56. Das erste Weihnachtsfest

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Auf dem weg zurück zum Schloss hörte ich die Glocken des Turmes klingen, es war bereits neun Uhr.
Alle Schüler müssen sich ab neun Uhr in ihren Gemeinschaftsräumen aufhalten.
Da ich die Zeit total aus den Augen verloren hatte, schlich ich über Umwege in Richtung Kerker. Ich hatte keine Lust, dass Slytherin wieder ein mal Hauspunkte abgezogen werden, nur weil ich nicht auf die Uhr geguckt habe.

"Nun aber schnell in deinen Gemeinschaftsraum, junge Slytherin.", hörte ich ein Bild, an dem ich vorbei huschte sprechen.

"Was glaubst du wo ich gerade hinwill.", zischte ich genervt und lugte um eine Ecke.

Ich hielt den Atem an, als ich eine Gestalt auf mich zukommen sah. Sollte ich wegrennen? Sollte ich zu meinem Fehler stehen? Ich wagte es nicht mehr um die Ecke zu sehen. Gerade als ich mich davonschleichen wollte, hörte ich die Gestalt schon reden, "Sie brauchen gar nicht versuchen sich zu verstecken."

Langsam drehte ich mich um und erblickte wie Professor Moody mühsam um die Ecke bog.

"Es ist nicht meine Schuld, Professor.", versuchte ich mich sofort herauszureden, doch er schien nicht in der Stimmung für Ausreden zu sein.

"Seien Sie ruhig.", knurrte er, packte mich wortlos am rechten Ohr und zog mich hinter sich her.

"Auch wenn Ferien sind haben alle Schüler um neun Uhr in ihren Gemeinschaftsräumen zu sein, das gilt sogar für Slytherins, wie sie es sind.", murmelte er vor sich hin, während er mich die Treppe zum Kerker hinunterzog.
Ich schwieg, denn ich wollte nicht noch tiefer in Schwierigkeiten geraten.

Am Ende eines Ganges im Kerker ließ er mich los und musterte mich, "Ich lasse Sie ohne Konsequenzen davonkommen, aber ich möchte sie kein einziges Mal mehr um diese Uhrzeit auf den Gängen herumlungern sehen.", murmelte er mir leise zu und verschwand, als wenn nichts gewesen wäre.

Erleichtert rannte ich den zweiten Gang herunter, bog um die Ecke und blieb vor einer Mauer stehen "Ehrgeiz.", flüsterte ich der Mauer entgegen. Sie öffnete sich und ich schlüpfte schnell hindurch.

Im Gemeinschaftsraum wurde bereits ein Weihnachtsbaum aufgestellt und mit den Hausfarben dekoriert. Morgen war Weihnachten und ich war schon seit Tagen gespannt auf meine Geschenke.
Das Kaminfeuer knisterte noch vor sich hin, ich fand mit Hilfe des Lichts meinen Saal und legte mich schlafen.

"Aries!", Jolka stand vor meinem Bett und lächelte mich verschlafen an, "Fröhliche Weihnachten."

Müde setzte ich mich auf und sah durch den Raum, "Fröhliche Weihnachten, Jolka.", sagte ich murmelnd und stand auf.
Ohne mir meinen Morgenmantel anziehen zu können, wurde ich von ihr mitgerissen und stand blitzschnell im Gemeinschaftsraum.
Die übrigen Schüler unseres Hauses, die nicht nach Hause gefahren waren, saßen im Raum verteilt, packten ihre Geschenke aus oder zeigten sie herum.
Unter ihnen war auch mein Bruder, der stolz Beckye seine neue Feder präsentierte.

Jolka und ich stiegen die Stufen hinab und fingen an unsere Geschenke unter dem Tannenbaum zu suchen, "Drei von Tante und Onkel, zwei von Caelum und eins von...", neugierig drehte ich ein kleines Päckchen in der Hand, fand jedoch keinen Namen.
Ich legte es vorerst zur Seite und begann, als Volans sich zu uns gesellte meine Geschenke auszupacken, "Ein Enthüller und ein Jaulendes Jo-Jo!", grinsend sah ich zu Volans und probierte das Jo-Jo sofort aus. Natürlich hatte ich einige davon Zuhause herumliegen, doch neue konnten niemals schaden.
Beim aufjaulen des Jo-Jos hielten sich alle sofort die Ohren zu, "Lass das nicht Filch sehen, die stehen seit neuestem auf seiner Liste.", sagte Volans schadenfroh und begann eines meiner Geschenke zu öffnen, "Neue Umhänge von Tante Narzissa, wieder einmal.", sagte er seufzend und ließ sie halb eingepackt neben sich fallen.

Nachdem ich alle Geschenke, bis auf das kleine Päckchen geöffnet hatte, zog Volans etwas aus seinem Morgenmantel hervor, "Hier, ich habe auch etwas für dich. Es ist von Draco und mir.", sagte er schelmisch grinsend.
Schon als ich das unliebsam eingepackte Geschenk auffing, wusste ich sofort, dass es sich um kein richtiges Geschenk handeln konnte.
Ich zog das Papier von dem Geschenk herunter und sah Volans mit hochgezogenen Augenbrauen an, "Ein Potter stinkt Anstecker?", fragte ich lachend und legte ihn kopfschüttelnd zu den anderen Sachen.

"Was ist hier mit?", fragte Jolka, die nun auch fertig mit ihren Geschenken war. Sie hielt mir das kleine Geschenk ohne Namen des Absenders unter die Nase.
Ruhig nahm ich es ihr ab, "Das mache ich später auf.", sagte ich und versuchte anzudeuten, dass ich es nicht in Gegenwart meines Bruders oder Cousins öffnen wollte, doch schon hatte Volans es gepackt.
Er hatte noch nie Respekt vor Dingen, die anderen gehörten. Schon damals öffnete er meine und Caelums Geschenke. Ob an Weihnachten oder Geburtstagen war ihm egal und da Volans nach Draco der Liebling von Onkel Lucius war, ließ er es durchgehen.

Er begann grob das Papier des Päckchens zu zerreißen, doch bevor er es enthüllen konnte riss ich es ihm aus der Hand und stand auf, "Das ist mein Geschenk, Volans!", fauchte ich ihn wütend an.
"Dann öffne es, ich will sehen, was es ist. Von wem ist das überhaupt?", fragte er und versuchte sich erneut mein Geschenk zu schnappen.
Gerade rechtzeitig zog ich es weg und versteckte es hinter meinem Rücken.
Ich antwortete ihm nicht und verschwand rückwärts in meinem Schlafsaal.

Erleichtert atmete ich auf, als ich die Tür hinter mir schloss. Nun war ich sicher, denn Jungs konnten nur in den Schlafsaal der Mädchen, wenn es sich um schulische Angelegenheiten oder Notfälle handelte.
Dass Jolka mir nicht folgte wunderte mich, doch sie wahr wohl mit ihrem Beckye beschäftigt.

Ich setze mich auf mein Bett und zog die Vorhänge des Himmelbettes zu, "Lumos", flüsterte ich und schon erhellte sich die Spitze meines Zauberstabes.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt