118. Vertrauensschülerin

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"Was war das denn?!", fragte mich mein Bruder, der keine Minute, nachdem Richard sich verabschiedet hatte, neben mir auftauchte, "Diesem Boith werde ich noch Manieren beibringen!", sagte er wütend und hielt Ausschau nach unserem Cousin.
Der Bahnhof wurde immer voller und ich konnte kaum noch den Überblick bewahren.
"Komm, wir steigen schon ein, Draco wird uns sicherlich finden.", mein Bruder zog mich leicht am Ärmel hinter sich her. Es dauerte nicht lange, als wir am Ende des Zuges ein Abteil fanden und es für uns besetzten.
Ich warf meine Umhängetasche auf die Gepäckablage und ließ mich am Fenster auf den Sitz fallen.
Volans begann an seinem Ring, den er von Caelum bekommen hatte herumzudrehen und beobachtete dabei die Schüler am Bahnsteig. Er sah dabei wirklich mysteriös und unheimlich aus.
"An was denkst du?", fragte ich schließlich, als sich der Bahnhof schon fast geleert hatte und alle Schüler in der Lokomotive waren.
Er wendete seinen Blick nicht vom Bahnsteig ab und drehte weiter an seinem Ring herum.
Ich meinte zu wissen, dass er an unsere Eltern dachte, doch ich hatte mich getäuscht.
"Ich habe nur noch ein Jahr, dann habe ich die Schule beendet. Dann kann ich endlich großes erreichen, wenn ich mich dem dunklen Lord anschließe.", sagte er ernst.
Ich biss nervös auf meiner Lippe herum, "Glaubst du der dunkle Lord wird jemanden bei sich aufnehmen, der gerade seinen Abschluss gemacht hat?", fragte ich vorsichtig und sah ihn an.
Volans ließ Bahnsteig Bahnsteig sein und durchbohrte mich mit seinem Blick, "Ich bin ein Lestrange, natürlich wird er mich aufnehmen.", zischte er leise.
Ich zog kurz die Augenbrauen hoch und seufzte, "Wenn du das meinst."
Ich sah aus dem Fenster, als der Zug endlich Fahrt aufnahm und den Bahnhof verließ.
"Und glaub nicht du könntest dich drücken, jetzt wo unsere Eltern wieder da sind. Ich werde sie stolz machen, indem ich dem dunklen Lord diene."

"Ich drück mich doch gar nicht.", murmelte ich, "Ich habe noch drei Jahre vor mir, da mache ich mir noch keine Gedanken über so etwas.", ich machte es mir gemütlich und stützte meinen Kopf auf meine Hand ab.
"Solltest du aber!", zischte Volans, als Draco endlich den Weg zu uns gefunden hatte und sich neben mir nieder ließ.
"Du kommst in die fünfte Klasse, da hast du Berufsberatung, du solltest dir etwas einfallen lassen, was du Snape vorgaukeln kannst.", sagte Volans spöttisch, als er Draco musterte.
"Auch mal den Weg gefunden, Draco?", fragte mein Bruder lachend.
"Ach ja? Was hast du Professor Snape den erzählt?", rief ich lauthals und wartete gespannt auf seine Antwort.
"Ich habe ihm natürlich gesagt, dass ich später bei Pride of Portree als Treiber spielen möchte."

"Ich hätte immer gedacht, dass du nach deinem Abschluss wirklich Quidditchspieler werden möchtest.", sagte ich und blickte zu Draco rüber, "Und was hast du Snape erzählt?"
Draco rutschte auf seinem Platz hin und her und richtete seinen Anzug, "Ich habe erzählt, dass ich ins Ministerium gehen werde.", sagte er nervös und blickte schnell zur Seite.
"Komm mal runter, Draco. Dein Vater wird schneller als du gucken kannst wieder aus Askaban raus sein.", Volans versuchte sanft zu klingen, was ihm nicht sehr gut gelang.
Draco lachte auf, "Du hast gut reden. Deine sind ja nicht mehr dort."
Spöttisch lachte ich laut los und steckte meinen Bruder mit meinem Lachen an, "Sie waren fast 14 Jahre in Askaban du Troll!", sagte ich immer noch lachend und schnappte nach Luft.
Ich wischte mir Tränen vor lauter Lachen aus den Augen und blickte meinen Bruder an, "Also fang nicht an zu weinen, Mami ist ja noch da.", sagte mein Bruder und wieder fingen wir lauthals an zu lachen.
Draco sprang auf und sah uns drohend an, "Passt auf was ihr sagt! Ihr wohnt schließlich wieder im Anwesen MEINES Vaters!", schrie er uns an und deutete mit den Finger auf uns.
Volans zuckte mit den Schultern, "Ich bin nicht scharf drauf, weißt du. Aber es wird schob seine Gründe haben, wieso es dort sicherer sein sollte. Und jetzt halt deine Klappe."
Draco verzog das Gesicht und verschränkte seine Arme, "Du spinnst doch.", widersprach er und rutschte von uns weg, um seine Ruhe zu haben.
Volans wollte gerade darauf eingehen, als ich mit dem Kopf schüttelte und mein Bruder das erste mal sogar auf mich hörte.

Es war bereits dunkel, als Draco sich erhob und wortlos das Abteil verließ. Fragend sah ich zu Volans.
"Flurdienst.", sagte er schulterzuckend.
"Solltest du nicht auch dabei sein?", fragte ich zögernd.
"Ja.", er lachte, "Aber ich sehe keinen Sinn darin. Wir fahren nach Hause, sind nicht mehr in der Schule, also können die anderen doch so viele Dummheiten machen, wie sie wollen. Du wirst das schon noch merken, wenn du nächstes Jahr Vertrauensschülerin bist."

"Ich will aber keine Vertrauensschülerin sein, Volans.", sagte ich trotzig und schlug härter als geplant meinen Kopf gegen die Scheibe der Lokomotive.
"Das hast du aber nicht zu entscheiden. Andere würden für diesen Posten morden. Du hast so viele Vorzüge. Du kannst das Bad der Vertrauensschüler nutzen, anderen Schülern Punkte abziehen, das ist so super!", sagte er begeistert.
"Ja, es ist ja so super die kleinen Erstklässler betreuen zu müssen und ihnen beim Eingewöhnen zu helfen!", zischte ich empört.
"Ach, Aries, du bist schon merkwürdig. Jeder andere würde sich freuen, aber für dich ist das natürlich wieder zu viel Arbeit."

"Ich will meine Freizeit! Ich will nach wie vor mit meinen Freunden nach Hogsmeade gehen können oder zu den Quidditchspielen!"

Volans fing an sich über mich lustig zu machen, "Und wer sagt, dass du das nicht kannst, weil du dann Vertrauensschülerin bist? Ich würde eher sagen du kannst es nicht, weil du genug mit deinen ZAGs zutun haben wirst!", fies lächelte Volans mich an und wendete sich einem Buch aus der Verbotenen Abteilung zu, welches er mitgehen lassen hat.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt