115. Träume

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"Und das hast du wirklich gehört?", fragte Volans mich nun wieder auf Parsel, als wir die Treppe zum Kerker hinunter liefen.
"Ja, ich bin mir ganz sicher. Was weißt du, Volans?", fragte ich ernst und sprach das Passwort, um durch die Steinmauern zu klettern.
"Caelum schrieb, dass der dunkle Lord etwas braucht. Etwas, was nur Potter für ihn holen kann. Er selbst könnte es natürlich auch tun, doch wie sieht das aus, wenn der dunkelste Magier aller Zeiten plötzlich in das Zaubereiministerium spaziert?", fragte Volans und unterdrückte ein leichtes Lachen.
"Der dunkle Lord ist in seine Gedanken eingedrungen, tief in seinen Geist, den er schon lange ausspioniert hat und hat herausgefunden, dass Sirius Black für Potter das wichtigste ist, was er noch hat. Potter muss nun das, was er gesehen hat glauben und irgendwie versuchen in das Ministerium zu gelangen.", Volans sprach, als wäre alles sein eigener Plan gewesen.
"Wieso weihen sie dich immer in alles ein, was geschehen wird und nie mich?", verständnislos und enttäuscht sah ich meinen älteren Bruder an.
"Caelum würde es gerne. Doch Lucius hat Angst, dass du etwas herumerzählst.", er zuckte mit den Schultern, "Ich weiß, dass du viele Gerüchte herumträgst, aber so etwas, wie das, was ich dir gerade erzählt habe, würdest du niemals preisgeben, das weiß ich.", flüsterte er.
"Aber wie soll ER nach London kommen, wenn er nun bei Umbridge ist?", nachdenklich ging ich an den Kamin und starrte in die Flammen. Volans ließ mir Zeit zum Nachdenken, bis ich schließlich aufblickte, "Du hast ihnen gesagt, was sie zutun haben. Du hast ihnen gesagt, sie sollen ihn gehen lassen, sobald sie den Korridor hinunter waren.", sagte ich, als würde mir ein nicht aufgehen.
Volans zuckte mit den Schultern und grinste geheimnisvoll, als plötzlich mein Cousin, mit den anderen Slytherins den Gemeinschaftsraum betrat. Er hielt sich eine blutende Lippe und sah regelrecht wütend und zu tiefst beleidigt aus.
"Was ist passiert?", fragten Volans und ich wie aus einem Mund.
"Konnten sich befreien und sind abgehauen.", sagte Draco und er klang dabei, als würde er sehr schlimm unter der blutenden Lippe leiden, was mich zum lachen brachte.
"Zeig mal her.", mein Bruder war gereizt, denn er konnte es nicht ab, wenn Draco wehleidig auf Grund eines kleinen Kratzers wurde.
Draco nahm vorsichtig die Hand von seiner Lippe und begutachtete das Blut, während Volans seinen Zauberstab zog und ihn auf unseren Cousin richtete, "Episkey."
Augenblicklich verteilte die Wunde an seiner Lippe und er sank gekränkt neben Volans zusammen.
"Das Schlammblut hat irgendetwas von einer Waffe gefaselt, daraufhin ist Professor Umbridge mit ihnen gegangen, um diese Waffe zu sehen.", sprach Draco langsam und sah zu Volans auf, der sich himmlisch über Dracos jämmerlichen Anblick amüsierte, "Ihr solltet in den Unterricht gehen.", Volans erhob sich schließlich und schmiss mir meine Tasche grob in den Bauch, "Aber...ich habe Verteidigung gegen die dunklen Künste, wenn Umbridge weg gegangen ist, fällt der Unterricht doch sozusagen aus oder nicht?"
Mein Bruder blickte mich und die anderen Slytherins ungeduldig an. Als Draco und seine Freunde den Raum verlassen hatten und ich auch gerade aus dem Gemeinschaftsraum schlüpfen wollte, rief Volans mich zurück.
"Eines musst du noch wissen, Aries.", sagte er und blickte mich mit ernster Miene an, "Im Zaubereiministerium warten einige Anhänger des dunklen Lords, darunter auch unsere Eltern und unsere beiden Onkel. Sie sollen dafür sorgen, dass Potter das holt, was sie brauchen und es ihm abnehmen."
"Unsere Eltern?", flüsterte ich erschrocken, "Ist das Ministerium nicht voller Auroren?"
Volans schüttelte mit dem Kopf, "Mach dir keine Sorgen, es wird nichts passieren. Und nun verschwinde endlich in deinen Unterricht, du gehst mir auf die Nerven."
Ich verdrehte genervt meine Augen und verließ endlich den Raum.
Wie vorhergesagt, war Umbridge nicht im Unterricht. Stattdessen erschien Snape zehn Minuten nach dem Klingeln der Glocken.
Er teilte uns in Gruppen ein und schrieb zwei Flüche an die Tafel, die wir aneinander ausprobiert sollten. Der Angegriffene, sollte den Schutzzauber im richtigen Augenblick ausführen.
Zu meinem erleichtern war ich mit Brian und Oliver in einer Gruppe gelandet und nachdem ich ihnen vorgeführt hatte, wie der Fluch korrekt ausgeführt wurde, waren die beiden dran. Es war witzig ihnen zu zusehen, denn Brian ließ Oliver lieber durch den Raum schweben und gegen sämtliche Fensterscheiben schlagen.
Die Schüler begannen laut zu lachen, doch der hilflose Oliver schien dies gar nicht lustig zu finden.
Als es läutete und Brian Oliver den Boden unter den Füßen zurück gab, verneigte er sich zu allen Seiten und einige Hufflepuffs und Slytherins klatschten belustigt in die Hände.
Nach dem Unterricht stand Volans vor dem Klassenzimmer und wartete auf mich, "Was hast du denn hier zu suchen?", fragte ich ihn patzig, denn er hatte mich in den ganzen vier Jahren, die ich nun in Hogwarts war, noch nie abgeholt.
Doch mein Bruder zuckte wie gewöhnlich mit den Schultern, schubste Brian und Jolka von mir weg und lief nun neben mir her.
Entschuldigend blickte ich zu Brian und Jolka zurück, die nun ein wenig verängstigt schienen.
Schweigend liefen wir durch die Schule in Richtung großer Halle, als Volans endlich zu sprechen begann, "In einem Monat sehen wir unsere Eltern wieder.", sagte er und holte tief Luft. Er schien aufgeregt zu sein, was ihm nicht zu verübeln war, denn ich war es ebenfalls. Doch andererseits hatte ich auch Angst.
Seit dem Tag, als ich das erste Mal im Zug nach Hogwarts saß und sah, wie die Eltern, auf dem Bahnsteig ihren Kindern zum Abschied zugewunken haben, habe ich mir vorgestellt, wie es wohl sein würde, wenn ich Eltern gehabt hätte, die da gewesen wären. Ich habe darüber nachgedacht, ob sie uns auch zum Bahnhof gebracht hätten und zum Abschied etwas hinterher rufen würden, ob wir Weihnachten zusammen gefeiert hätten oder ob sie uns regelmäßig geschrieben hätten.
Doch was ist, wenn alles komplett anders wird, als es all die Jahre in meiner Vorstellung gewesen war?

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt