163. Vertrauten

376 22 5
                                    

Am nächsten Tag ging es dann endlich nach Hause. Immer noch lachend und glücklich gingen Volans und ich durch Hogsmeade und in Richtung Bahnhof.
Niemand unserer Freunde fuhr über die Ferien nach Hause, generell war es sehr leer im Zug und wir konnten Krach machen und zaubern wie wir wollten, es störte niemanden.
Mitten in unserer Alberei begann Volans ein Gespräch.
"Ich kann nicht nur den Folterfluch, ich kann auch den Todesfluch.", sagte er lachend und ich starrte ihn an.
"Du musst es doch nur mit aller Kraft wollen. Du musst die Unverzeilichen nur wirklich so meinen und es funktioniert.", sagte ich wenig beeindruckt, doch Volans lachte immer noch.
"Ich kann es kaum erwarten, wenn ich ihn an jemandem ausprobieren darf.", sagte er mit Funkeln in den Augen.
"Selbst für ein Lestrange ist dein Blutdurst mächtig, findest du nicht?"
Doch mein Bruder schüttelte überzeugt mit dem Kopf, "Auf keinen Fall!", sagte er geheimnisvoll, als die alte Dame mit dem Speisewagen unser Tür öffnete, "Etwas Süßes für euch zwei?", fragte sie lächelnd und ich sprang sofort auf, um mein Geld aus meinem Koffer voller Süßigkeiten zu holen.
"Hast du nicht genug Süßkram?", fragte mein Bruder, als ich das Angebot auf dem Wagen begutachtete.
"Die sind für Zuhause.", sagte ich, als hätte er es wissen müssen und entschied mich schließlich wie immer für Druhbels, einen Lakritszauberstab und Bertie Botts Bohnen. Glücklich breitete ich alles auf dem Sitz neben mir aus und augenblicklich hatte sich Volans schon neben die Süßigkeiten gesetzte und genehmigte sich eine Hand voll Bohnen.
"Wie kannst du dir nur immer so viel Süßes reinschaufeln, ohne wie Crabbe zu enden?", fragte er lachend, warf eine Bohne in die Luft und fing sie mit dem Mund auf.
Ich war beeindruckt von dem Verhalten meines Bruders. Es war wie ausgewechselt, so entspannt, so lustig und gesellig kannte ich ihn gar nicht. Ich genoss in den letzten Wochen jede Minute mit ihm.
"Ich esse doch gar nicht so viel von dem Kram.", sagte ich grinsend und kaute auf dem Lakritszauberstab herum.
Kopfschüttelnd musterte er nun die Druhbels, die seine Lieblingsnascherei war und öffnete sie schließlich.
"Weißt du, früher bei Mutter und Vater gab es so etwas nicht. Geldverschwendung, nicht sinnvolle Anschaffung und so etwas. Heute sind sie dagegen ja total entspannt, geben uns sogar Geld für Süßes.", verträumt sah er durch das Fenster hinaus, "Na ja, jeden Falls Vater.", fügte er noch hinzu und betrachtete sein Spiegelbild im Fenster, denn es wurde schon langsam dunkel draußen.
"Ich freue mich so sehr auf Onkel Rabastan.", sagte ich glücklich und sah meinen Bruder im Fenster an. Doch er verzog das Gesicht, "Er hasst mich.", sagte er klipp und klar, durchbrach eine Bohne und betrachtete sie.
"Er hasst dich nicht, er nimmt mich nur in Schutz, weil er weiß, wie es mit älteren Geschwistern ist.", sagte ich schlicht, doch Volans schüttelte mit dem Kopf, "Habe mich letzten Sommer in sein Zimmer geschlichen, als sie alle aus dem Haus waren.", er sah kurz zu mir auf, um sich zu versichern, dass ich auch zuhörte, "Habe die Hand des Ruhmes auf seinem Regal genommen, aber als ich bemerkt hatte, dass sie bei mir nicht funktioniert, wollte ich sie heimlich zurück bringen, doch er hat es gemerkt.", er zog seinen hohen Kragen etwas herunter und zeigte mit seinem Zauberstab auf eine tiefe Narbe am Hals, "Ich hätte nie gedacht, dass unser Onkel selbst uns gegenüber so skrupellos sein kann.", sagte er fast kleinlaut.
Entsetzt sah ich von der Narbe zu den Augen meines Bruders, "Heißt das, du gehorchst im nur so sehr, weil du Angst vor ihm hast?"
Volans zwang sich ein Lächeln auf, "An dem Abend, als ich dir den Cruciatus aufgehalst habe, hat Vater mich bestraft. Ich war um ehrlich zu sein froh, dass es nur Vater war und nicht Rabastan.", er verschränkte die Arme und vermied es mir in die Augen zu sehen.
"Was hat Vater eigentlich getan?", fragte ich. Es war das allererste Mal, dass wir über den Abend sprachen. Volans schluckte kurz und sah nun zu mir, "Er hat mir das gleiche angetan, wie ich dir. Nur...nur nicht lange. Mutter kam hinterher und ist total ausgerastet, hat ihm gesagt er kann wegen so einer Kleinigkeit mir so etwas nicht antun."

"Mummys kleiner Liebling. Schon immer, das ist mir sofort aufgefallen. Mutter hat dich am liebsten, Vater Caelum, weil er der älteste ist. Vielleicht ist es dann einfach logisch gewesen, dass Rabastan und ich gut auskommen müssen.", sagte ich knapp, denn ich wusste, dass Volans nicht als ein Muttersöhnchen bezeichnet werden wollte. Doch zu meiner Überraschung machte es ihm nicht einmal etwas aus.
"Mutter ist stolz auf mich. Und das macht mich nun Mal zu einem stolzen Sohn.", sagte er knapp und steckte sich die zerbrochene Bohne in den Mund, "Ich werde mich bemühen, Aries. Ich will mich nicht mehr so kindisch verhalten, dich quälen oder gemein zu dir sein. Ich werde ein besserer Bruder sein, nur sei nicht zu streng zu mir.", er sah mich mit einem flehenden Blick an und das erste Mal in meinem Leben sah ich nicht Volans in ihm sondern einen Mann, denn er war wirklich erwachsen geworden.
Lachend tat ich es ab und zuckte mit den Schultern, "Wenn du mir es nicht übel nimmst, dass ich dich hin und wieder auf die Palme bringen werde.", sagte ich lachend.
"Du bist unglaublich, Aries.", lachend schüttelte mein älterer Bruder mit dem Kopf und musterte mich. Ihm wurde wohl auch gerade klar, dass ich nicht mehr das kleine Mädchen von vor 5 Jahren war.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt