88. Widerstand

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Der Schultag ging schnell dem Ende zu, nur noch eine Doppelstunde Zaubertränke und ich hatte es geschafft. Wir sollten an unserem Veritaserum weiter brauen und es zum Ende der Stunde abgegeben haben.
Stolz auf mich, denn der Trank hatte genau die Farbe, die er annehmen sollte, wenn er fertig war, füllte ich ein kleinen Schluck des Trankes in eine Phiole und stellte es in die Halterung auf den Tisch es Professors.
Skeptisch griff er sich das Fläschchen und hielt es hoch, "10 Punkte für Slytherin, dank Miss Lestrange, die wieder einmal als einzige den aufgetragenen Trank aufmerksam und perfekt gebraut hat.", sagte Snape monoton und stellte die Flasche zurück.
Er erhob sich, da einer der Gryffindors offenbar Schwierigkeiten hatte seinen dickflüssigen, klumpigen, grauen Brei abzufüllen.
"Was soll das sein, Mister Shaun?"

"Veritaserum, Sir.", sagte der Gryffindor eher fragend, als Snape auch schon den Trank verschwinden ließ, "Da Mister Shaun es mal wieder nicht geschafft hat einen einfachen Trank auch nur ansatzweise zu brauen, erwarte ich von den hier anwesenden Gryffindors einen Aufsatz über die exakte Durchführung des Trankes."
Lautes Murmeln ging durch die Reihen der Gryffindors, "Außerdem", unterbrach Snape laut das Gemurmel, "15 Punkte Abzug für Gryffindor. Packen Sie zusammen, der Unterricht ist beendet."

Fröhlich lachend verließen Brian, Jolka und ich an diesem Nachmittag den Unterricht. Es gab nichts schöneres, als Gryffindors, die Punkte abgezogen bekamen.

Am frühen Abend traf ich mich mit Richard im Gemeinschaftsraum. Es schien, als würde er schon länger warten, "Wir hatten doch zehn vor Sechs gesagt oder etwa nicht?", fragte er mich, als er den Tagespropheten zur Seite legte und sich erhob.
"Es ist zehn vor Sechs.", sagte ich schulterzuckend und nickte in Richtung Ausgang.
"Wir spielen als nächstes gegen Ravenclaw oder?", fragte ich Richard, der zustimmend nickte, "Am 24. Februar, doch gegen unsere Mannschaft haben die keine Chance. Gryffindor hatte nur Glück bei ihrer Sache."

Vor uns erschien das Quidditchfeld, auf dem alle Spieler noch kreuz und quer flogen. Schon als wir den Hügel hinunter stiegen, hörten wir Volans Schreie. Sie hörten sich nicht gerade freundlich an, "Konzentrier dich, Draco!", schrie er unserem Cousin entgegen, der sich wieder zu fangen schien.
Wir gingen unter den Rängen durch, geradeswegs auf das Feld.
"Wir werfen gleich abwechselnd auf die Tore, auch du, Draco!", sagte Volans laut und schon begann das Chaos. Die Jäger warfen sich gekonnt den Ball zu, doch der neue Treiber ließ ihn fallen. Im Sturzflug rettete er den Quaffel vor dem Boden und stieg wieder hinauf.
Belustigt beobachtete Richard das Schauspiel, "Man, hast du überhaupt schon etwas gegessen?", rief er schließlich zu meinem Bruder, der locker neben uns landete.
"Wenn du mich bei meinem Training stören willst, kannst du dich wieder verziehen, Boith.", zischte Volans.
Doch auch ich bemerkte nun, dass Volans blass aussah. Ich wusste, dass er heute das Mittagessen hat ausfallen lassen, da er das Training planen musste, doch beim Abendessen hatte ich ihn auch nicht gesehen.
Blitzschnell holte ich aus der Tasche meines Umhangs einen Apfel hervor. Er war eigentlich als Nervennahrung für die Hausaufgaben gedacht, doch Volans hatte es wohl nötiger.
Seufzend nahm er den Apfel an und biss ein großes Stück ab, "Danke, Aries.", murmelte er. Selbst Richard warf er einen dankenden Blick zu, als er wieder zu seiner Mannschaft in die Luft stieg.
Das Training lief nicht mehr allzu lange, denn Starkregen unterbrach die Würfe auf das Tor. Als der Regen nach einer Viertelstunde noch nicht vorüber war, beendete Volans die Einheit für heute.

Richard und ich warteten, bis Volans aus der Kapitänskabine kam, "Ich werde Professor Snape bitten uns den Platz morgen und übermorgen zu reservieren.", sagte er und rollte ein Pergament zusammen.
Gemeinsam stiegen wir zum Schloss hinauf und kamen schließlich triefend nass in der Eingangshalle an.
Die große Halle war bereits leer, nur noch die leicht glimmenden Kerzen erleuchteten sie.
"Hast du noch Hunger?", fragte Richard meinen Bruder, "Ich kann dir alles, was du willst besorgen, echt jetzt.", Richard bleib an einer Treppe stehen und sah Volans fragend an.
Mein Bruder sah total geschafft aus und stöhnte nur erschöpft auf.
"Vielleicht holst du ihn ein paar Pasteten.", antwortete ich für meinen Bruder, als wir die große Treppe hinunter gingen.
Anschließend zog ich meinen Zauberstab und trocknete meinen Umhang, der vom Regen noch tropfte.

Eine Viertelstunde später saßen wir am Feuer in unserem Gemeinschaftsraum und wärmten uns auf. Volans aß zufrieden sein spätes Abendessen. Als er fertig war bedankte er sich sogar bei Richard für seinen Einsatz.
"Kein Problem.", sagte er lachend und legte ihm eine Hand auf die Schulter, "Ich gehe nun aber mal schlafen. Gute Nacht ihr zwei.", er zwinkerte mir kurz zu und ging in Richtung Jungenschlafsäle.

Einen Moment lang beobachtete ich Volans, wie er dort eingehüllt in einer Decke saß, "Es rückt Weihnachten immer näher, hat Caelum sich bei dir gemeldet?", fragte ich flüsternd. Schlagartig verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck und er schüttelte mit dem Kopf, "Du kannst dich wohl auf Weihnachten und ein Haufen voller Schulaufgaben im Schloss einstellen.", sagte er verbittert, "Aber was mich angeht", er warf die Decke ab und erhob sich, "Ich bin nun volljährig und werde nach Hause fahren, ob Caelum will oder nicht.", sagte er gleichgültig.
Entsetzt sah ich ihn an und sprang auf, "Du darfst nach Hause und ich nicht?", fuhr ich ihn wütend an, doch er zuckte erneut mit den Schultern.
"Ich kann tun was ich will.", provozierend sah er mich an und grinste hämisch, "Vielleicht hat Caelum ja bereits vergessen, dass er eine kleine Schwester hat, der er versprochen hat, sich regelmäßig zu melden.", er ging an einen Tisch und durchwühlte interessiert fremde Briefe, "Na ja, ich an seiner Stelle hätte so etwas wie dich wohl schon längst vergessen.", er warf einen gelesenen Brief ins Feuer und verschwand in seinen Schlafsaal.
Wütend und entsetzt zu gleich starrte ich ihm hinterher. Wie konnte er nur wagen so eine Bemerkung zu machen. Ich atmete tief ein, um mich zu beruhigen, doch ehe ich mich versah, trugen mich meine Beine in die Richtung der Jungenschlafsäle, "Volans Cygnus Lestrange!", brüllte ich durch den Gang, als ich ihn erblickte und zog meinen Zauberstab.
Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle, mein Körper tat einfach was er wollte.
Bevor mein Bruder sich umdrehen konnte, schleuderte ich den Schockzauber auf ihn. Als er reglos zu Boden fiel, stürzte ich mich auf ihn und hielt schwer atmend meinen Zauberstab an seine Kehle, als sich einige Türen öffneten. Doch so schnell wie sie geöffnet wurden, wurden sie auch wieder geschlossen, denn niemand wollte je etwas mit unseren Auseinandersetzungen zutun haben.
Es fühlte sich an, als würde ich vor lauter Zorn keine Luft mehr bekommen. Ich konnte mich kaum konzentrieren und wusste nicht, was ich als nächstes tun sollte, als mich ein Arm unter der Brust packte und, wie eine Feder hoch hob.
Mein Cousin stand vor mir, er richtete seinen Zauberstab auf mich, "Wieso-machst-du-hier-draußen-so-einen-Aufriss?", rief er und stupste mich bei jedem Wort mit seinem Zauberstab ein Stück zurück.


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05.09.2021: Richard Boith


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