143. Auf nach Hause

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Auch in den nächsten Wochen bekamen wir haufenweise Hausaufgaben aufgebrummt. Selbst Jolka und ich kamen kaum mit den Aufgaben hinterher, obwohl wir gute Schülerinnen waren.
Kaum dass wir uns versahen stand auch schon Weihnachten vor der Tür.
Wie jedes Jahr zu den Ferien kam unser Hauslehrer mit seiner Pergamentrolle herein und notierte sich, welcher seiner Schüler in Hogwarts bleiben würde und wer nach Hause fährt.
"Volans, Draco und ich fahren nach Hause.", berichtete ich hastig im vorbeigehen unserem Hauslehrer. Dieser reagierte blitzschnell und packte mich hinten am Umhang, "Was ist das denn für eine Art und Weise, Aries?", fragte er kühl. Er wirkte entsetzt und musterte mich dabei.
"Es tut mir leid, Sir. Aber ich habe noch wichtige Dinge zu erledigen, bevor wir nach Hause fahren...", begann ich hastig, doch Snape unterbrach mich.
"Die da wären?", fragte er sehr streng und lies endlich meinen Umhang los.
"Es tut mir leid Sir, das kann ich nicht sagen.", sagte ich anständig und sah ihn abwartend an.
"Du verlässt am heutigen Abend den Gemeinschaftsraum nicht mehr.", bestimmend sah er mich an.
Ich verzog das Gesicht und schüttelte mit dem Kopf, "Bitte Professor.", sagte ich protestierend, doch der Blick meines Hauslehrers ließ mich aufgeben.
Beleidigt setzte ich mich vor das Kaminfeuer und schubste wütend einen Zweitklässler vom Sofa. Wie ein nasser Sack fiel er zu Boden und gab ein lautes Rumsen von sich. Voller Wut starrte ich ihn an, als er sich erschrocken aufrichtete und in die andere Ecke des Raumes floh.
Professor Snape, der bereits fertig mit dem notieren der Schüler war, unterschrieb nun das Pergament in seiner Hand, "Das war nicht nötig, Aries.", sagte er ohne aufzusehen. Ich starrte ihn nur an und gab kein einziges Wort von mir.
"Wenn du mir nur gesagt hättest, was du vor hast.", sagte er schulterzuckend und sah mich unschuldig an, "Dann würdest du nun wohl schon im Schloss unterwegs sein.", er drehte sich um und ging auf den Ausgang zu, "Wenn ich auch nur hören sollte, dass du auf den Gängen gesehen wurdest, wirst du eine Strafarbeit über die Ferien aufbekommen und du wirst dir wünschen, dass du niemals diese Dummheit begangen hättest.", sagte er kalt und verschwand durch die Mauer.
Ich starrte auf den Punkt, auf dem Professor Snape zuvor noch stand. Wieso war er nur plötzlich so streng zu mir? Ich wusste, dass es in diesem Schuljahr strengere Regeln gab, doch diese konnte keine davon sein, denn selbst die jüngeren Schüler kamen und gingen wie sie gerade wollten.

Ich saß bis tief in die Nacht im Gemeinschaftsraum und grübelte vor mich hin.
"Wo hast du gesteckt?", ertönte plötzlich eine Stimme, "Ich hatte wirklich Mühe nicht entdeckt zu werden! Die Auroren sind echt lästig."
Richard setzte sich vor dem Sofa auf den Boden und legte etwas auf den kleinen Tisch vor dem Feuer.
"Der Professor hat mich nicht gehen lassen, Rich.", sagte ich leise, "Ich habe die ganze Zeit nachgedacht, was der Grund dafür ist, doch ich weiß es nicht.", mein verträumte Blick verflog und ich musterte nun Richard, der es anscheinend belustigend fand.
"Eine große Lestrange, wie du es bist, lässt sich durch Worte abhalten etwas zu tun?", fragte er und stieß mich neckend an.
Er deutete auf den Tisch und nun erblickte ich es auch.
"Und das funktioniert wirklich?", zögernd nahm ich das Stück Pergament an mich und drehte es herum.
Richard nickte, "Ja,der Ravenclaw, Howard Sean, aus der Siebten hat es mir gezeigt. So können wir nun also viel schneller kommunizieren, als über die Eulenpost.", er faltete sein Stück Pergament vor sich auf dem Tisch aus, "Eine Sache wäre da nur noch."
Neugierig sah ich ihn an.
"Wir müssen uns mit diesem Zauber durch das Pergament verbinden.", er zeigte mir einen Zauber, den er auf sein Zaubertrankbuch gekritzelt hatte.
"Socium Membrana?", fragte ich zögernd. Ich hatte noch nie von solch einem merkwürdigen Zauber gehört, holte jedoch meinen Zauberstab hervor. Wir sprachen gemeinsam den Zauber, es geschah nichts, also testeten wir das Pergament und tatsächlich tat sich etwas. Meine Nachricht leuchtete auf Richards Pergament einige Sekunden später auf, jedoch in Spiegelschrift.
Richard lachte verlegen auf, "Na ja, davor hat er mich auch gewarnt...", sagte er grinsend und blickte auf die Nachricht auf dem Papier.
Ich seufzte fast unhörbar, doch die Idee von dieser Art Pergament war super.

Am nächsten Morgen saßen wir bereits im Zug, der in Richtung Heimat fuhr. Auch wenn Volans drauf bestand, dass ich mit ihm fahren sollte, gesellte ich mich zu Richard und seiner Schwester Hannah. Er zeigte seiner Schwester das Stück Pergament und erklärte ihr, wie es zu gebrauchen war.
"Wow!", sagte sie begeistert, "Und das hat dieser Ravenclaw erfunden?", fragte sie erstaunt und sah ihren Bruder an.
Nickend lachte er.
Nach einiger Zeit verlor ich den Faden zu ihrem Gespräch und blickte aus dem Fenster. Die Landschaft war verschneit und stimmte die Weihnachtszeit an. Ich freute mich so sehr auf meinen Onkel und meinen ältesten Bruder, ich hatte beiden viel zu erzählen und spielte mit dem Gedanken, auch wenn ich noch nicht volljährig war Zuhause zu zaubern, so wie Jolka es anscheinend tat.
Nach einer lauten Diskussion erhob sich Hannah und verschwand aus dem Abteil. Ich blickte auf und bemerkte, dass Richard ihr schuldbewusst hinterher sah, "Was ist?", fragte ich nicht gerade einfühlsam und musterte ihn.
"Sie hat mir gerade erzählt, dass sie sich mit einem Halbblut aus Hufflepuff angefreundet hat.", sagte er voller Hass, zwang sich jedoch ein Lächeln auf.
"Sag es deinem Vater.", sagte ich nicht gerade verständnisvoll, "So würde ich es tun."
"Du hast auch zwei Brüder. Die jüngere Schwester verpfeift man nicht einfach so an die Eltern."
Höhnisch zog ich die Augenbrauen hoch, "Nicht? Das solltest du mal Volans eintrichtern.", sagte ich belustigt.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt