154. Nach Weihnachten

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Er schien die Situation durchschaut zu haben und ging schnurstracks auf Volans zu. Ohne ein Wort zu verlieren packte er ihn brutal am Ohr, drehte sich wieder um und schleifte ihn aus meinem Zimmer.
"Rodolphus. Rodolphus!", kreischte unsere Mutter und ging ihm schnell hinterher.
Nun waren es nur noch Caelum, Onkel Rabastan und ich. Rabastan sah von Caelum zu mir, "Er hat dir den Cruciatus angetan? Aus welchem Grund?", er blickte von mir wieder zu Caelum, der immer noch entsetzt mit dem Kopf schüttelte und anschließenden mein Zimmer wieder in Ordnung brachte.
"Aries.", sagte Rabastan nun auffordernd und sah mich an.
Ich erzählte ihm kurz die Geschichte und griff nach Caelums Hand, der mir auf die Beine half.
"Du hättest dich nicht mit Volans anlegen dürfen.", sagte er nun eindringlich, "Es sind nicht mehr die Streiterein, die ihr als Kinder hattet. Es artet immer mehr aus."

"Wie kannst du so etwas sagen?", Rabastan erhob seine Stimme, "Willst du damit sagen, sie soll sich alles gefallen lassen was er tut?", er deutete auf mich, während er Caelum entsetzt anstarrte, "Ganz sicher nicht, das ist nicht die Art, die ich von meiner Nichte erwarte!", sagte er laut.
Ich musste grinsen, denn ich mochte es, wie unser Onkel mich in Schutz nahm.
"Es ist nur eine Warnung. Selbst ich weiß nicht, wozu er fähig ist, Rabastan.", sagte mein ältester Bruder ernst, "Ich will nicht einmal dran denken, was ihr euch erst in Hogwarts antut, wenn kein Lehrer in der Nähe ist.", nun sahen beide mich an und ich verzog schnell das Gesicht bei dem Gedanken.
Ich liebte Hogwarts, doch genau so liebte ich meinen Onkel und wollte gerne bei ihm, hier Zuhause bleiben.
"Ihr habt noch drei Tage. Vertragt euch.", sagte Rabastan nun genervt und verschwand in den dunklen Flur.
Caelum schritt durch mein Zimmer und musterte mich dabei, "Tu es nicht, Aries. Volans ist anders als wir beide. Er ist skrupellos, selbst gegenüber seiner Familie. Er weiß nicht, wann es genügt. Außerdem lieben die Lehrer in Hogwarts ihn, genau so, wie sie dich lieben.", er stockte kurz, "Außerdem hat Severus mir geschrieben. Er wird euch noch vor Ende des Schuljahres nach Hause schicken, wenn ihr weiterhin so zankt."
Prustend vor lachen sah ich auf, "Du nennst Snape ernsthaft inzwischen Severus?", witzelte ich und sah ihn an.
"Ich bin 22, Aries.", sagte er nur knapp und wendete sich von mir ab, "Hast du Richard inzwischen schon geschrieben?"
Stumm starrte ich auf den Boden, als er sich wieder umdrehte und laut seufzte, "Dein bester Freund, Aries!", sagte mein Bruder nun laut.
"Ja, MEIN bester Freund, Caelum!", schrie ich ihn an, "Wie Brian, Jolka und Logan! Und wo sind deine Freunde, hm?", schrie ich ihn an, "Erzähl mir nichts von Freundschaft, du hast keine Freunde mehr, du hast sie alle verloren, als du die Schule verlassen hast! Und Chira wurde von Mum verjagt und DU lässt so etwas zu!"
Entsetzt starrte mein Bruder mich an, "Du bist ein Kind. Du hast keine Ahnung.", sagte er ruhig und verließ mein Zimmer.

Einige Tage später saß ich schließlich auch schon im Zug, der mich zurück in die Schule bringen würde. Doch diesmal fuhr ich weder mit Volans, noch mit Richard, ich war alleine. Ich dachte viel über meine Brüder nach, doch schließlich kam ich an den Punkt an, an dem mir bewusst wurde, dass ich jeden Moment Richard begegnen könnte. Ich wüsste nicht wie ich reagieren sollte, ich würde es wohl einfach aus dem Bauch heraus machen.
Stunden vergingen und die Landschaften veränderten sich, der dichte Scheesturm ließ einen weiten Blick in die Ferne nicht zu und so starrte ich die meiste Zeit in ein schwarz wirbelndes nichts. Meine Augenlider wurden schwer und schließlich schlief ich ein. Es fühlte sich an, als wäre ich nur ein paar Minuten weg gewesen, doch der Zug verlangsamte sich schon, was mir sagte, dass wir jeden Moment in der Schule waren.
Gähnend streckte ich mich, bevor ich hastig meinen Schulumhang aus meiner Tasche riss. Stolz, wie ich nun mal auf mein Haus war, zog ich den Umhang über meinen normalen Umhang, denn ich hatte keine Zeit mehr, mir meine Uniform anzuziehen.
Zuguterletzt schnappte ich mir meine restlichen Sachen und ging auf den Flur des Zuges, der endlich zum stehen kam. Nachdem ich einige jüngere Schüler aus dem Weg gestoßen hatte, öffnete ich die Tür des Zuges mit einer lässigen Zauberstabbewegung und sprang aus dem Zug. Ich wollte unbedingt vor Richard oder Volans im Schloss ankommen.

Wie jedes Jahr nach den Weihnachtsferien war der Tisch mit reichlich vielen Speisen gedeckt.
Glücklich wieder hier zu sein ging ich den Tisch entlang und setzte mich an die Spitze zu zwei Siebtklässler. Sie begrüßten mich kurz und fragten sofort nach meinem Bruder. Meine gute Laune verflog so schnell, wie sie gekommen war und ich erhob mich wieder, um mir andere Gesellschaft zu suchen. Doch plötzlich stand ER da und kam grinsend auf meinen Platz zu.
"Hey, Aries.", sagte Richard und drückte mir im Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange, "Wie waren deine Ferien?", fragte er selbstsicher, als er sich neben mir auf der Bank nieder ließ. Perplex starrte ich ihn kurz an und zuckte dann schnell mit den Schultern, "Ähm...na ja...ich denke es gab schon schönere Ferien.", sagte ich kurz angebunden.
"Auch schlechte Stimmung bei dir Zuhause?", fragte er, "Dad hat meinen Großvater das Angebot ausgeschlagen zurück nach Italien zu kommen. Grandpa ist total sauer auf Dad, er müsse zu seinen Wurzeln stehen sagte er, aber Dad möchte mir und Hannah nicht wieder einen Umzug zumuten, er sagt wir sollen die Schule in Ruhe beenden. Na ja, jedenfalls hat Grandpa dann nicht mehr mit Dad geredet. Am Ende hat sich Mum auch noch eingemischt und gesagt, dass sie nicht mehr zurück nach Italien gehen wird. Nicht heute und auch nicht in der Zukunft.", er redete wie ein Wasserfall, ich kam gar nicht mehr hinterher, "Vielleicht müssen sie einfach in ein mittiges Land zwischen Italien und England. Deutschland zum Beispiel.", er sah mich an, als er den Satz beendet hatte und begann schelmisch zu grinsen.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt