.", sage ich und schenkte ihm ein gehässige Grinsen.
Zornig atmete Volans ein, doch bevor wir aufeinander los gehen konnten, zog Theodore meinen Bruder zu sich, "Ich hoffe nur, dass wirklich jemand kommt. Was ist, wenn wieder jemand unerwünschtes hier auftaucht?", fragte er ihn flüsternd, als würden wir belauscht werden.
Volans riss sich los und stieg die Treppe hinunter, "Lasst uns erst einmal etwas essen."

Es vergingen zwei Stunden, in denen keine Eule, geschweige denn jemand, der auf das Manor aufpassen sollte auftauchte.
Langsam wurde Volans unruhig und ging vor dem Kamin auf und ab. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und starrte nachdenklich auf den Boden.
Theodore und ich saßen auf einem Sofa und warteten, bis Volans eine Idee hatte.
"Wir könnten den Besen nehmen und zu deinem Onkel fliegen.", sagte Theodore überzeugt.
Laut lachend sah ich ihn an, "Du willst von hier nach England fliegen? Ohne mich.", ich verschränkte lachend die Arme und lehnte mich zurück.
Theodore bemerkte, dass seine Idee nicht gerade klug war und dachte weiter nach.

"Volans.", ich erhob mich und ging zu ihm herüber, "Caelum hat gesagt, dass er jemanden schickt. Auf ihn ist immer Verlass, das weißt du. Hat er uns jemals im Stich gelassen?"

Volans blieb stehen und sah auf, "Du hast Recht. Er wird schon sein Wort halten.", flüsterte er und lehnte sich neben den Kamin.
Kaum hatte er die Wand berührt, flammte der Kamin auf und eine Gestalt trat aus den Flammen.

"Chira!", riefen Volans und ich wie aus einem Munde.
Sie lächelte sanft, als sie meine Freude sah.
"Hallo Aries, hallo Volans.", ihr Lächeln verblasste, als wir sie anstarrten und auf eine Erklärung warteten. Doch sie sah an uns vorbei, "Hallo Theodore Nott.", sagte sie und setzte sich auf einen der Sessel.
Volans platzierte sich ihr gegenüber und ich kletterte auf die Armlehne des Sessels.
Seufzend lehnte sie sich zurück, "Jetzt ehrlich, ich soll euch nichts sagen.", sie hob unschuldig die hänge und sah uns an.
Laut seufzend rutschte ich von der Armlehne herunter, "Nicht einmal wie lange er weg bleibt?"
Sie schüttelte mit dem Kopf und griff nach dem Tee, der ihr von einem Hauselfen gebracht wurde, "Ich weiß nur, dass ich auf euch Nervensägen aufpassen soll.", sie lachte kurz und trank ein Schluck aus ihrer Tasse.

Es verging fast eine Woche ohne ein Zeichen von Caelum, nicht einmal Chira schrieb er.
"Er macht wieder irgendwas undurchdachtes!", schrie Volans eines morgens beim Frühstück und stieß wütend seinen Teller von sich, "Es wird etwas mit dem Mann auf sich haben. Ich denke er ist gefährlich.", sagte ich leise.
"Gefährlich, dass ich nicht lache.", Volans fing an zu lachen, doch kaum sah er mich an, wurde sein Blick wieder kalt, "Das war Scutum. Wenn du Caelum zugehört hättest, wärst du sogar ganz alleine darauf gekommen."

"Scutum Moreau? Unser Cousin?", überrascht stand ich auf, "Was wollte er hier bei uns?", ich stand nun neben Volans, der genervt auf sein Essen starrte, "Genau das habe ich doch versucht herauszufinden, bevor Caelum verschwunden ist, Aries!", zischte er und stand auf. Achtlos schubste er mich zur Seite, "Wenn Caelum auftaucht bringe ich ihn um! In zwei Monaten bin ich siebzehn, da kann er was erleben, das sage ich dir!"

"Wie war das noch? Man setzt keine Flüche gegen Geschwister ein?", ich musterte ihn und verschränkte die Arme, doch Volans ignorierte meine Bemerkung und regte sich weiter lauthals über unseren Bruder auf, "Damals haben wir alle Entscheidungen zusammen getroffen und seit er volljährig ist und die Schule beendet hat tut er nur noch was er will!"

"Er hat nun mal einen eigenen Willen, so wie jeder hier.", ich zuckte mit den Schultern, doch Volans funkelte mich bitterböse an.
"Dir hätte ich schon längst einen Fluch auf den Hals jagen sollen!", schrie er mich an.

Mein spöttisches Grinsen fiel mir aus dem Gesicht und ich wich zurück, als er auf mich zukam.
Zu meinem Glück erschien Chira in diesem Moment. Sie blickte um die Ecke in den Salon, "Alles klar bei euch?", fragte sie unsicher und trat näher.
"Mein bekloppter Bruder dreht mal wieder durch.", murmelte ich, als ich an Volans vorbei ging. Dieser packte mich am Kragen und riss mich zu Boden. Ich presste die Augen zusammen, denn ich spürte schon die Ohrfeige, die jeden Moment meine Wange treffen würde. Doch stattdessen kitzelte mich etwas. Vorsichtig öffnete ich ein Auge und bemerkte, dass Volans Hände sich zu langen weißen Federn verwandelt hatten.
Ich schielte rüber zu Chira, die zufrieden mit sich selbst gegen die Wand gelehnt stand und Volans triumphierend ansah, "Du wolltest doch nicht wirklich deiner Schwester eine Ohrfeige verpassen oder Volans Cygnus?", fragte sie spöttisch.

Voller Entsetzen stand mein Bruder auf und sah seine Hände, beziehungsweise seine Federn an, "Du zauberst sie wieder zurück!", rief Volans und ging auf sie zu.
"Ich glaube du hast eine Kleinigkeit vergessen.", sagte sie und begutachtete gelangweilt ihren Zauberstab.
Mühevoll richtete ich mich wieder auf und grinste Chira zu.
Mein Bruder stand vor ihr und schien nicht zu wissen, was sie von ihm wollte, doch sie half ihm auch nicht auf die Sprünge.
"Sie will, dass du 'bitte' sagst, Volans.", murmelte Theodore, der weiter hinten im Raum sichtlich müde auf einem Sessel saß.
Volans verschränkte die Arme, es sah zum schreien komisch aus, wie die Federn durch die Luft flatterten, wenn Volans seine Arme bewegte, "Kannst du vergessen.", sagte er trotzig, als neben ihm ein leises Plop zu hören war und unser Bruder im Salon erschien.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt