161. Kurz vor den Ferien

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Wie immer war das Training unseres Hauses wieder einmal eine Glanzleistung. Wenn sie so auch am übernächsten Wochenende spielen würden, dann wäre uns vielleicht der Hauspokal sicher.
Plötzlich spürte ich einen Windzug hinter mir und drehte mich mit der Hand am Zauberstab schlagartig um.
"Nicht jeder ist hier dein Feind.", sagte die eisige Stimme unseres Hauslehrers.
Er hatte einen dicken, schwarzen Umhang an und sah kühl auf mich herab, bevor er die Spieler seines Hauses beobachtete.
"Dein Bruder war die richtige Wahl zum Kapitän.", sagte er selbstgefällig und verschränkte langsam die Arme.
"Aber das wird bald egal sein.", sagte ich ohne nachzudenken und schlug mir sofort die Hand auf den Mund. Schnell drehte ich mich um und sah meinem Bruder wieder zu, doch ich wurde wieder ruckartig umgedreht, "Was soll das bedeuten?", Snape durchbohrte mich mit seinen schwarzen Augen, doch ich riss mich los.
"Es hat nichts zu bedeuten.", sagte ich monoton, doch der Professor richtete sich mich musternd auf, "Was führen du und dein Bruder im Schilde?"
Ich schüttelte nur mit dem Kopf, denn ich konnte nicht darüber sprechen.
"Wohin geht Professor Dumbledore, wenn er die Schule verlässt?", stellte ich als Gegenfrage und sah weiterhin in der Luft den Spielern nach.
"Ich wüsste nicht, was Sie das als Schülerin angehen sollte.", Snape beobachtete ebenfalls die Hausmannschaft.
"Er lässt Hogwarts ungeschützt zurück. Unklug von ihm, es könnten schlimme Dinge geschehen.", sagte ich mit spöttischem Unterton und sah nun den Professor an.
"Ich werde nun eurem Cousin Draco aufsuchen, wie es mir scheint ist er nicht beim Training.", sagte Snape langsam und stieg schnellen Schrittes die Stufen der Tribüne hinab.
Eine Weile sah ich meinem Bruder noch zu, doch ich war neugierig, was Snape von Draco wollte und machte mich kurze Zeit später auf den Weg zurück ins Schloss.
"Aries! Warte!", hörte ich jemanden hinter mir rufen, als ich in den großen Korridor abgebogen war. Ich warf einen flüchtigen Blick über die Schulter und erblickte Brian, der aus der gleichen Richtung kam, wie ich gekommen war.
Ich blieb stehen und drehte mich um. Stumm musterte ich ihn, bis ich schließlich zu reden begann, "Spionierst du uns aus, McFory?", rief ich vorwurfsvoll. Brian lief sofort rot an und sah beschämt zu Boden, "Wollte das Training sehen.", murmelte er leise.
"Lüg nicht!", schrie ich, dass es von den Wänden hallte, "Was hast du gehört?", zischte ich bedrohlich und ging auf ihn zu. Schnell wich er zurück, doch er sah mir direkt in die Augen, was sein größter Fehler war, denn sofort konnte ich in seinen Geist sehen.
"Wie wäre es mit einem Vergessenszauber?", flüsterte ich und zog meinen Zauberstab, "Ich wüsste nicht was dagegen sprechen würde."
Ergeben hob Brian die Hände, "Ich sage niemanden etwas von dem, was ich gehört habe, ich schwöre es dir!", sagte er das erste mal so ernst, dass es schien, als würde er sein Wort halten.
Immer noch musternd sah ich ihn an und nickte schließlich, "Sollte ich herausfinden, dass du etwas erzählst, dann wirst du es bereuen. Und glaub mir, ich finde alles heraus. Alles.", flüsterte ich und schubste ihn den Gang hinunter, "Geh in den Gemeinschaftsraum, sonst gebe ich dir eine Strafarbeit.", zischte ich.
"Aber...ich...", begann er, doch mein Blick brachte ihn sofort zum Schweigen und er zog schnell ab.
Ich rannte in den 7. Stock und traf vor dem Wandteppich ein Mädchen mit einer Waage, "Hey, Goyle.", sagte ich, als hätte er seine normale Gestalt, "Wie lange ist er schon weg?"
Goyle in Mädchengestalt sah auf die kahle Wand gegenüber des Teppichs, "Gerade erst rein gegangen.", flüsterte er leise.
"War Snape bei ihm?", fragte ich nun genau so leise und Goyle nickte mit dem Kopf.
"Er soll sofort zu mir kommen, wenn er da raus ist, verstanden?", ich verwand in Richtung des großen Treppenhauses.
Mein Bruder hatte Training, Draco war im Raum der Wünsche beschäftigt, also entschloss ich mich in den Eulenturm zu gehen, um nachzusehen, ob unsere Eltern endlich geantwortet hatten, doch auch heute kam kein Brief für mich und Volans in Hogwarts an.
Enttäuscht begab ich mich in den Gemeinschaftsraum und setzte mich zu anderen Schülern vor das Feuer.
Sie unterhielten sich aufgeregt über Dumbledore, denn auch ihnen war nicht entgangen, dass er die Schule des öfteren verließ.
"Wo geht er hin?", warf ich ein, als ich bemerkte worüber geredet wurde, doch die Schüler zuckten nur mit den Schultern, bis ein Mädchen erwähnte, dass Dumbledore nur nach Hogsmeade gehen würde, um gelegentlich ein Butterbier zu trinken.
Ich zog ungläubig die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf, "Sehr schlechte informiert.", sagte ich arrogant und erhob mich.
Ich hatte lange genug auf Draco gewartet, doch da er immer noch nicht aufgetaucht war legte ich mich schlafen.

Die grauen Wintertage vergingen, der Schnee schmolz und die ersten Blüten kamen durch die Erde. Es war Frühling geworden und wir hatten von unserer Familie seit Wochen nichts mehr gehört. Langsam machte ich mir Sorgen, ob Zuhause etwas geschehen war, doch das würden wir wohl erst einmal nicht erfahren.
Es war Mitte März und Volans und ich verstanden uns seltsamerweise immer noch ausgezeichnet. Natürlich hatten wir unsere Meinungsverschiedenheiten, doch das gehörte nun einmal dazu.
Fröhlich machten wir uns an diesem Wochenende mit einigen anderen Schülern auf den Weg nach Hogsmeade. Ich musste unbedingt in den Honigtopf, denn die Osterferien standen vor der Tür und ich brauchte unbedingt etwas Süßes für Zuhause.
Anschließend beschlossen Volans, Theodore und ich, dass wir noch ein Butterbier im Dreibesen trinken wollten und keine fünf Minuten später saßen wir auch schon in der gemütlichen Hütte, die voll bis unter das Dach war, Madame Rosmerta hatte viel zu tun und überall schwebten volle als auch leere Gläser durch die Gegend.
"Nur noch eine Woche Schule.", sagte Theodore glücklich, lehnte sich zurück und trank einen großen Schluck aus seinem Glas.
"Fährst du auch nach Hause?", fragte ich Theodore, doch er schüttelte sofort mit dem Kopf, "Mein Vater ist immer noch von der Sache in der Ministeriumsabteilung angeschlagen, er sagt ich wäre da nur eine Belastung für ihn. Vielleicht darf ich ja mal wieder zu euch?", fragte er und wendete seinen Blick an Volans.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt